Samstag, 1. Oktober 2016


Österreich, St. Florian bei Linz (Oberösterreich):
Krypta des Stiftes St. Florian,  2. Hälfte 11. Jhdt.


 

Dieses große und bekannte Barockkloster
steht in der Marktgemeinde St. Florian bei Linz.

Die Stiftsbasilika und das Kloster als Gesamtanlage
stehen unter Denkmalschutz.



Die ersten schriftlichen Zeugnisse einer Klosteranlage
gehen auf karolingische Zeiten um das Jahr 800 zurück,
doch scheint hier die Verehrung des Märtyrers Hl. Florian
bereits seit dem 4. Jhdt. zu bestehen.

1071 wurden im Stift St. Florian die Augustiner-Chorherren
als Reformgemeinschaft durch Bischof Altmann von Passau eingeführt.

Sie versehen seither klösterliche und seelsorgliche Aufgaben
- das Stift betreut 33 inkorporierte Pfarren.



Man betritt den Gebäudekomplex durch ein Tor ...




... und bekommt gleich die prächtige Westfassade zu sehen,
die im Zuge des barocken Neubaus ab 1686
durch Carlo Antonio Carlone geschaffen wurde,
der bis zu seinem Tode 1708 hier als Baumeister wirkte. 



Gegenüber befinden sich Wirtschaftsgebäude ...




... und das Feuerwehr-Museum.



Hier ein detaillierter Gebäudeplan des gesamten Komplexes.



Nach Carlones Tod 1708 übernahm Jakob Prandtauer die Baustelle,
der sie im Wesentlichen in dessen Sinn weiterführte,
zugleich aber auch seine eigene Handschrift hinterließ
und von hier entscheidende Anregungen für Stift Melk empfing.




In seiner Zeit entstanden der Südtrakt ...
 


... mit dem prachtvollen Marmorsaal, ...


 

... das Sommerrefektorium
als Anbau an der Ostseite des Stiftes, ...



... der Konventbau und vieles mehr.




Berühmt ist auch dieses offene Stiegenhaus,
unter dem sich der Zugang zum Südtrakt befindet.



Nach dem Tod Prandtauers 1726
führte der St. Florianer Baupolier 
Jakob Steinhueber dessen Pläne fort.

Nur zum Bau der Stiftsbibliothek 
zog man 1744 einen weiteren Baumeister,
den Steyrer Gotthard Hayberger, heran.

Ca. 1750 wurden die Bauarbeiten am Stift beendet.



Die Gebäude sind nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen,...



... die gleich in der prächtigen Klosterbibliothek ...


 

... mit ihren ca. 140.000 Buchbänden beginnt.

Zu den frühesten Zeugnissen 
über das Kloster St. Florian zählt eine Handschrift,
die sich heute allerdings in der Königlichen Bibliothek in Brüssel befindet:

"Dieses Buch ... wurde fertig gestellt in St. Florian am 12.9.819."



In den Gängen davor 
sind einige St. Florian-Statuen ausgestellt.

Florianus war leitender Beamter
in der Zivilverwaltung der römischen Provinz Ufer-Noricum.

In Lauriacum (heute: Enns-Lorch) wurde er
während der letzten römischen Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian
wegen seines standhaften Bekenntnisses zum Christentum zum Tode verurteilt.

Am 4. Mai 304 starb er den Märtyrertod im Fluß Enns.



Hier ein St. Florian aus Lindenholz aus um 1320, ...



... und hier einer aus Eichenholz aus um 1340.

Nach der Überlieferung wurde Florians Leichnam
von einer Christin namens Valeria geborgen
und an der Stelle der heutigen Stiftskirche begraben.



Diese gotischen Glasfenster befanden sich früher in der Kirche
und sind jetzt ebenfalls im Klostergang ausgestellt.




Dann geht es weiter in den Marmorsaal,
der im Wesentlichen von Jakob Prandtauer gestaltet worden ist,  ...



