Montag, 30. April 2018


Deutschland, Cochem (Rheinland-Pfalz):
Alte Kirche St. Remaclus im Stadtteil Cond, 
Turm frühes 11. Jhdt.



Von dieser ehemaligen katholischen Pfarrkirche ...




... in der Zehnthausstraße im Stadtteil Cond
jenseits der Mosel ...



... ist nur noch der dreigeschossige romanische
 Turm aus dem 12. Jhdt. erhalten.



Sein Mauerwerk ist mittlerweile 
durch Eisenklammern gesichert.



 Über einem einfachen Rundbogenfenster ...



... befinden sich an jeder Seite 
im obersten Turmgeschoss je zwei Biforien.



In der Turmbasis
ist heute ein Kriegerdenkmal eingerichtet ...



... mit einer weißen Christusfigur mit mahnend erhobener Hand.



1950 war das Kirchenschiff der alten Pfarrkirche zu klein geworden
und ein Neubau weiter nördlich in Cond in Auftrag gegeben worden.



Das alte Kirchenschiff wurde daraufhin 1970 abgebrochen
und in diese kleine Grünfläche verwandelt.



An der Südwestseite des Turmes ist das ehemalige Pfarrhaus angebaut ...



... und im Nordwesten schließt gleich ...



... das ehemalige Zehenthaus an, ...



... ein hübscher und gut erhaltener Fachwerkbau.



Der Kirchturm überragt natürlich alle Häuser.



Diese Inschrift ist am Kirchturm angebracht:

"5.3. Anno 857 Urkunde über die Schenkung einer Kirche
an die Abtei Stablo (Anm.: bei Lüttich in Belgien)
unter Kaiser Lothar I.

Kurator bis 1796 der Abt von Stablo ...



... Turm der alten Pfarrkirche aus dem frühen 11. Jhdt.

Letztes Kirchenschiff erbaut 1701.

Pfarrkirche bis 1968.
Abbruch 1970."


Nicht nur am Abend hat man von Alt St. Remaclus
einen wunderbaren Blick auf die Reichsburg über Cochem.









Deutschland, Treis-Karden (Rheinland-Pfalz):
Romanisches "Haus Korbisch", 1208 erbaut



Gleich neben der ehemaligen Stiftskirche St. Castor
- und heute auch gleich neben der Eisenbahnlinie
von Koblenz nach Trier - ...



... ist dieses romanische Haus zu finden,
das heute das älteste in Privatbesitz befindliche 
und immer noch zu Wohnzwecken genutzte
Gebäude in Deutschland ist.



Es wurde spätestens Anfang des 13. Jhdts. als Wohnsitz
für die Chorbischöfe und Pröpste errichtet bzw. adaptiert
- Haus "Korbisch" ist eine Verballhornung von "Chorbischof" -
und weist auch heute noch eine reiche Bauzier auf.



Das gut erhaltene Bauwerk ist ein hervorragendes Beispiel
der profanen Romanik in Deutschland
und nach seinem letzten größeren Umbau von 1208
bis heute weitgehend unverändert erhalten geblieben.

Lediglich seine Inneneinrichtung wurde immer wieder
den wechselnden Bedürfnissen angepasst.



Ziemlich einmalig ist die Gestaltung seiner romanischen Biforien.



Ungewöhnlicherweise ist der mittelalterliche Profanbau
vollständig in Stein errichtet worden.



 Bei bauhistorischen Untersuchungen
wurden sogar vermauerte Fensteröffnungen gefunden,
die auf das Jahr 941 zurückgehen:

Das "Haus Korbisch" wurde also wahrscheinlich schon 
während ottonischer Zeiten erbaut.



In einer späteren Bauphase wurde es stark verändert,
wobei sein heute noch erhaltenes Aussehen entstand
als freistehendes verputztes rechteckiges Bauwerk ...



... mit Biforien bzw. gekoppelten Fenstern ...



... und einem angebauten Wohnturm. 

Das romanische Wohngebäude war zweistöckig
mit einem tonnengewölbtem Fasskeller 
und einem Speicher im Dachgeschoss.

Das Erdgeschoss war ursprünglich in zwei Räume unterteilt:

Moselseitig hatte es drei Fenster 
und zwei - inzwischen vermauerte - Eingänge.



Zwei große Wandkamine und zahlreiche Rechteckfenster, 
teilweise mit Mittelsäule, sowie Doppelarkadenfenster (Biforien) 
gliedern die Fassade des Obergeschosses 
und bieten eine für damalige Verhältnisse sehr gute Innenbeleuchtung.



Bis zur Auflösung des nahen St. Castor-Stiftes im Jahr 1802
diente es als Wohnsitz für die Pröpste und Chorbischöfe,
dann war es zeitweise profanes Wohngebäude und Kelterhaus.



Noch heute befindet sich "Haus Korbisch“ in Privatbesitz 
und wird seit 1986 von der derzeitigen Eigentümerfamilie 
 als Wohnhaus genutzt.

Das markanteste Tribut an die moderne Zeit
ist dabei dieser Garageneinbau.



Diese Inschrift ist am "Haus Korbisch" 
zur Erinnerung an seine lange Vergangenheit angebracht. 





Sehenswert, 

weil einmalig in seiner Art!







