Sonntag, 5. August 2018


Deutschland, Almersbach (Rheinland-Pfalz):
Evangelische Pfarrkirche, 2. Viertel 13. Jhdt.


 

Am Ende dieser schönen Allee,
die sich auf einem Bergrücken über der Wied befindet ...



... steht eine der schönsten Dorfkirchen 
des hügeligen Westerwaldes.



Sie liegt am deutschen Jakobsweg,
der hier an einer günstigen Furt die Wied überquerte
und eigentlich schon seit Römerzeiten bestand.




 In ihrer Nähe gab es früher bestimmt auch ein Hospiz,
wenn nicht gar einmal ein Kloster,
von dem allerdings heute keine Urkunden mehr vorhanden sind.



Es handelt sich hier um eine spätromanische Pfeilerbasilika,
die 1199 erstmals urkundlich erwähnt wurde.



In ihrem massiven,
auf quadratischem Grundriss errichteten Westturm ...



... befindet sich neben zwei weiteren namenlosen Glocken
die 1510 gegossene Johannesglocke.



Die beiden Seitenschiffe enden interessanter Weise
vor dem Chor und haben außen keine sichtbaren Seitenapsiden.



Dafür ist die Mittelapsis umso deutlicher ausgeprägt, ...



... durch Lisenen gegliedert ...



... und mit drei romanischen Rundbogenfenster versehen.



Ihr Rundbogenfries, das an der Seite noch besteht,
dürfte aber verloren gegangen sein.



Um die Kirche herum sind
einige alte Grabsteine aufgestellt.



Die Kirche, deren Patrozinium
heute nicht mehr bekannt ist,
betritt man durch den Westturm.



Innen wird man gleich vom erst 2006 
renovierten Kirchenraum "gefangen" genommen:

Seine Gestaltung wurde wieder so weit wie möglich
dem ursprünglichen romanischen Erscheinungsbild angepasst.



Eine Seitenempore aus Holz, 
die sich vor 1915 auf der rechten Seite befand,
wurde entfernt.



Die Fenster im Obergaden
sind zu Kleeblattfenstern umgestaltet worden.



Zwischen 1916 und 1965 gab es auch eine hölzerne Westempore,
diese existiert heute ebenfalls nicht mehr.

Die Orgel ist nun der steinernen Empore,
die sich im Westturm befindet, vorgebaut.
 


Prächtiger als die übrigen romanischen Bauten der Umgebung
ist die dreischiffige Pfeilerbasilika 
mit mittelalterlichen Fresken ausgemalt.



Gleich hier im Hauptschiff befindet sich über einer Arkade
die so genannte "Jakobus-Freske",
bei der der Hl. Jakobus die Pilger segnet.

Dieses Fresko stammt aus der 1. Hälfte des 14. Jhdts.



Auch in der Ostapsis ...



... sind noch Malereien vom Ende des 15. Jhdts. erhalten, ...



... die Christus als Weltenherrscher darstellen,
der auf einem Regenbogen thront.

Neben ihm sind Maria und
Johannes der Täufer abgebildet 
(s. Bild oben).



Im Chor findet sich eine im Zackenfaltenstil ...



... gehaltene Darstellung des Hl. Christophorus.



Die lebensgroße, braunrot gekleidete Figur
wird noch dem 13. Jhdt. zugerechnet, ...



... während die übrigen Fresken
bereits mit ihren höfischen Haartrachten 
dem Sainte-Chapelle-Stil zuzuordnen sind.



Die moderne Holzkanzel ist erst 2012 entstanden.



Obwohl von außen nicht sichtbar,
münden beide kurzen Seitenschiffe innen
in halbrunde Apsiden, wobei hier in der südlichen
eine Marmorstatue von Christus aufgestellt ist.



In der Apsis des nördlichen Seitenschiffes hingegen
findet sich gar noch ein romanisches Fresko aus um 1230
mit einer Kreuzigungsszene.



Dieses wird als ehemaliges Altarfresko gedeutet:

Die darüber befindliche Nische 
dürfte eine Altarnische gewesen sein,
in die 1988 ein Fenster gebrochen wurde.


 

Diese Fresken werden auf Anfang des 13. Jhdts. datiert.

 Typische Merkmale dafür sind das Gabelkreuz,
die segnenden Hände des Gekreuzigten
und seine nebeneinander stehenden Füße.

 

Maria und Johannes, der Jünger, 
sind in die Szene involviert.


 
Die übergroßen Heiligen daneben scheinen
 dagegen nicht wirklich dazuzugehören:

Rechts im Bild ist Petrus mit dem Schlüssel zu sehen.



 Rechts neben ihm gab es wohl früher noch eine Figur,
diese ist inzwischen abhanden gekommen.


 
Links neben Maria ist wahrscheinlich
der Hl. Nikolaus abgebildet.
 
Links außen neben ihm ist die Hl. Cordula
an der Lanze zu erkennen.

Sie war eine Begleiterin der Hl. Ursula,
beide wurden nach einer Pilgerfahrt
von den Hunnen in Köln getötet.

Sie gelten als Schutzheilige der Pilger,
der Reisenden und Schiffer.



In einer Virine sind am Westende des nördlichen Seitenschiffs
diese alten Messgegenstände ausgestellt.



1561 wurde diese Kirche lutherisch,
worauf kurze Zeit später alle Fresken übertüncht worden waren,
da keine bildlichen Darstellungen mehr erlaubt waren.

Gut, dass die heute erhaltenen Fresken
während der Instandsetzungsarbeiten von 1915
wieder entdeckt und zuletzt 2006 restauriert wurden.





Auf jeden Fall ansehen!




Der nette Pfarrer 

aus dem Pfarrhaus links vor der Allee

sperrt Bewunderern seine Kirche gerne auf.









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