Mittwoch, 30. November 2016


Deutschland, Bürgel (Thüringen):
Ehemalige Klosterkirche im Ortsteil Thalbürgel, 
1142 - 1180 erbaut



Schon von Weitem ist der Turm ...



... dieser imposanten ehemaligen Klosterkirche zu sehen,
die auf dem Georgenberg über dem Ortsteil Thalbürgel steht.


 

1133 wurde das Benediktinerkloster gegründet,
1142 begann man mit dem Bau der dazugehörigen Kirche.



Die Ostpartie (oben rechts im Bild) wurde dann bis 1150 erbaut,
die Westseite von 1150 bis 1180.

Der Mittelteil, d.h. das Mittel- und die beiden Seitenschiffe,
wurde nach der Reformation 1526 als Steinbruch genutzt
und kam daher im Laufe der Zeit ab.



Die Thalbürgeler Klosterkirche
ist u.a. berühmt für ihr großes Westportal.



Zweifellos sollte beim Bau des Portals
mit seinen unterschiedlich geformten vier Bögen
ein Bild des Himmels und des Kosmos dargestellt werden.



 
Auch hier diente dem Meister von Bürgel
das 1124 entstandene Portal von Paulinzella als architektonisches Vorbild.



Die Vorhalle zur Kirche ist inzwischen leider nur noch eine Ruine.



Hier noch ein Anbau im Südwesten, 
der wahrscheinlich zum abgekommenen Kreuzgang gehörte.



Von der Vorhalle sind nur noch wenige Mauern
mit schönen Biforien erhalten.



Hier zwei davon aus der Nähe.



Diese Halle war für die Witwe des Gründungsherrn erbaut worden,
darin befand sich auch ein Nonnenchor.

Sie hatte sich die Klosterkirche von Thalbürgel als ihre Grablege auserkoren
und ist angeblich im Ostteil bestattet worden.



Obwohl das Langhaus im romanischen Stil ergänzt wurde,
ist doch aufgrund seiner helleren Steine und größeren Fenster erkennbar,
dass es später erbaut wurde.



Seine Wiederherstellung war eine bedeutende Leistung 
der frühen deutschen Denkmalpflege. 



An der dünkleren Farbe der Steine ...



... ist der alte romanische Ostbau erkennbar.



Der noch erhaltene Bogen gehörte zur Vierung,
die heute nicht mehr existiert.



Hier eine Skizze vom Ostteil (diesmal auf der linken Seite),
der zu den wenigen Staffelchören Deutschlands zählte:

D.h., dass die Kirche östlich der beiden Türme (hier die rosa Quadrate)
eine Vierung mit fünf lang gestreckten Apsiden hatte,
in denen fünf Mönche akustisch voneinander getrennt
ihre Messe lesen konnten.



Hier die Beschreibung zur Skizze, ...



... in der der Rest dieses Vierungsbogens in rosa,
 also noch als Mauerwerk
aus der Erbauungszeit des Klosters eingezeichnet ist.



Das Joch zwischen den Osttürmen ist mittlerweile
mit drei großen Fenstern geschlossen worden, ...



... der nördliche Turm wurde aufgestockt,
vom südlichen ist nur noch die Basis erhalten.



Der später zugemauerte Ostteil weist in der Turmbasis
noch eine romanische Arkade auf,
die bis aus einen kleinen Zugang zur Kirche
 ebenfalls vermauert wurde.



1817 war es Johann Wolfgang von Goethe,
der das Fürstenhaus Sachsen-Weimar
wieder auf diese Klosteranlage aufmerksam machte
und so deren Wiederaufbau in Gang setzte.



Der Innenraum wurde erst 1972 wieder errichtet
und wird heute nicht nur für Gottesdienste,
sondern auch für Konzerte des Thalbürgeler Konzertsommers
und für wechselnde Kunstausstellungen genutzt.



Das sich jetzt im Langhaus befindende romanischeTaufbecken
stand vermutlich ursprünglich im Bereich der Vorkirche
und diente der Mission der Sorben,
d.h. der Slawen, die in diesem Raum siedelten und bekehrt wurden.



Ebenfalls in der originalen Fassung erhalten ist eine Pietà,
die vermutlich um 1480 in einer Erfurter Schnitzerwerkstatt geschaffen wurde



Zum Kloster gehörten neben einem Kreuzgang im Norden
auch zahlreiche Wirtschaftsgebäude,
die heute auch zum größten Teil nicht mehr existieren
(s. schwarz eingezeichnete Gebäude).




