Montag, 8. Mai 2017


Deutschland, Königslutter am Elm (Niedersachsen):
Ehemaliger Kaiserdom St. Peter und Paul, 
um 1170 fertig gestellt.



Auch wenn nicht so bekannt wie der Dom in Speyer,
kann man diese Basilika getrost als die Antwort Niedersachsens
auf die Kaiserdome von Speyer, Mainz und Worms ansehen.



Der Dom ist eine kreuzförmige Pfeilerbasilika
mit drei Kirchenschiffen, doppeltürmigem Westwerk
und oktogonalem Vierungsturm.



Mit seinen 75 m Länge und 18 m Höhe 
hatte er für damalige Zeit enorme Ausmaße. 


 

Doch erst muss man diesen
hinter hübschen Fachwerkbauten ...




... und den herrlichen Bäumen im Park davor einmal finden,
immerhin befindet er sich an der höchsten Stelle des Ortes.



Als erstes kommt das nördliche Querhaus in Sicht ...



... mit zwei Rundbogenfenstern unter einem ebensolchen Fries ...



... sowie einem mehrstufigen Rundbogenportal.
 
Der Kaiserdom in Königslutter wurde 1135
von Kaiser Lothar III. als Benediktiner-Abteikirche
und Grablege für sich und seine Familie gestiftet.

Die Fertigstellung des romanischen Bauwerkes erfolgte
 – nach Lothars Tod und dem Übergang des Kaisertums an die Staufer –
um 1170 unter Heinrich dem Löwen.



Das Bauwerk besteht aus Elmkalkstein,
der nahe dem Ort an den Hängen des Elms gebrochen wurde.



Besondere Bedeutung erlangte der Dom
durch den reichen künstlerischen Schmuck
in Form von Bildhauerarbeiten lombardischer Steinmetze.



Dazu gehören v.a. der Kircheneingang, das Löwenportal ...



...und das Jagdfries an der Ostapsis.



Zu diesem Fries ...



... gibt es mehrere Deutungen.



Kopfzerbrechen bereitet v.a. die Deutung
der mittleren, zentralen, nach Osten ausgerichteten Szene
„Hasen fesseln den Jäger“.



Das Gros der Forschung deutet diese Szene
als Sieg des Guten über das Böse.



Auch die anderen Darstellungen sind nicht zu verachten ...



... und beeindrucken durch ihre Lebendigkeit ...



... wie durch die Plastizität ihrer Darstellungsform.



Auch über dem Dach der Apsis ...



... befindet sich eine Skluptur mit einem Hundekopf.



Die kleinen Seitenapsiden verfügen nur
über einfache Rundbogenfriese, ...



... ebenso die Apsis, die ans Querhaus angebaut ist.



Ans südliche Querhaus ...



... schließt eine Mauer an, ...



... in die dieses romanische Tympanon ...



... sowie diese mittelalterliche Darstellung
des Gekreuzigten mit Maria an seiner Seite eingemauert sind.



An die Südseite des Doms ...



... schließt der mittelalterliche Kreuzgang an, ...



... von dem nur noch der ältere Nord- und 
der etwas jüngere Westflügel (hier im Bild) erhalten sind.



An der unterschiedlichen Ausführung des Doms
sind zwei Bauphasen ablesbar: 



Zuerst entstand 1135 - ca. 1150 der große Mönchschor im Osten,
der in den Tradition von Cluny II steht.

Der Ostteil der Kirche hatte als Ideal den Schmuckreichtum
dieses französischen Baus vor Augen.


 
Jedoch wurden um 1150/1160 die Pläne geändert
und mit dem Beginn des Westbaus
und der Ausführung des Langhauses ...



... wurde mit asketischer Formensprache ein deutlicher Gegensatz
zu der schmuckreichen Ostpartie gesetzt.




Die beiden Westtürme wurden erst im 15. Jhdt. vollendet.



Von 2002 bis zur 875-Jahr-Feier 2010
wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt,
sodass der Dom heute wieder in neuem Glanz erstrahlt.



Das Löwenportal des nördlichen Seitenschiffes
stammt aus der ersten Bauphase.
 


Die Bauplastik, die sich nicht nur hier,
sondern auch an den Ostteilen und am Kreuzgang zeigt,
hat sehr große Ähnlichkeit mit Bauten in Ferrara, Verona und Piacenza, ...



