Montag, 31. Juli 2017


Deutschland, Ilmmünster (Bayern):
Pfarrkirche St. Arsatius, um 1210 / 1220 erbaut



Schon von Weitem sichtbar ist diese Kirche, 
wenn man sich dem Ort Ilmmünster vom Osten nähert.

Sie ist dem Hl. Arsatius geweiht
- übrigens weltweit die einzige mit diesem Patrozinium -,
dessen Gebeine um 766 aus Rom
in das neu gegründete Kloster Ilmmünster überführt wurden.



Der heutige Bau wurde zu Beginn des 13. Jhdts. 
an der Stelle eines karolingischen Vorgängerbaus
 aus dem 8. oder 9. Jhdt. errichtet.
 

 
Die karolingische Vorgängerkirche wurde für das
im 8. Jhdt. als Filialkloster von Tegernsee
gegründete Benediktinerkloster Ilmmünster errichtet,
das bereits im 10. Jhdt. durch den bayerischen Herzog Arnulf I. säkularisiert wurde.

Um 1060 wurde dann hier ein Chorherrenstift eingerichtet,
das im 13. Jhdt. seine Blütezeit erlebte.

Für dieses Stift wurde um 1210 / 1220
die romanische Arsatius-Kirche gebaut.



Aus gotischer Zeit stammt der an der Südseite stehende,
mit einem Satteldach gedeckte Glockenturm.

Er ist an allen vier Seiten von rundbogigen Klangarkaden durchbrochen
und wird von einem Staffelgiebel bekrönt.



An der Ostseite sind noch drei Apsiden erhalten,
wobei nur noch die mittlere und größere Apsis Fenster hat. 



Die beiden kleinen Seitenapsiden sind heute "blind".



Die drei Apsiden werden durch mit Blendbögen verbundene 
Lisenen und Halbsäulen gegliedert,
die teilweise Knospenkapitelle aufweisen.



 Nur die mittlere Apsis hat auch Rundbogenfriese.



Unter dem Dachansatz verläuft jeweils ein Zahnfries.


St. Arsatius wurde von 1975 - 1984 umfassend renoviert,
seitdem zeigt es sich im neoromanischen Gewand.



An den Außenmauern umlaufen Bogenfriese das Langhaus.



Die Giebelfelder des Turmes sind mit Blendfeldern verziert, ...



... die von Zwillingsbögen gerahmt werden.



Die Westseite des Langhauses ist ebenfalls reich
mit Rundbogenfriesen verziert.



Die Kirche ist als querschifflose, dreischiffige Pfeilerbasilika
mit drei Ostapsiden angelegt,
ihr Chor liegt um neun Stufen erhöht.



Bei Grabungen in der Umgebung des Chors wurden mehrere Fragmente
der Chorschranken der karolingischen Vorgängerkirche gefunden.

Die Sandsteinplatten sind mit Flechtband verziert
und sind vermutlich in der romanischen Kirche wiederverwendet worden.

Ein großer Teil davon ist heute
in der Archäologische Staatssammlung in München ausgestellt.



Das ursprünglich flach gedeckte Mittelschiff ...


 

... wurde 1676 mit einer Stichkappentonne eingewölbt.



In den neuromanischen Hochaltar von 1880
sind vier gotische Schnitzreliefs und zwölf Bildtafeln
eines gotischen Flügelaltars eingefügt.



In den Jahren 1875 - 1878
 führte man eine Reromanisierung der Kirche durch:

Dabei wurde der Stuck aus der Barockzeit
durch Fresken von Johann Michael Wittmer ersetzt.



Der Familienaltar im südlichen Seitenschiff
ist noch von der barocken Ausstattung der Kirche erhalten.



In einer kleinen Nische 
ist der Taufkessel untergebracht.



Über dem Seitenportal ist noch eine ehemalige
gotischen Fensteröffnung mit Verzierung zu erkennen.



Die Westempore mit der Orgel ruht 
auf zwei filigranen Holzbalken.



Die Turmbasis hat innen eine eigentümliche
Ausformung an der rechten, dem Hauptschiff zugewandten Seite.



