Montag, 31. Juli 2023


Spanien, Frómista (Palencia):
Kirche San Martín, letztes Drittel 11. Jhdt.

 

Diese Kirche liegt auf dem Jakobsweg und ist
einer der ersten hochromanischen Bauten Spaniens.




Die Kirche ist eine dreischiffige Pseudobasilika
auf dem Grundriss eines Lateinischen Kreuzes,
ihre Vierung wird durch eine Kuppel betont.


 
 
Pseudobasilika deshalb, weil ihre beiden Querhäuser
nicht über die Seitenschiffe hinausragen,
sondern in diese integriert wirken.



Hier nun die Ostseite, an der sich drei Apsiden befinden, ...



... und hier die Südwestseite, die zwei kleine Rundtürme hat.



Eine Kirche und ein Benediktiner-Kloster an dieser Stelle
wurden im Testament der Königin Munia Mayor,
geborene Gräfin von Kastilien, und Witwe von
König Sancho III. von Navarra, 1066 erstmals erwähnt.



Die Königin hatte hier ihren Witwensitz genommen,
mit dem Bau der Kirche begonnen und setzte
Kloster und Kirche zu Teilerben ihres Vermögens ein.



Dieses ermöglichte den Bau einer prachtvollen Kirche,
die im letzten Drittel des 11. Jhdts. in nur
15 bis 20 Jahren ununterbrochener Bauzeit entstand.



Hier die einzigartige Westfassade mit den Türmen, ...
von denen der südliche (rechte) im 15. Jhdt. zerstört,
aber wieder aufgebaut wurde.



Beide sehen in Form und Gestaltung kleinen römischen Wachtürmen ähnlich
und sind ober- und unterhalb der Rundbogenfenster mit Würfelfriesen verziert.



In der Mitte befindet sich das hohe Westportal, ...



... das v.a. unten während der Restaurierung
um 1900 verändert wurde.



Das kleine Vordach mit seinen lebendig gestalteten ...



... Konsolsteinen unter dem Dach stammt aber ...



... im Wesentlichen noch aus romanischen Zeiten.



Auch unter dem Giebel der Westfassade sind
skulptierte Kragsteine erhalten, die zu den ...



... insgesamt 309 Konsolfiguren der Kirche gehören und ...



... Pflanzen, Tiere, Fabelwesen und Menschen darstellen.



Hier die Nordseite von San Martín, an der ...



... ein weiteres Portal auffällt, das von drei
Rundbogenfenstern flankiert ist.



Diese sind einheitlich gestaltet, nur dieses
hier hat einen schmalen Fensterschlitz, ...



... während die beiden Fenster links neben dem Portal vergrößert sind.




Dieses Portal ist ebenso auffallend "aufgeräumt" ...



... und wird zur Gänze von einem Würfelfries überfangen.



Darüber geht es mit den figürlich gestalteten Kragsteinen ...



... weiter, die hier hauptsächlich Tiere zeigen ...



... wie diesen Hund mit gefletschten Zähnen.



Hier ist links aber auch eine Mutter mit Kind zu sehen.



Hier das nördliche Querhaus, das zwei kleine
Rundbogenfenster aufweist ...



... und unter dem Dach mit den Figurensteinen fortsetzt.



Hier sind auch einige erotische Darstellungen zu sehen ...



... wie der „Phallusmann“ in der Mitte des Giebels.



Links davon geht es wieder mit Tieren weiter.



Der Vierungsturm ist achteckig mit Seitenwänden ...



... in zwei unterschiedlichen Breiten.



Hier nun die nördliche Seitenapsis,
die gleich zwei Rundbogenfenster hat, ...



... die beide etwas aufwändiger gestaltet sind.



Hier das östliche, bei dem neben den Würfelfriesen ...



... die beiden Kapitelle mit ihren Reliefs bemerkenswert sind.



Die Kragsteine darüber zeigen hier hauptsächlich ...




... menschliche Figuren wie diesen Mann,
der sich anscheinend beide Ohren zuhält.



Die drei Rundbogenfenster der großen Mittelapsis ...



... sind wiederum ähnlich wie jene der Seitenapsiden dekoriert.



Hier die beiden Kapitelle des nördlichen Fensters der Mittelapsis.



Darüber tut sich eine wahre "Orgie" an Kragsteinen auf:



Über den Apsiden wartet auch der Vierungsturm damit auf.



