Sonntag, 17. März 2024


Spanien, San Vicentejo (Burgos):
Ermita de la Purísima Concepción, 
2. Hälfte 12. Jhdt.  


 

Auf einer niedrigen Erhebung westlich von San Vicentejo ...



... wurde diese kleine Kirche 1162 fertiggestellt, ...



... gleich neben diesem wohl kaum jüngeren Bauernhof.



Sie besteht aus einem Langhaus und einer Apsis, ...



... die im halbrunden romanischen Stil erbaut ist.



Während das Langhaus etwas schlichter gehalten ist, ...



... ist die Apsis durchaus reich geschmückt ...



... mit Blendarkaden über den Fenstern ...



... und jeweils Kleeblattbögen unter dem Dach.



Alle drei Rundbogenfenster der Apsis sind mehrstufig
und von bereits zugespitzten Bögen eingefasst.



Die Blendsäulen dazwischen sind mit ungewöhnlich
reich verzierten Kapitellen versehen.



Dabei ragen diese beiden Figuren aus, 
die im Stil irgendwie so gar nicht dazupassen.



Es scheint sich um ein Pärchen zu handeln, doch warum
auf der Seite vier Noppen wie Schraubenmuttern herausstehen, ist rätselhaft.



Noch ungewöhnlicher wirkt dieser Stier
mit seinen filigranen Aussparungen links und rechts.



Auch diese Skulptur zweier Personen scheint
von demselben eigenwilligen Künstler zu stammen.



Dieses Relief wurde allerdings liegend hier eingebaut.



Die geschwungenen Bögen über den Fenstern ...



... sind ein weiteres spektakuläres Gestaltungselement
an dieser Apsis ebenso wie ...



... die kleinen, leicht dreieckigen Friesstreifen
über dem Spitzbogen der Fenster.



Die nördliche Blendarkade hat allerdings kein Fenster ...



... und auch die Konsolsteine unter dem Dach
sind nicht weiter gestaltet.



Auch die südliche Blendarkade ist "leer".



Die Apsis schließt an einen kurzen Chor an, ...



... dessen Rundbogenfenster verglichen mit jenen
der Apsis äußerst schlicht ist.



Das Kirchenschiff ist weitaus weniger aufwändig gestaltet
und nur mit einem vierstufigen Rundfenster geschmückt,
was während der Romanik eher unüblich war.



Dafür ist auf der Nordwestseite noch ein romanisches ...



... siebenstufiges Rundbogenportal erhalten, dessen Bögen unverziert sind, ...



... das aber zarte Blendsäulen mit Kapitellen und Würfelfriesen darüber hat.



Hier fallen diese weiße Innensäule
mit ihrem Blätterrelief auf und besonders ...



... diese leider schon verwitterte rötliche Blendsäule, ...



... die wie von einem Biber "angeknabbert"
in der Mitte zugespitzt ist.



Innen ist die kleine Kirche komplett steinsichtig
und bereits mit einer Spitztonne gewölbt.



An beiden Seiten fallen Nischen unter den
(in einem Fall verschlossenen) Fenstern auf, ...



... die aus Biforien bestehen, die wirken, als ob
ihnen ihre Mittelsäulen abhanden gekommen wären.



Das kleine Rundfenster hellt die sonst kahle Wand
auf der rechten Seite ein wenig auf.



Vorne im Chor- und Apsisbereich leuchtet das Tageslicht ...



... durch die drei Rundbogenfenster herein.



Am Triumphbogen, der das Langhaus vom Chor trennt, ...



... sind aufwändigst gestaltete Kapitelle zu sehen,
jedoch aus späteren Zeiten.



Somit ist dieses Kirchlein kunsthistorisch einer der
bemerkenswertesten romanischen Sakralbauten
des Baskenlandes.





Sehenswert!












Freitag, 15. März 2024


Spanien, Vitoria-Gasteiz (País Vasco):
Basilika San Prudencio im Stadtteil Armentia, 
2. Hälfte 12. Jhdt.



Diese Basilika befindet sich im Stadtteil Armentia
am südwestlichen Stadtrand von Vitoria-Gasteiz,
der Hauptstadt der autonomen spanischen Region Baskenland.



