Donnerstag, 3. Oktober 2024

 
 Deutschland, Bodenwerder (Nordrhein-Westfalen):
Ehemalige Klosterkirche St. Marien 
im Stadtteil Kemnade, 1. Hälfte 11. Jhdt.


 
 Um 960 wurde dieses Kloster von zwei Nichten
 von Kaiser Otto I. gegründet und "Caminata" genannt,
von dem noch heute der Name "Kemnade" stammt.
 
 
 
 
Ab ca. 1000 wurde mit dem Kirchenbau begonnen,
1046 wurde St. Marien schließlich geweiht.
 
 

 
Noch Mitte des 17. Jhdts. sah der gesamte Klosterkomplex
gemäß einem Stich von Matthäus Merian so aus
mit der zweiten Kirche St. Dyonisius rechts im Bild.
 
 
 
 
 Heute ist noch ein Teil der alten Klosterkirche erhalten
sowie ein ehemaliges Wohngebäude und der Turm
der ehemaligen St. Dyonisius-Kirche.
 

 
 Hier die Westfassade des Kirchenschiffes, das nach
Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg stark verkürzt wurde.
 

 
 Die ursprüngliche Basilika mit Querhaus und ...
 

 
 ... zwei Seitenschiffen ist heute um ca. 54 m kürzer
als noch Anfang des 17. Jhdts.
 

 
 Hier das südliche Querhaus, in das neben 
den oberen zwei romanischen Fenstern ...
 

 
 ... später unten zusätzlich gotische eingefügt wurden,
ein Rundbogenportal dazwischen wurde zugemauert.


 
 Auch die Ostseite des Querhauses und die halbrunde Apsis
bekamen nachträglich größere Fenster verpasst.


 
Unter dem Dach der Apsis haben sich wohl 
gefiederte Bewohner eingenistet.
 

 
 Die Ostapsis wirkt stark überarbeitet und dürfte ...
 

 
 ... auch später um fast 2 m erhöht worden sein.
 

 
 Leider ging bei der Überarbeitung auch ...
 

 
 ... jegliche Strukturierung der Mauern verloren.
 

 
 Lisenen oder Rundbogenfriese gibt es hier nicht, ...
 

 
 ... nur dieser verbreiterte Sockel an der Basis fällt auf.
 

 
 An der Nordostseite wurde dieses kleine
Häuschen angebaut, vielleicht die Sakristei.
 

 
 Daneben befinden sich diese barocke Türe ...
 

 
 ... sowie dieses Schild mit dem Weihejahr 1046.
 

 
 Hier eine alte Grabplatte, die gar von
einem Templergrab stammen könnte.
 

 
 Das Langhaus ist aus Bruchstein errichtet und
hat an seiner Nordseite weitere Grabplatten aufgestellt.
 


 
 Hier nun der Blick von Nordwesten, an dem man 
den Aufbau der Kirche gut erkennen kann.


 
 Der kleine Dachreiter über der Vierung kam später hinzu,
der ehemalige Turm wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg
mit der Verkürzung des Kirchenschiffs ebenfalls abgerissen.
  

 
Nur wenige Meter nördlich der Marienkirche ist noch
der Rest des Turms der ehemaligen Dorfkirche St. Dionysius
zu sehen - mehr ist von dieser Kirche nicht geblieben.
(s. nächster Blog-Eintrag)
 
 

 
Innen ist St. Marien noch im romanischen Stil gehalten.
 
 
 
 
 Sein Mittelschiff ruht auf Pfeilern mit runden Arkaden ...
 

 
 ... und ist wie der Chor mit Holzbalken eingedeckt.
 
 
 
 
 Die Apsis ist mit neoromanischen Fresken ausgemalt.
 
 

 
Davor hängt ein gotisches Triumphkreuz, bei dem ...
 

 
... der Corpus Christi noch original ist, 
das Kreuz selbst aber 1995 erneuert wurde.
 
 
 
Der Flügelaltar stammt aus der 1. Hälfte des 15. Jhdts.
und zeigt die Geburtsgeschichte Jesu.  

 
 
Die Anordnung seiner Bilder ist nicht mehr ursprünglich,
sondern wurde aus Resten von zwei Altären zusammengefügt.
 