Hier einige Beispiele der gestalteten Kragsteine, ...



... die auf der Hauptapsis diese beiden Personen ...



... sowie links eine Frau und rechts einen Widder zeigen.



Erstaunlich ist, dass die Fenster und Dekorationen ...



... der drei Apsiden erst relativ weit oben anfangen,
die Wände darunter sind schmucklos.



Das Mittelfenster der großen Apsis hat ebenfalls zwei Kapitelle, ...



... an denen die herausragende Steinmetzarbeit zu erkennen ist,
die neben pflanzlichen Motiven wie links auch biblische Szenen darstellen
wie das Kapitell auf der rechten Seite.



Die Konsolsteine unter dem Dach der Apsis
zeigen höchst unterschiedliche Motive und ...



... sind wohl einige von jenen, die während der Restaurierung
nicht mehr ihren ursprünglichen Platz fanden.




Die Mittelapsis ist durch zwei Blendsäulen
in drei Abschnitte geteilt, in denen ...



... sich jeweils ein Rundbogenfenster befindet.



Hier die Kapitelle des südlichen Fensters der großen Apsis,
die weitere zwei von ingesamt 46 Außenkapitellen sind
und hier links Affen sowie rechts ein Tier zeigen, das etwas ausspeit.



Neben dem Kapitell mit Schlingmustern, in das
eine der beiden Lisenen mündet, sind hier ...



... neben Tieren auch eine sitzende Person und
ein bärtiger Mann unter den Kragsteinen zu finden.



Die südliche Seitenapsis ist der nördlichen ähnlich ...



... und hat ebenfalls zwei Rundbogenfenster, ...



... deren Kapitelle skulptiert sind.



Während das linke nur mit floralen Mustern versehen ist, ...



... zeigt das rechte gleich mehrere Vögel.



Das südliche Fenster ist gleich gestaltet
wie die anderen an dieser Kirche ...



... und hat zwei Kapitelle mit Pflanzenornamenten.



Auffälliger sind hier unter dem Dach das Kapitell
mit Schlingmuster ...



... am oberen Ende der Lisene sowie die Konsolsteine, ...



... die hier Tiere und hockende Menschen darstellen.



Das südliche Querhaus ist analog dem nördlichen
relativ schlicht gestaltet und links und rechts abgestützt.



An seinem Giebel setzen sich
die skulptierten Kragsteine fort ...



... wobei auf dieser Seite ein alter Mann mit Bart
in der Mitte hockt.



Links davon geht es mit einem Menschengesicht
und zwei Tierköpfen weiter.



Im südlichen Seitenschiff dahinter
sind wieder - wie im nördlichen - drei Fenster ...



... und ein Rundbogenportal eingebaut.



Hier die beiden weiteren Fenster links des Portals, ...



... die beide Kapitelle mit floralen Ornamenten haben.



Da das Südportal ebenso ein kleines Vordach hat
wie das West- und Nordportal, gibt es hier ...




... gleich zwei Reihen an Kragsteinen zu bewundern.



Deren Phantasie sind nach wie vor kaum Grenzen gesetzt.



Hier sogar ein Mann mit Turban.



Hier geht es vorwiegend mit Gesichtern weiter ...



... die z.T. sogar sehr anschaulich sind wie dieser Mann mit vorstehenden Zähnen
oder diese Frau mit eher rundlichem Gesicht.



Hier eine weitere Frau und daneben ein Hund mit offener Schnauze.



Im 15. Jhdt. erhielt der Vierungsturm zwei zusätzliche Geschosse,
die dem Bauwerk aber zu schwer wurden, sodass
die Kirche in den 1870er Jahren sogar gesperrt werden musste.



Bei der Restaurierung von 1896 bis 1904 wurde der
Vierungsturm neu gebaut und wieder verkürzt, ...



... erst dann konnte man das sakrale Bauwerk
wieder betreten und besichtigen.



Die Kragsteine auf dem Vierungsturm stehen
in ihrer Gestaltung den übrigen um nichts nach.



Hier nun das Südportal, das wie die
beiden anderen Portale gestaltet ist.



Die Kirche betritt man allerdings durch ein ...



... kleineres Portal im südlichen Querhaus.



Nach der Bezahlung des Eintrittsgeldes
darf man die Kirche auch innen besichtigen.