Nur noch diese Scheune, die heute als Museum genutzt wird,
sowie ein weiteres Gebäude stehen heute noch.




Auch die Klosterteiche zeugen nach wie vor
von der früheren regen Tätigkeit der Thalbürgeler Mönche.








Montag, 28. November 2016


Deutschland, Bad Klosterlausnitz (Thüringen):
Ehemalige Klosterkirche, 1180 geweiht



Diese romanische Pfeilerbasilika ist das Wahrzeichen
des Ortes Bad Klosterlausnitz, der unweit von Gera liegt.




Sie war früher die Kirche eines Augustinerinnenklosters,
das 1132 von der adeligen Witwe Cuniza gegründet worden war.



Zunächst verfügte das Kloster über eine kleine Holzkirche im Tal,
die zwischen 1155 und 1180 durch das steinerne Kloster ersetzt wurde.




 Am 24. Juni 1180 wurde die neue Klosterkirche durch Bischof Udo II. geweiht:
 Sie erhielt den Namen Maria Stein bzw. Marienstein.



 
Ab 1525 hielt die Reformation im Kloster Einzug,
1526 wurde es aufgehoben.



Danach verfiel auch die große Klosterkirche zunehmend.

1617 wurde eine Mauer eingezogen,
die den östlichen Teil und als Dorfkirche nutzbar machte.



 
Der westliche Teil mit den Türmen wurde zwischen 1719 und 1722 abgerissen,
ein Jahr später musste die restliche Kirche wegen Baufälligkeit gesperrt werden.




Damals entstanden Bestrebungen, die Kirche wieder originalgetreu aufzubauen,
die im Wesentlichen auch dem romantisierenden Zeitgeist entsprachen.

Der Architekt Ferdinand von Quast fertigte hierzu die Pläne an,
die 1858 die Zustimmung des Landtages von Sachsen-Altenburg fanden.




1863 war Grundsteinlegung zum Wiederaufbau,
der mit der Weihe am 31. Oktober 1866 zum Abschluss kam.

Die Baukosten der 45 m langen und 37 m hohen Kirche
betrugen etwa 123.000 Mark.




Heute besteht die Kirche aus einem altromanischen Ost-
und einem neuromanischen Westteil,
wobei der Wiederaufbau im Allgemeinen als geglückte Nachbildung gilt.



Demnach hatte das Original eine Galerie zwischen den beiden Türmen.



Sowohl ans nördliche (hier im Bild)
wie auch ans südliche Querhaus ist je eine Apsis angebaut.



Die große Ostapsis schließt bündig an den Chor an
und hat zwei kleine rechteckige Anbauten.



Über der Vierung befindet sich ein kleiner Dachreiter.



An der südlichen kleinen Apsis mussten
einige Quadersteine durch neue ersetzt werden.



Die großen Fenster am Querhaus wurden später eingebaut,
das Biforium über dem Rundbogenfries ist hingegen noch original.



Am wieder errichteten Langhaus wurde das Rundbogenfries 
des Querhauses fortgesetzt, ...



... an den darunter liegenden Seitenschiffen hingegen nicht.



Die beiden gleich hohen Westtürme ...



... haben wieder schöne Triforien bekommen.



Das Hauptportal ist hingegen ...



... neoromanisch und eher schmucklos ausgefallen.



Da diese Kirche seit ihrer Wiedereinweihung evangelisch ist, ...




... ist innen auch der Eindruck der Schmucklosigkeit eher zu erklären.



Dieses alte Triumphkreuz ist allerdings ebenfalls romanisch
und wird auf etwa 1235 - 1240 datiert.



Die Wände des Chors und des Querhauses sind weitestgehend unprofiliert 
und durch ein ungewöhnliches Steinmuster gekennzeichnet.



Die beiden kleinen Apsiden in den Querhäusern
haben wie die große Mittelapsis ebenfalls einen hellblauen Himmel abbekommen.



Das zentrale Langhaus ist ebenso holzgedeckt ...



... wie die beiden Seitenschiffe.



Obwohl der Innenraum eher nüchtern gestaltet wurde, 
schließe auch ich mich der Meinung an, ...



... dass diese Kirche ihrem früheren Original sicherlich ähnlich sieht 
und somit nach wie vor als romanische Kirche gelten kann, ...



... zumal noch erhaltene romanische Bauwerke
in Thüringen eher selten sind.





Sehenswert!