Schweiz, Locarno (Tessin):
Kollegiatskirche San Vittore im Stadtteil Muralto,
um 1100 erbaut.
San Vittore ist heute das einzige noch bestehende
romanische Baudenkmal in Locarno.
Bereits im 5. oder 6. Jhdt. stand hier eine frühchristliche Basilika,
die selbst auf den Resten einer römischen Villa aus dem 1. Jhdt. erbaut worden war.
Diese Basilika wurde im 8. und 10. Jhdt. umgebaut
und schließlich Ende des 11. Jhdts. im romanischen Stil rekonstruiert.
901 wurde San Vittore erstmals erwähnt,
war aber damals schon ziemlich alt.
1152 wurde diese Kirche erstmals als Kollegiatskirche erwähnt
und war dann bis 1816 die Pfarrkirche von Muralto.
Der Bau des Glockenturms wurde 1524 begonnen,
aber ab 1527 eingestellt und erst 1932 fertig gestellt.
Hier die Ostseite ...
... mit der großen Mittelapsis.
Die südliche Seitenapsis ist von außen noch erkennbar, ...
... die nördliche wird zum Teil ...
... von einem eckigen Sakristeianbau verdeckt.
San Vittore ist eine einfache Basilika mit einem hohen Mittel- ...
... und zwei niedrigen Seitenschiffen.
Die imposante Westfassade besteht aus regelmäßigen Granit-Bruchsteinen,
das Beinhaus rechts mit Portico wurde erst 1745 angebaut.
Die Überdachung des Westportals stammt ebenfalls aus dieser Zeit.
Im 20. Jhdt. wurden dann
alle bis dahin noch daneben stehenden Gebäude abgerissen,
die früher für die Kanoniker reserviert waren,
um den Kirchenbau frei sichtbar zu machen.
In der Mitte des Turms ...
... ist ein Relief des Hl. Viktor auf seinem Pferd zu sehen.
Hier der Anblick von Süden mit zwei Kapellenanbauten links ...
... und diesem blinden Rundbogenfenster neben dem Südportal, ...
... durch das man die Kirche betritt.
Die drei Kirchenschiffe münden alle im Osten in eine Apsis.
Architektonisch folgt der Innenraum einer archaischen Struktur:
Die viereckigen Pfeiler mit Lisenen auf der Seite der Nebenschiffe
und der offene Dachstuhl deuten auf den lombardischen Stil hin.
An einigen Säulen befinden sich Reliefs.
Hier wird sogar jemand geköpft.
Unter dem Chor befindet sich eine Krypta.
Der Hauptaltar ist aus Marmor und stammt aus dem Jahr 1781.
Die große Darstellung des Pfingsereignisses in der Apsiskulotte ...
... stammt von Hans Schmidt aus dem Jahr 1583.
Darunter sind noch Fragmente älterer Fresken zu sehen.
Auch in der südlichen Seitenapsis ....
... sind noch Fresken erhalten, ...
... die aus der Zeit um 1140 / 50 stammen könnten.
Die beiden Seitenschiffe sind bereits überwölbt
und nicht mehr mit Holz gedeckt.
Die Krypta ist über zwei seitliche Bogentreppen erreichbar.
Sie wird durch Säulen in drei gleiche Schiffe
mit je vier Gewölbekreuzen geteilt, ...
... die in einer gemeinsamen Apsis zusammenlaufen,
die mit einem recheckigen Kreuzgewölbe gedeckt ist.
Die Krypta stammt ebenfalls aus um 1100
und ist eine der besterhaltenen der Schweiz.
Sie besteht aus acht Säulen und 14 Halbsäulen,
die das Kreuzgewölbe stützen.
Deren Kapitelle und Basen sind mit zahlreichen Reliefs versehen,
die von außergewöhnlicher Schönheit und Vielfalt sind.
Hier finden sich geometrische und pflanzliche Motive,
menschliche Köpfe ...
... und phantasievolle Ungeheuer.
Diese Bildhauereien sind wahrscheinlich in mehreren Etappen entstanden,
da sie sehr mannigfaltig und unterschiedlich sind.
Dasselbe gilt für die Säulenbasen.
Ungewöhnlich ist, dass sich hier statt
der während der Romanik üblichen "Krähenkrallen" an den vier Ecken ...
... auch Köpfe und Grimassen befinden.
Hier sind ebenfalls noch Reste
von Fresken aus dem 15. Jhdt. zu finden.
Unbedingt ansehen!
San Vittore ist durchaus zu Fuß
von der belebten Strandpromenade von Locarno aus
zu erreichen.