 


 Weitere Ausstattungsgegenstände
sind diese Pietà aus um 1500 sowie ...

 

 
... "Christus im Elend" aus dem 15. Jhdt.,
das ihn nach seiner Geiselung zeigt.


 
 Diese Mondsichelmadonna stammt aus um 1480 ...
 

 
 ... und dieses kleine Kruzifix an der Seitenwand
ist gar romanischen Ursprungs und der
älteste Ausstattungsgegenstand der Kirche.
 

 
 Weiters erwähnenswert sind diese Marienfigur 
aus der 1. Hälfte des 15. Jhdts. sowie ...
 
 

 
... dieses gotische Sakramentshäuschen.



Auch diese Glasmalerei im südlichen Querschiff
ist aus gotischen Zeiten überkommen.


 
1964 wurde dieser romanische Taufstein aus der
St. Johanniskapelle in Tuchtfeld hierher überführt
- sein Ursprung ist leider unbekannt.
 

 
Auch diese Tumba von Siegfried von Homburg († 1380) ...
 
 
 
 
... und seiner Gemahlin ist in St. Marien untergebracht.
 
 
 





Sonntag, 29. September 2024

 
 Deutschland, Höxter (Nordrhein-Westfalen):
Ehemalige Fürst- und Benediktinerabtei Corvey, 
Westwerk 822 - 885 bzw. 1145 - 1159
 
 
 
 
 Diese bedeutende und ehemalige Abtei samt
ihren weitläufigen Bauten und Grundstücken ......
 

 
... wurde 1803 endgültig säkularisiert und ist 
seit 1840 im Besitz der Fürsten von Ratibor.
 

 
 Auch heute noch betritt man die weitläufige Anlage
durch dieses barocke Tor und muss dann den ...
 
 
 
... Wegen um diese großzügigen Rasenanlagen folgen, ...
 

 
 ... um schließlich in die Nähe der Abteikirche zu gelangen.
 

 
Deren markantes Westwerk ist schon von Weitem 
zu sehen und dominiert den Kirchenbau.
 

 
Der Grundstein für die Kirche wurde 822 gelegt und
ihr Kirchenschiff samt Chor und Querarmen 867 geweiht.
 

 
Der Bau des Westwerkes begann wenig später
im Jahr 873, es wurde im Jahr 885 geweiht und
ist heute der älteste erhaltene Teil der Kirche.


 
 In den Jahren 1145 bis 1159 erfolgte 
schließlich seine Umgestaltung mit dem 
oberen Querriegel unter Abt Wibald von Stablo.


 
 Dazu zählen die Abtragung des zentralen mittleren Turms,
die Aufstockung der beiden Fassadentürme sowie
die Erhöhung der Querverbindung zwischen den Türmen.
 

 
 Im 16./17. Jhdt. wurden schließlich die Turmhelme
aufgesetzt sowie größere Fenster in die Fassade gebrochen.
 

 
 
 Die hoch aufragende Westfront besteht nun aus zwei Flankentürmen 
und einem Mittelbau mit einem risalitartigen Erker in der Mitte. 
 

 
 Die Aufstockung der Türme und der letzten Etage des Mittelbaus
ist gut an den verschiedenfarbigen Steinquadern zu erkennen.
 
 
 
  Im Mittelbau befinden sich nun ganz oben sechs kleinere Biforien
sowie darunter vier ältere, doppelt so hohe Zwillingsfenster.
 

 
 Der erkerähnliche Vorbau mündet oben in einen Giebel, ...
 

 
 ... in dem eine Statue von Christus als Weltenherrscher steht.


 
 Die Nische um Christus wurde nachträglich verkleinert.
 

 
 Bemerkenswert sind auch diese beiden Wasserspeier,
die das Regenwasser vom Erkerdach ableiten.
 

 
 Hier nun die älteren, hohen Biforien aus der Nähe gesehen, 
deren massive Mittelsäulen aus Marmor sind mit gestalteten Kapitellen.
 

 
 Diese Zwillingsfenster sind seitlich mit grauen Quadersteinen gerahmt,
während ihre Basis und ihre Rundbögen aus rötlichem Bruchstein sind. 


 
Auch die doppelten Biforien der Türme sind so erbaut, ...
 

 
 ... nur dass sie eine dritte Säulen zwischen ihren
eigentlichen zwei Biforien haben.