... sodass man annimmt,
eine Gruppe von vorher in Italien tätigen Steinmetzen
hat diese Formen nach Königslutter gebracht.



Auch steinerne Löwen,
die wie diese beiden hier die Säulen des Kirchenportals tragen,
sind an vielen lombardischen Kirchenbauten zu finden
- diese beiden hier sind allerdings Kopien.



Die schon ziemlich in Mitleidenschaft gezogenen
Originale stehen unweit davon ...



... bereits wettersicher im Inneren des Doms.



Hier überrascht die Farbigkeit der Ausmalung.




Ende des 19. Jhdts. war die frühere mittelalterliche Kirchenausmalung
mit gelber Farbe überstrichen.

Auf Anregung von Prinz Albrecht von Preußen
wurde eine Instandsetzung der Kirche beschlossen.


 
Dazu gehörte eine neue Ausmalung des Kircheninnenraums,
die 1887 – 1894 durch den Braunschweiger Hofdekorationsmaler Adolf Quensen
nach Entwürfen von August Essenwein erfolgte.


 
Der historistische Malstil lehnt sich an romanische,
in den Gewölben an barocke Vorbilder an.


 
Die Malereien gelten heute
als ein bedeutendes Zeitdokument des ausgehenden 19. Jhdts.


 
 
Die große romantisch-sinfonische Orgel auf der Empore
wurde 1892 – 1895 erbaut, von 2008 - 2010 saniert
und in ihren Zustand von 1895 rückgeführt.


 

Das Gewölbe darunter weist offensichtlich
noch ältere Malereien auf.



Auch die beiden Seitenschiffe sind in historisierenden Farben
- ocker, dunkelrot und grau - ausgemalt.



Seit der 2010 abgeschlossenen Restaurierung ist die Ausmalung des 19. Jhdts.
in ihrer ursprünglichen Farbkraft vollständig wieder hergestellt.



Besonders farbenfroh sind die beiden Querhäuser gestaltet.



Die große Ostapsis übertrifft aber alles.



Hier thront Christus in der Mandorla,
der Raum hinter dem Altar ist mit Draperien ausgemalt.



Äußerst phantasievoll sind auch die Kapitelle gestaltet.



Im Chor befindet sich Sarkophag Domgründers Kaiser Lothars III., 
seiner Frau Richenza und ihres Schwiegersohns Heinrich.

Das Kaisergrab wurde bereits 1620 geöffnet:

Dabei entnahm man den bleiernen Reichsapfel und eine Schrifttafel,
die Lothars Tod und die damalige politische Situation beschreibt.

Außerdem wurden Grabkrone, Schwert und Kelche entnommen,
die seitdem verschollen sind.



Hier zwei der kleinen Apsiden ...



... sowie die Ausmalung des Obergadens ...



... mit Engeln und Drachen.



Plastisch gestaltet ...



... sind auch die Kämpfer, ...



... einige davon auch in Farbe.



Sehenswert ist der Kreuzgang, entstanden ab 1150, ...



... von dem der Nord- und der Westflügel noch erhalten sind. 



Der ältere Nordflügel gehört mit seinem Reichtum ...



... an ornamentierten Säulen und Kapitellen 
zu den schönsten seiner Art in Deutschland.


 



Hier einige ...



... besonders schöne Beispiele davon.



Einige Kapitelle zeigen sogar figürliche Darstellungen, ...



... dieses gar einen Atlanten.


 

Auch in den Triforien ...



... befinden sich z.T. noch original erhaltene ...



... romanische Säulen mit Dreh- oder Flechtmustern.



Der westliche Flügel ist während der Gotik erneuert worden.



Hier befinden sich heute ...



... zahlreiche Grabplatten.



Weitere finden sich am Gebäude gegenüber, 
wo sich einmal der Südflügel befunden hat.



Im Westflügel sind noch romanische Reste 
wie dieses Portal, ...


 

... dieser Steinsarg ...



... sowie das Kapitell dieser Säule vorhanden.



Das hier befindliche Brunnenhaus wurde ...



... - ähnlich wie die Kirche innen - ...



... in kräftigen Farben gestaltet.



Hier eines der beiden Biforien des Brunnenhauses.



Das Triforium ist offenbar erst unlängst renoviert worden ...



... genau so wie dieser Atlant im Inneren des Westflügels.



 Hier noch einige Aufnahmen ...



... der Südseite dieses interessanten Kirchenbaus
mit seinen drei Türmen.







Sehenswert!