Im Hochmittelalter war Armentia, das schon 
zu Römerzeiten besiedelt war, 200 Jahre lang Bischofssitz.



Nach der Legende wurde hier im 6. Jhdt. der Hl. Prudentius geboren,
der später als Bischof von Tarazona erwähnt ist
und der seit 1685 als Schutzpatron von Álava verehrt wird.



Im 9. Jhdt. war Armentia Bischofssitz,
bis dieser im Jahr 1087 nach Calahorra verlegt wurde.



Die Basilika San Prudencio wurde anschließend
Kollegiatkirche eines Chorherrenstiftes, das bis 1498 bestand.



Damals gaben die Kanoniker San Prudencio auf,
um sich in Vitoria niederzulassen.



Santa María wurde ihre neue Kollegiatskirche,
die nach der Gründung der Diözese Vitoria
1862 Kathedrale (heute "Catedral Vieja") wurde.



Zwischen 1773 und 1776 wurde die Kirche sehr stark verändert,
die Südfassade wurde abgerissen und die Vorhalle errichtet, ...



... über der man viele kunstvolle Kragsteine bewundern kann.



Der gesamte Vorbau sieht daher eher wie ein Palast
denn wie eine Kirche aus.



Hier ein besonders detailverliebter Kragstein
mit einem "Dornenzieher".



Im 18. Jhdt. wurden auch Teile des ursprünglichen
 Skulpturenschmucks der Kirche ...



... in die Wände der südlichen Vorhalle eingelassen. 




Neben einer Verkündigungsszene, bei der Maria
bereits der Kopf abhanden kam,  ...
 

 

... und einer Reiterdarstellung sind
zwei Tympana ehemaliger Portale erhalten.



Das größere Tympanon stellt die Himmelfahrt Christi dar, ...



... der in Begleitung von Enoch und Elias ...



... und umgeben von elf Aposteln und ...



... zwei Engeln in den Himmel auffährt.



 Hier die übergroße Christusfigur umringt
von allen anderen Personen.



Das kleinere Tympanon stellt über dem Christusmonogramm,
das von zwei Engeln gehalten wird, das Lamm Gottes
zwischen Johannes dem Täufer und Jesaja dar.



Unter diesem Tympanon befindet sich ...



... hinter kleinen steinernen Arkaden ...



... eine Nische mit einem Sarkophag.



Weitere Reliefs stammen aus dem 13. Jhdt.
und stellen die Grablegung Christi
mit den drei Marien und die Höllenfahrt Christi dar.



Bemerkenswert sind dabei die zahlreichen weiteren ...



... Skulpturen und Reliefs, die auf deren Seiten zu sehen sind.



Dabei fallen besonders diese heute kopflosen Statuen auf,
die zwischen den beiden Szenen aufgestellt sind.




Hier die Szene von Christi Versuchung aus der Nähe gesehen,
bei der der Teufel mit Frauengesicht und Hammelbeinen hinter ihm steht.



Und hier die Grablebung Christi mit den drei Marien rechts im Hintergrund.


 

Beide Darstellungen sind mit weiteren Reliefs, ...



... die nur noch teilweise erhalten sind, unterfangen.



Hier der nach einem Umbau im 18. Jhdt. ziemlich eigenwillige
Grundriss dieser Basilika, die außen als Rechteck erscheint.



Der Zugang zu ihr ist unter der Vorhalle "versteckt".



Innen fallen gleich zwei Säulenpaare auf, ...



... deren Kapitelle äußerst plastisch und phantasievoll ...



... mit allerlei Ungeheuern gestaltet sind.




Das einschiffige Langhaus erstreckt sich über drei Joche ...



... und ist mit einem nicht originalen
Kreuzgratgewölbe gedeckt.




Die Wände des Langhauses sind steinsichtig gehalten.


 
Die Kirche hat ein Querhaus mit einem
später hinzugefügten quadratischen Vierungsturm, ...


 

... einen großen Altarraum und eine halbrunde Apsis. 



Die Apsis hat innnen drei Rundbogenfenster, ...



... davor steht eine Statue des Hl. Prudentius.



Daneben ist dieses schlichte Holzkreuz zu sehen,
das im gotischen Stil gestaltet ist.