 
 
 
Die Säulen der Turmfenster sind aus grauem Gestein ...
 

 
 ... und ihre jeweils äußeren Würfelkapitelle sind
teilweise mit Würfel- und Blattmustern verziert.
 

 
 Die oberen sechs Biforien des Mittelbaus sind dagegen ...
 

 
 ... einfacher gehalten und ihre Säulen und ...
 

 
 ... Kapitelle nicht weiter gestaltet oder verziert.


 
Man betritt die Kirche unter dem imposanten Westwerk, ...



... das auf massiven Pfeilern und Säulen ruht.
 
 

 
Hier heißt es erst einmal zahlen, bevor man hinein darf.
 
 

 
 Durch diese zentralen, sandsteinfarbenen Säulen kommt man ...
 

 
 ... schließlich unter die Westempore und ...
 

 
 ... ins zwischen 1667 und 1671 neu erbaute Kirchenschiff,
da das alte nach dem Dreißigjährigen Krieg baufällig war. 

Leider wirkt das Kirchenschiff barock überladen
und soll hier nicht weiter Thema sein.

 
 
 Das Westwerk besteht innen aus zwei Geschoßen mit ...


 
... einem geräumigen Mittelraum, in dem heute ein Altar steht
und über dem früher der dritte Turm "thronte".
 

 
Der Mittelraum wird "Johannischor" genannt und
seine Empore von Pfeilern und Arkaden getragen.
 

 
 Diese weist große und hohe Zwillingsfenster auf mit 
ockerfarbenen Mittelsäulen mit gestalteten Kapitellen ...
 

 
 ... und einer großen Emporenöffnung Richtung Westen.
 

 
 Angeblich wurden auch dort, wo heute der Putz ...
 

 
... von den Wänden geschlagen wurde und die 
nackten Ziegelsteine zu sehen sind, ...
 
 

... alte Fresken sichergestellt und konserviert.

 
 
Hier nun der schlichte Altar, der im Johannischor ...
 
 
 

... vor einer rundbogigen Arkade aufgestellt ist.
 
 
 
 Dann gelangt man durch den Unterbau des Westwerks ... 

 
 
 
... zwischen den Pfeilern und Säulen wieder hinaus.
 
 
 
 
An letzteren fallen die Kapitelle auf, die alle korinthisierende ...
 
 
 
 
... Vollblattkapitelle mit hohen Kämpfern sind und ...
 

 
 ... im Durchgangsbereich ein eigenes Quadrat bilden.


 
 So soll das karolingische Westwerk 
nach seiner Fertigstellung ausgesehen haben ...
 

 
 ... und so die gesamte Kirche ab 885.


 
 
 Diese Skizze zeigt, wie der große dritte Turm 
über dem heutigen Mittelraum des Westwerks aufgebaut war.


 
Manche Historiker gehen sogar so weit zu behaupten,
dass der karolingische Bau auf einen römischen Kern zurückgeht,
was auch die Verwendung von korinithischen Säulen erklären könnte.
(s. Abbildung ganz links)
 
 
 
Hier jedenfalls der Grundriss des karolingischen Baus
mit den fast quadratischen Ausmaßen des Westwerks.
(s. linke Seite)  
 

 
 Als ziemlich sicher gilt, dass sich vor der Kirche
- wie in karolingischen und ottonischen Zeiten oft üblich -
einmal ein Atrium befand - wie hier im Bild dargestellt.
 
 

 
Von diesem ist heute nur noch eine Art Vorplatz vorhanden, ...
 

 
 ... der gepflastert ist, von Mauern umgeben und ebenso auf
 Kirchenniveau liegt - also 1 m tiefer als die heutige Umgebung.
 
 
 
Hier ist auch die Tafel in den Boden eingelassen,
dass die Stiftskirche nun zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.
 

 
 Ihr Westwerk ist wirklich einzigartig ...
 
 

 
... und übertrifft sogar jenes der nahen Pfarrkirche
St. Kilian in Höxter, die als ihr Vorbild diente.
 
 
 
 
Hier noch eine Luftaufnahme der Kirche,
die heute den Mittelpunkt dieses großzügigen 
herrschaftlichen Grundbesitzes bildet.
 


 
 
 Sehenswert!