Freitag, 30. März 2018


Deutschland, Mittelheim (Rheinland-Pfalz):
Kirche St. Ägidius, frühes 12. Jhdt.




 Fast direkt am Rhein im hessischen Rheingau ...



... steht diese dreischiffige romanische Basilika,
die auf den Fundamenten ...



... einer Kapelle aus dem 10. Jhdt. errichtet wurde
und somit die älteste Kirche des Rheingaus ist.



Bereits vor 1000 existierte eine einschiffige,
ottonische Kapelle am Standort der heutigen Basilika. 



Nach 1108 lebten Augustiner-Chorfrauen in einem kleinen,
von dem Mainzer Ministerialen Wulverich von Winkel
zu Ehren des Hl. Ägidius gestifteten Kloster bei der Kapelle.



Diese Kapelle wurde ab 1118 durch den heutigen
dreischiffigen Bau ersetzt und 1131 eingeweiht.



Kurze Zeit war St. Ägidius sogar die Kirche
eines Doppelklosters, doch der Männerkonvent
hielt sich nur wenige Jahrzehnte
und auch der Frauenkonvent starb bald aus.



Ab 1263 wurde die Basilika Pfarrkirche von Mittelheim,
ab 1353 bekam sie auch einen eigenen Pfarrer. 

Seit 1448 sind das Kloster Gottesthal 
und das Stift St. Viktor vor Mainz verpflichtet,
die Basilika zu erhalten. 



Die Basilka hat einen kreuzförmigen Grundriss
mit drei Kirchenschiffen und einem Querhaus.



Im Osten dominiert die große Chorapsis,


 
... die sogar doppelstöckig ist ...




... und nur im Obergeschoss Fenster aufweist.



Die kleine Apsis,
die ans nördliche Querschiff angebaut ist,
verschwindet dagegen fast völlig.



Die Apsis, die ans südliche Seitenschiff gebaut ist,
ist von außen gar nicht mehr zu sehen,
da sie in die Sakristei integriert wurde.



Über der Vierung thront ein massiver, ...
 

 
... aber niedriger Turm mit Biforien.



Am südlichen Querschiff ist zusätzlich 
noch eine kleine Apsis an der Rückseite angebracht.



Die Fenster des Langhauses wurden
sicherlich in späteren Zeiten vergrößert.



Im Zuge von Renovierungen in den Jahren
1903, 1938 und 1952 wurde die Basilika wieder 
in ihren romanischen Zustand zurückversetzt.



Hier die schlichte Westfassade, ...



... deren einziges Rundbogenfenster 
heute vermauert ist, ...



... sowie das zweifärbige Rundbogenportal,
durch das man die Kirche betritt.



Innen sieht man der Basilika
ihren romanischen Ursprung sofort an.



Das schmale, holzgedeckte Mittelschiff
ist durch einen runden Triumphbogen
von der Vierung getrennt, ...



... ein zweiter Triumphbogen
leitet zur Chorapsis über.



Die beiden Seitenschiffe sind relativ schmal
und ebenfalls mit Holz gedeckt.



In der Vierung hängt ein romanischen Zeiten
nachempfundener moderner Radleuchter.



Die Decke darüber ist aber geschlossen,
ein Blick in den Vierungsturm darüber ist nicht möglich.



Der Hochaltar ist noch ein romanischer Block
aus der Erbauungszeit. 



Die Orgel stammt allerdings erst von 1978.



Im südlichen Querschiff ...



... ist unter einer Empore eine Taufkapelle
eingerichtet worden ...



... mit einem achteckigen Taufstein aus Sandstein 
mit dem Wappen des Stifters aus um 1490.



Das Querhaus darüber ist nach wie vor
romanisch schlicht und schmucklos gehalten.



In der winzigen nördlichen Seitenapsis 
steht eine spätgotische Pietà aus Terrakotta aus um 1420.



Die südliche Seitenapsis ist nur noch fensterlos erhalten
und beherbergt eine Muttergottesstatue mit Kind.



Hier noch einmal der seitliche Wandaufriss ...



... mit seinen Arkaden im unteren Bereich
und Rundbogenfenstern im Obergaden.






Sehenswert!










Mittwoch, 28. März 2018


Deutschland, Oestrich-Winkel (Rheinland-Pfalz):
Romanisches "Graues" Haus in Winkel, 
Ende 11. Jhdt. erbaut



Das Graue Haus mit der Adresse "Graugasse 10"
ist ein romanisches Wohnhaus in Winkel im Rheingau.


 

 Obwohl es über seine Entstehung 
keine genauen Aufzeichnungen gibt, ...



... wird es aufgrund mehrerer Nachforschungen
auf um 1079 bis 1097 datiert,
womit es zu den ältesten Profanbauten Deutschlands zählt.



Das heute von Weingärten umgebene Gebäude
befindet sich südlich des Ortes am Rheinufer
und ist von diesem seit den 1950er Jahren 
durch die Bundesstraße 42 getrennt.



Es diente der Familie Greiffenclau
bis 1330 als Wohnsitz, anschließend 
als Haus für Beschäftigte von Schloss Vollrads.



Spätestens an der Ostseite wird klar,
warum das Graue Haus so heißt.

Nach einem Brand am 23. Januar 1964 wurde es
vom damaligen Besitzer Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau
in den Jahren 1966 und 1967 in alter Form restauriert.



Somit befindet sich im Giebel ...



... noch dieses wunderschöne romanische Biforium.



Das Fenster darunter wurde bereits adaptiert,
aber dabei immerhin noch 
der ursprüngliche romanische Stil angedeutet.



Über die Jahrhunderte blieb das Gebäude nahezu unverändert,
einzig im 17. Jhdt. entstand vor der Südseite ein Nebengebäude.



In der Südfassade sind die schönsten
romanischen Biforien des Grauen Hauses zu sehen.


 

 Auch ein Doppelfenster mit massivem Mittelteil 
ohne Säule befindet sich an der Südseite.



Darunter ist ein Bogen aus rotem Mainsandstein,
der früher wahrscheinlich als Hauptzugang diente
und leider nur durch die Hecke zu fotografieren war.