Freitag, 30. April 2021


Italien, Civate (Como, Lombardei):
Ehemalige Abtei San Pietro in Monte
und Oratorium San Benedetto, 8. bzw. 11. Jhdt.



Diese ehemalige Benediktinerabtei befindet sich
in den Bergen nordwestlich von Civate 
im so genannten Valle del Oro ("Goldtal") ...



... und ist nur vom Dorf aus in einem ca.
einstündigen Fußmarsch z.T. über Treppen erreichbar.



Die letzten Serpentinen des Bergpfades werden einem ...



... mit Erklärungstafeln zur Abtei "versüßt", ...



... um nur ja nicht auf den letzten Metern
 noch schlapp zu machen.



Bei 28°C Außentemperatur ist man 
schließlich schweißgebadet, ...



... sobald das erste Gebäude in Sicht kommt.



Dieses ist das Oratorium San Benedetto, ...



... das unterhalb der großen Abteikirche liegt.


 
Das Kloster steht nämlich auf einer Höhe von 630 m
auf einem grasbewachsenen Plateau
eines Ausläufers des Monte Cornizzolo.



Hier eine Luftaufnahme der gesamten
heute noch existenten Anlage,
die aus drei Gebäuden besteht:

Der dem Apostel Petrus geweihten Basilika,
dem St. Benedikt geweihten Oratorium (vorne)
und einem Beherbergungsbetrieb (oben rechts).



Das Oratorium hat einen quadratischen Grundriss ...



... mit drei halbrunden Apsiden an drei Seiten
sowie einem eckigen Anbau an seiner Westseite.



Es wurde vermutlich nicht nur zur Taufe genutzt,
sondern auch für Gebete und Beerdigungen.



Hier seine Südapsis mit einem Zugang,
der wahrscheinlich später eingebaut wurde.



Die Mittelapsis ist nicht größer
als die beiden anderen an den Seiten ...



... und hat drei Rundbogenfenster
unter ihrem Rundbogen- und Zahnfries.



Das Zahnfries ist bei der südlichen Apsis
nicht vorhanden, wohl aber ...



... bei der östlichen und nördlichen Apsis.



Es befindet sich über dem Rundbogenfries
genau unter dem Dachfirst.



Die nördliche Apsis hat nur ein Fenster, ...



... das heute mit Gittern versehen ist.



Die vielen Besucher an diesem Tag genießen wie ich die herrliche Aussicht ...



... auf den Annone See südlich des Comer Sees.



Das Oratorium hat an seiner Nordseite ...




... eine Vorhalle über eckigem Grundriss, ...



... die genauso ein Satteldach hat wie der
zentrale quadratische Raum.



Da es nicht immer geöffnet ist,
kann es unter der Woche nur nach Absprache
 besucht werden oder an Feiertagen,
wenn die Freunde von St. Peter anwesend sind.



Man betritt es durch den Zugang im Norden ...



... und kommt in einen unten noch steinsichtigen,
oben aber verputzten Raum.



Hier die Ostapsis mit ihren drei Fenstern
und dem Altar, ...



... über dem noch drei Fresken erhalten sind.
(Aufnahme leider ziemlich dunkel).      




Während die Apsiskalotten ihre Fresken eingebüßt haben, ...



... sind sie am Altar noch erhalten.



Diese zeigen Christus mit Maria und Johannes
auf der Vorderseite sowie an den Seiten ...



... links den Hl. Andreas mit den Worten "ego sum lux mundi"
sowie rechts den Hl. Benedikt, der ein Buch mit den Worten
"ego sum benedictus aba(s)" hält.



Man fand heraus, dass das Oratorium und seine Fenster
nach den Sonnenwenden ausgerichtet sind.



Vom Oratorium sind es nur wenige Schritte ...



... zur ehemaligen Abtei, die auf den ersten Blick ...



... etwas ungewöhnlich aussieht.



Dies ist auf diese große Vorhalle zurückzuführen, ...



.... die anlässlich des Umbaus der Kirche im 11. Jhdt., ...



... als der Kirchenraum "gedreht" und der Eingang
an die Ostseite verlegt wurde, zurückzuführen.



In diesem Zuge ist die Ostseite zum am Abhang
gelegenen pompösen Zugang gemacht worden.



Hier der Grundriss der Kirche, der dies verdeutlicht.



Das ziemlich lange Kirchenschiff dahinter ...




... ist nach wie vor in schlichter Romanik gehalten.



Die neue Vorhalle samt Treppe verringerte auch ...


 
... den Abstand zum darunter gelegenen Oratorium.



An seiner Ostseite ist das Kirchenschiff
erstaunlich hoch, ...



... an seiner Westseite hat es hinter einem Stützwall ...



... heute eine fensterlose Apsis, ...




... deren einzige Verzierung das Rundbogenfries ist.



Während die Südseite der Kirche
somit gut sicht- und einsehbar ist, ...



... verschwindet die Nordseite hinter
diesem Zubau mit Steinpfeilern, ...



... an den der Hof mit dem Beherbergungsbetrieb
anschließt, der nicht öffentlich zugänglich ist.



Südlich der Kirche sind noch die Fundamente
 von früheren Abteigebäuden zu erkennen, ...



... die heute nur noch Mauern
um einen kleinen Gemüsegarten sind.



Unter der Vorhalle befanden sich früher
Übernachtungsräume für Pilger,
diese sind heute mit Gittern versehen.



Bemerkenswert sind diese für romanischen Zeiten ...