Hier gibt es noch eine romanische Krypta.



Die dreischiffige Hallenkrypta ...



... ist in fünf Joche gegliedert.


 

Das Kreuzgratgewölbe wird von Pfeilern,
teilweise mit profilierten Kämpferplatten, ...



... und gebündelten Dreiviertelsäulen ...


 

... mit Knospenkapitellen getragen.



An den Wänden wechseln einander
Pilaster und Halbsäulen ab.



An der Ostseite beleuchten kleine Fenster die Krypta.



Hier befinden sich auch die Reliquien des Hl. Arsatius,
die erst 1846 wieder nach Ilmmünster zurückkamen.

Im Wesentlichen wurde seine historisch nicht belegbare Vita 
erst im 15. Jhdt. festgeschrieben, nach der Arsatius 
mit dem Mailänder Bischof Eustorgius die Reliquien der Heiligen Drei Könige, 
auch die Eherne Schlange des Moses, 
von Konstantinopel nach Mailand gebracht haben soll.



Im Jahr 1495, nachdem wenige Jahre zuvor
das Kollegiatsstift nach München verlegt worden war, überführte man
– unter heftigem Protest der Ortsansässigen – die Reliquien des Kirchenpatrons
in die Altöttinger Kapelle der Frauenkirche.



Mit dem Abtransport der Reliquien kam auch ...



... die seit dem 9. Jhdt. bestehende Wallfahrt zum Erliegen,
doch seit 1846 ruhen die Gebeine des Heiligen wieder in Ilmmünster.



Im Westteil befindet sich auch noch dieser Sarkophag.









Freitag, 28. Juli 2017


Deutschland, Aiglsbach (Bayern):
Kirche Unsere Liebe Frau im Ortsteil Gasseltshausen, 
um 1200 erbaut



Diese ungewöhnliche Kirche ...



... ist im Weiler Gasseltshausen bei Aiglsbach zu finden.



Der zweigeschossige, unverputzte Ziegelbau ...



... besteht aus einem Turm 
mit doppelstöckiger Apsis und einem Satteldach.



Er wurde um 1200 im romanischen Stil erbaut,
seine ursprüngliche Funktion ist aber noch ungeklärt. 


 
Im Volksmund wird das eigentümliche Bauwerk 
auch fälschlich als Römerturm bezeichnet. 



Die Unterkirche ...
 


... ist durch einen kleinen Treppenvorbau zu betreten. 



Die Mauern sind hier bis zu 2,5 m stark, 
in der Oberkirche noch 1,5 m. 



Ursprünglich war der Bau 
wohl nur über das obere Geschoss erreichbar.



Die Kirche zählt zu den typisch oberbayerischen
romanischen Landkirchen mit profanem Obergeschoss.

Über der Oberkapelle lag bis ins 16. Jhdt. 
ein zweites profanes Obergeschoss.



Der weiße Giebelaufbau stammt aus dem Jahr 1657.



Im 18. Jhdt. wurde die Kirche erneuert und ausgebaut.



Hier das untere Rundbogenfenster im Detail.



Die beiden von außen sichtbaren Apsiden ...



... sind auch im Inneren erhalten,
allerdings sind die kleinen Fenster durch Altäre verstellt.

 
 
In der Unterkapelle befindet sich ein kleiner Barockaltar mit drei Nischen:

In der mittleren Nische ist eine Muttergottes aus um 1480 aufgestellt,
daneben eine lebensgroße Statue des Hl. Sebastian aus dem 17. Jhdt.
und eine Figur des Hl. Christophorus von circa 1500.



Eine Holztreppe an der Westseite der Unterkapelle
führt bis in den Halbstock, ...

 

... dann geht es auf einer Ziegeltreppe hinter der Unterkapelle
in die Oberkapelle hinauf.



Hier sind auf der spätgotischen Altarretabel aus der 1. Hälfte des 16. Jhdts. 
der Bethlehemetische Kindermord und St. Michael zu sehen,
auf der Predella das Schweißtuch Christi, von Engeln gehalten.