Innen haben alle drei Kirchenschiffe ...




... vier Joche und Tonnengewölbe.




Die Gewölbe von Mittelschiff und Querschiff
beginnen genau auf der Höhe, ...



... wo die der Seitenschiffe ihren Scheitel haben.


 

Es war das erste Mal, dass in Spanien
eine romanische Kirche komplett eingewölbt wurde.



Über der Vierung befindet sich die Kuppel,
die auf Trompen aufliegt, die jeweils mit ...


 
... den Symbolen der vier Evangelisten gestaltet sind.




Oben der Adler für Johannes, hier der Stier für Lukas, ...




... sowie hier der Mensch für Matthäus.




 Hier - last, but not least - der Löwe für Markus
(Foto leider unscharf).



Die Trompen liegen auf Diensten und Säulen, ...



... die mit künstlerisch wertvollen Kapitellen gestaltet sind.



So springen hier zwei Löwen auf andere Tiere auf
und in der Mitte ist ein Kopf, der diese Szene überwacht.



 Hier Adam und Eva mit dem Baum der "Erkenntnis" ...



... und hier das so genannte "Orestes-Kapitell",
bei dem nachweislich das Relief eines in der Umgebung
gefundenen römischen Sarkophags Modell gestanden ist.


 

Sowohl das Mittelschiff als auch die Seitenschiffe ...



... schließen mit je einer Apsis im Osten ab.



Hier die große Mittelapsis mit drei Figuren:

 Links der Hl. Martin von Tours, dem die Kirche
 geweiht ist, und rechts der Hl. Jakobus,
da die Kirche ja auf dem Jakobsweg liegt.




In der Mitte ist ein Kruzifix aus dem
späten 13. Jhdt. zu sehen.



In der Mittelapsis finden die aufwändig dekorierten ...



... Kapitelle ihre meisterhafte Fortsetzung.



Auf diesem Kapitell sind zwei Personen zu sehen,
die jeweils einen Löwen reiten, die aber wiederum
von einem Löwen gebissen oder ausgespieen werden.



Hier tragen zwei Löwen ihre Jungen auf ihrem Rücken.



Im nördlichen Seitenschiff zeigt ein Modell der Kirche, ...



... wie sie vor ihrer Restaurierung um 1900 ausgesehen hat.



Sie hatte zahlreiche Anbauten, u.a. einen Turm,
der mit einer Brücke zu ihrem Vierungsturm verbunden war.



Auch auf der Rückseite von San Martín gab es
Anbauten, die so gar nicht zur Kirche passten.



Hier ein Grundriss davon - inkl. nördlicher Vorhalle.



Seit um 1900 ist alles wieder rückgebaut
- manche meinen, gar zu gründlich und fast zu steril.



Doch San Martín macht heute einen sehr
stilreinen romanischen Eindruck
- wie die 50 innen verbliebenen Kapitelle, ...




... die bis in die kleinsten Einzelheiten ausgearbeitet sind.




Die meisten sind gut erhaltene Originale
wie hier die Verehrung Jesu durch die
Drei Heiligen Könige.




Nur 11 Kapitelle sind Ersatzstücke,
die während der Restaurierung auch
als solche gekennzeichnet wurden.


 

Ihr Programm gleicht den Kapitelle der Außenseite:



Sie stellen Pflanzen, Tiere und Menschen dar.



Einige Kapitelle lassen den Schluss zu, dass die Handwerker Techniken
aus dem islamischen Kulturkreis übernommen haben.



Hier eine größere Personengruppe ...



... sowie hier kämpfende Männer.



Auch dieses komplizierte Schlingmuster verdient Beachtung.



Die beiden Seitenschiffe haben
ebenfalls skulptierte Kapitelle.



Hier der Zugang zu einem der Rundtürme
im Westen der Kirche - er hat im
Bogenfeld ein Christus-Monogramm.



Ehe ich diese bedeutende romanische Kirche
wieder verlassen, gibt es noch einen Blick ...




... ins nördliche (Bild oben) und südliche Querschiff, ...



... sowie in das Mittelschiff nach hinten.



Obwohl äußerst gründlich renoviert ist San Martín
sicherlich eine der bemerkenswertesten romanischen
Kirchen - nicht nur Spaniens.





Unbedingt ansehen!