... unglaublich großen Biforien in der halbrunden Vorhalle.



Der Zugang zur ehemaligen Benediktiner-Abteikirche ...



... erfolgt über eine lange und breite Treppe ...



 ... in einen großen halbkreisförmigen, ...




... durch die doppelten Bogenfenster gut beleuchteten ...



... Vorraum auf der Ebene der Kirche.



Ihr Zugang befindet sich hinter diesem Torbogen ...



... und ist um sein Rundbogenportal ...



... mit einem Fresko von Christus verziert.




 Leider stand auch ein Schild davor,
das den Besuchern den Zutritt zur Kirche
verwehren wollte wegen einer Chorprobe, ...



... was natürlich den Unmut aller auf sich zog,
die extra die mühsame Wanderung
hierher auf sich genommen hatten.



Man vertrieb sich die Zeit mit der Begutachtung
der Bausubstanz wie dieser Lisenen
an der Ostseite des Kirchengebäudes.



Dann ging endlich die Türe auf
- für 10 Minuten durften wir uns die Kirche ansehen.



Das Gotteshaus verfügt seit seinem Umbau
im 11. Jhdt. über zwei Bereiche mit Apsiden
an den beiden Enden des Langhauses:

Vor der Westapsis steht das Ziborium mit Altar, ...




... die drei östlichen bilden eine Veranda mit zwei Kapellen
zu beiden Seiten des Eingangs,
der im 11. Jhdt. in die Mittelapsis eingebaut wurde.



Die eindrucksvollen Fresken in der Basilika San Pietro,
deren Thema die Wiederkunft Christi in Herrlichkeit ...




... und der Triumph der Gerechten
nach der Offenbarung des Johannes ist, ...




... gehören zu den bedeutendsten Beispielen
romanischer Malerei in der Lombardei.



Hier Christus in der Mandorla abgebildet
- sein Gesicht kam abhanden und wurde ausradiert -
sowie der lange siebenköpfige "Höllenhund"
mit langem Drachenschwanz darunter.



Die innere Ausgestaltung der Kirche wird
auf die letzten Jahrzehnte des 11. Jhdts. sowie
die ersten Jahrzehnten des 12. Jhdts. datiert,
über die Künstler ist aber nichts bekannt.



Über dem Eingang zur Abteikirche ...



... thront Christus über dem himmlischen Jerusalem
auf einer Weltenkugel mit einem Lamm zu seinen Füßen.



Daran schließt ein Kreuzgratgewölbe an,
auf dem ein Fluss entspringt,
der sich sofort in vier Wasserläufe teilt.




Eine der beiden Seitenapsiden ist
 mit dem "Volk der Erwählten" bemalt, ...
 


... die andere mit Engeln.



An der Seite ein Papst mit riesengroßem Schlüssel,
es ist entweder Marcellus I. oder Gregor der Große.



An der Nordseite der Kirche sind diese mit Reliefs
verzierten rötlichen Platten durch Glasplatten geschützt.




Diese bilden das Geländer zum Abgang zur Krypta ...




 ... und haben in Ton geritzte Fabelwesen zum Thema.



Über dem Zugang zur Krypta ist ...




... ein Steinbogen mit Pflanzenranken zu sehen.



Die Krypta selbst ist mit Stuck verziert, ...



... hat in Weiß gehaltene Kreuzgratgewölbe ...



... und wird von Steinsäulen ...




... mit stuckverzierten Kapitellen getragen.



An ihrer Westseite hat sie einen steinernen Altar ...



... und dahinter ein Altarbild ebenfalls aus Stuck ...



... mit der Entschlafung der Gottesmutter oben ...



... und der Kreuzigungsszene unten.



Die Stuckbilder an den Seiten sind nur noch
teilweise erhalten und erkennbar.



Auch einige wenige Fresken sind ...



... neben den Fenstern noch erhalten.



Die Krypta ist erstaunlich hell ...



... und hat auch an ihrer Südseite kleine Fenster.



Räumlich ist sie durch zwei Säulenreihen in drei Schiffe geteilt.




Wieder oben im Kirchenraum geht es ...




... ans westliche Ende des Kirchenschiffs,
wo das mit Stuck verzierte Ziborium steht, ...




... in dem der gekreuzigte Christus ... 


 
... zwischen Maria und Johannes dargestellt ist ...




... und das über den Kapitellen
die Evangelistensymbole zeigt
wie hier den Menschen für Johannes.




Auf der Rückseite ist Christus als Weltenherrscher
dargestellt, während die Kuppel innen ...


 
... mit Heiligenfiguren bemalt ist, ...



... die um das Lamm Gottes gruppiert sind.



Die Westapsis dahinter ist so Weiß
wie die Apsiskalotten des kleinen Oratoriums
unterhalb der Kirche.



In den beiden Seitenwänden daneben ...



... befinden sich Portale wie dieses hier,
das bereits vermauert, aber bemalt ist.



Auch die Nordseite weist große Gemälde auf, ...



... die die Verbindung zwischen den Fresken
an der Ost- und den Szenen des Ziboriums
auf der Westseite herstellen.




Dann geht es wieder hinaus ...




... und die Treppe hinunter ...



... in die herrliche Landschaft ...


... mit ihren Bergen und Seen.



Sollte man nicht noch einige Wege
um den Klosterkomplex weiter gehen wollen,
geht es wieder in weniger als einer Stunde 
hinunter nach Civate.






Der ehemalige Abteikomplex

San Pietro al Monte

ist ein Muss

für jeden Romanik-Fan!