Auch die drei Fenster der Apsis haben Kapitelle ...



... mit skulptierten Figuren, die zum Teil ...



 ... archaische Wesen aus alten Welten darstellen.



Die Kapitelle der großen Säulen stellen stilisierte Pflanzenmotive ...



 ... und figürliche Szenen dar wie mit Kentauren kämpfende Reiter, ...



 
... wilde Tiere, Menschen verschlingende Monster,
Vögel, Greife und Löwen.



Interessanter Weise sind die Basen der Säulen ...



... ebenfalls gestaltet und mit Krähenkrallen ...



... oder wie hier mit kleinen liegenden Löwen verziert.



 Hier ist sogar ein Kreuzzeichen eingemeißelt.



In einer Ecke ist diese alte Holzmadonna
mit Jesukind zu sehen.



Die Altäre von San Prudencio sind hingegen
ausschließlich aus barocken Zeiten.



Hier ein gotischer Schrein mit einer Pietá oben.



Die Bogenrippen der Vierungskuppel ruhen auf Kragsteinen,
auf denen Engel in Hörner blasen.
 


Darunter stehen auf Konsolen, die mit Atlanten
und menschlichen Köpfen verziert sind, die vier Evangelisten.



Ihre Köpfe sind die ihrer Symbolwesen - Lukas hat einen Stier- und
Johannes einen Adler-, Matthäus einen Menschen- und Markus einen Löwenkopf.



In der Kirche ist außerdem ein romanischer Taufstein erhalten,
der heute als Blumenschale Verwendung gefunden hat.



In einer Ecke der Vierung fällt eine alte Tür auf, ...



... die sich über einem Rundbogenportal befindet ...



... und heute mit Fensterglas verdeckt ist,
vielleicht ein ehemaliger Zugang zu einer Empore.



Hier noch der kurze südliche Querhausarm ...



... mit seinem goldenen Barockretabel.



Dann geht es wieder aus der Kirche hinaus ...



... und außen um die eigenwillige Basilika herum.



Als Erstes hier diese Konsolsteine aus der Nähe betrachtet, ...



... die unwahrscheinlich realistisch und detailnah gestaltet sind.



Hier eine gehörnte Fratze zur Vertreibung des Bösen.



Die halbrunde Apsis ist noch vom ursprünglichen Bau
 aus dem 12. Jhdt. erhalten.


 
Sie ist durch zwei Blendsäulen in drei Segmente gegliedert, ...



... und auf halber Höhe verläuft ein Gesims ...


 
... mit einem Schachbrettfries.




In jedes der drei Segmente der Apsis ist
jeweils ein schmales Rundbogenfenster eingebettet.



Die Rundbögen der Fensternischen ruhen auf Kapitellen ...




... mit grob gearbeiteten figürlichen Szenen, ...




... die als symbolische Darstellungen menschlicher Laster ...



... oder des Kampfes des Guten gegen das Böse gedeutet werden.



Hier nun das nördlichen Apsisfenster ...



... mit seinen beiden Säulen auf eckigen Basen ...



... und seinen beiden Kapitellen, die eher eigentümliche Männchen zeigen.



Wesentlich feiner ausgearbeitet ...



... als die Kapitelle der Fensteröffnungen ...



... sind die Kragsteine unter dem Dachansatz, ...



... auf denen Tiere, Fabelwesen und ...


 
... menschliche Köpfe dargestellt sind.



Von der Ostapsis geht es weiter ...



... Richtung nordöstliches Querhaus bis hin ...



... zum Turm, der auf quadratischem Grundriss erbaut wurde.



Die Nordwestseite aus Bruchstien ähnelt eher einem großen Speicher ...



... denn einem sakralen Kirchengebäude.



Die Südseite wirkt wenigstens aufgrund ihrer Bauweise ...



... aus hellen Steinquadern ein wenig feierlich
wie es sich für eine Basilika gehört.



Im Jahr 1931 wurde die San Prudencio zum
"Bien de Interés Cultural" ("Kulturgut") erklärt.



Sie wird heute als Pfarrkirche genutzt und
ist erst sei 1979 dem Hl. Prudentius geweiht,
zuvor war sie dem Hl. Andreas gewidmet.