 



Samstag, 28. April 2018


Deutschland, Treis-Karden (Rheinland-Pfalz):
Ehemalige Stiftskirche St. Castor im Ortsteil Karden, 
um 1120 bis ca. 1250 erbaut



Diese katholische Pfarrkirche wird auch als "Moseldom" bezeichnet
und ist die bedeutendste Kirche zwischen Trier und Koblenz.

Schon während römischen Zeiten war "Vicus Cardena" besiedelt,
weil es an zwei wichtigen Verkehrswegen lag.



Bereits damals standen hier einige 
- wahrscheinlich profane - Gebäude aus dem 1. bis 4. Jhdt. n. Chr.

In merowingischer / fränkischer Zeit 
wurde der nahe Lindenplatz als Friedhof genutzt:
ca. 200 Gräber aus dem 6. - 8. Jhdt. wurden entdeckt.

Wahrscheinlich gab es zu jener Zeit hier schon ein Priesterkollegium, 
aus dem im Hochmittelalter ein Kollegiatsstift hervorging,
das bis 1802 bestand.



Spätestens in karolingischer Zeit um 800 stand hier die erste Kirche:
eine dreischiffige Basilika mit halbrunder, gestelzter Apsis
von insgesamt über 25 m Länge und fast 15 m Breite.

Über deren Fundamenten wurde 1186 mit dem Bau
des heutigen romanischen Chors mit Apsis, 
Flankentürmen und Querhaus begonnen.



Über der Apsis befindet sich auch an dieser ehemaligen Stiftskirche
eine so genannte Zwerggalerie, 
wie sie für den Rhein-Mosel-Raum damals typisch war.



Auch die romanischen Rundbogenfriese darunter
sind noch gut zu erkennen,
die Fenster der Apsis sind später vergrößert worden.



Hier das südliche Querhaus mit seinen barocken Rosetten
und dem Flankenturm, der direkt daran gebaut ist.



Das Langhaus entstand erst Anfang des 13. Jhdts. ...



... und weist bereits frühgotische Spuren auf.



Die ersten fünf Geschosse des Westturms
entstanden wahrscheinlich vor der Ostseite - so um 1120.



Das sechste Geschoss für die Glocken wurde erst 1699 aufgesetzt
und mit einer welschen Haube versehen.



Doch nun ein Blick in die Kirche,
die man durch dieses gotische Südportal mit alter Holztüre betritt.



Innen wirkt St. Castor
dank der stark vergrößerten Fenster im Obergaden
erstaunlich hell und freundlich.



Die große Mittelapsis ist durch rot bemalte Lisenen
und Rundbogenfriese gegliedert.



Am Altar befindet sich 
der gotische Holzschrein aus dem 15. Jhdt., ...



... in dem die Reste der Reliquien des Hl. Castor aufbewahrt werden.

Castor von Karden, ein vermutlich aus Aquitanien stammender 
Schüler des Bischofs Maximin von Trier, wirkte hier im 4. Jhdt. als Priester.

Nach seinem Tod um das Jahr 400 wurde er hier im Stiftsbezirk begraben.

Am 11. November 836 wurde ein Teil seiner Gebeine
in die St. Castorkirche nach Koblenz überführt.



Hier die dicken Wände des nördlichen Flankenturms, ...



... in denen sich dieses Biforium befindet.



Auch an den Langhauswänden sind noch einige davon erhalten, ...



... diese weisen aber bereits gotische Spitzbögen auf
und sind heute "blind".



Einige Kapitelle sind mit floralen Mustern
wie hier mit Eichenblättern versehen.



Im Querhaus wurden offensichtlich
rundbogige Fenster oder Durchgänge zugemauert.



In einem davon ist dieses schöne alte Fresko erhalten.



Auch hinter diesem Seitenaltar sind noch Fresken zu sehen, ...



... so wie hier, wobei hier nicht klar wird, von wo genau diese stammen,
da sie offensichtlich hierher versetzt wurden.



An der Laibung dieses Rundbogenfensters ...



... sind ebenfalls alte Fresken in Rot und Ocker konserviert.



Bereits im 14. Jhdt. gab es in St. Castor eine Orgel,
doch die heutige Barockorgel stammt äußerlich aus 1789
und wurde in den Jahren 2009 bis 2011 rundum erneuert.



Weitere interessante Details sind dieses Weihwasserbecken ...



... sowie diese wesentlich jüngere Grablegung Christi.



Im ältesten Teil der Kirche, im Westturm, ...



... ist neben alten Grabplatten der ehemaligen Stiftsherren ...



... dieser Taufkessel zu finden.

Entweder stammt er auch aus romanischen Zeiten
oder er wurde später neoromanisch gestaltet.



Im ehemaligen Kreuzgang ...



... befindet sich ein weiteres gotisches Portal.



Im romanischen Stiftsherrenbau gegenüber,
der um 1238 errichtet worden ist,
ist heute ein Museum untergebracht, ...



... das auch an die keltische und spätantike Vergangenheit 
von Karden erinnert.



Diese beiden Biforien mit ihren Bögen darüber sind vorbildlich restauriert.



Karden war im Mittelalter auch Zentrum eines Archdiakonats.

Der Propst war einer von vier oder fünf Pröpsten des Erzbistums Trier
und logierte in diesem romanischen Haus ("Haus Korbisch",
das östlich der Kirche steht (s. nächsten Post).





Sehenswert!