... mit seinem riesigen Deckengemälde,
das die Zeit der Türkenkriege zum Gegenstand hat
und Kaiser Karl VI. und Prinz Eugen verherrlicht.



Der Saal wird heute für Veranstaltungen genutzt. 


 

Weiters gibt es eine gotische und barocke Galerie,
von der die gotischen Tafelbilder des Sebastianaltares ...



... von Albrecht Altdorfer von der so genannten Donauschule
am bekanntesten sind.




So sah das Stift um 1630 aus, ...



... doch seither blieb auch bei den Chorherren die Zeit nicht stehen,
dieser telefoniert gerade am Handy.



Die römisch-katholische Stiftskirche Mariä Himmelfahrt 
ist Pfarrkirche und 1999 von Papst Johannes Paul II.
zur Basilica minor erhoben worden.

Weitere Patrone sind der Hl. Florian und der Hl. Augustinus.



Im Kreuzgang ist noch ein Teil der alten Kirchenmauer aufgedeckt,
und zwar von der südlichen Langhausmauer.



Hier sind noch Spuren aus der romanischen Ära nachgewiesen:

Die Granitquader aus der so genannten Altmann-Kirche
aus dem 11. Jhdt. sind in Rosa gekennzeichnet.



Davon ist in der prächtigen Barockkirche ...



... natürlich nichts mehr zu sehen.



Eine Besonderheit ist die vollständige Freskierung der Decke ...


 

... durch die Hände des Münchner Hofmalers Anton Gumpp 
und seines Schülers Melchior Steindl. 


 
Die Bilder zeigen Symbole der Lauretanischen Litanei 
sowie die Krönung Marias 
und Szenen aus dem Leben des Hl. Florian.



Besondere Prunkstücke im Kuppelraum ...



... sind die reichgeschnitzten Chorstühle, 
die von den beiden Chororgeln bekrönt werden.



Das Chorgestühl ist ein Gemeinschaftswerk 
des Linzer Bildhauers Adam Franz
und des Bozners Jakob Auer aus dem Jahr 1702.



Die Kanzel aus schwarzem Lilienfelder Marmor
 und der Schalldeckel aus Lindenholz aus 1755
stammen vom Wiener Hofbildhauer Josef Ressler.



Am berühmtesten aber ist die Orgel in der Basilika, 
die so genannte "Brucknerorgel", 
auf der regelmäßig Konzerte gespielt werden. 

Das Instrument wurde in den Jahren 1770 bis 1774 
vom slowenischen Orgelbauer Franz Xaver Krismann
 mit 74 Stimmen auf drei Manualwerken und Pedalen erbaut.



Von 1848 bis 1855 wirkte Anton Bruckner hier als Stiftsorganist,
heute ist er dafür direkt unter "seiner" Orgel bestattet.



Somit geht es auch schon hinab ...



... in die große Krypta des Stiftes, ...



... die erstaunlich groß ist ...



... und mehrere Räume umfasst.



Hier werden auch die Chorherren bestattet,
in jüngerer Zeit in der Wand (s. linkes Bild).



Eine große Knochensammlung ist mittlerweile 
sorgfältig hinter Gitter geschlichtet und beleuchtet.



Davor ruhen die Gebeine 
des Organisten und Komponisten Anton Bruckner im Prunksarg.



Hier noch einige schöne Eindrücke ...



... aus der schön renovierten Krypta von St. Florian.



Unter dem Hochaltar der Stiftsbasilika
 befindet sich der älteste Sakralraum des Stiftes 
mit romanischen und gotischen Elementen.



Hier war auch die erste Begräbnisstätte des Hl. Florian (links),
ein runder Mühlstein erinnert an seinen Tod 
durch Ertrinken in der Enns.



Weiters findet sich hier der Steinsarg der Klausnerin Wilbirg, 
die 41 Jahre lang in einer Klause neben der alten Stiftskirche lebte,
die Chorherren im Wiederaufbau des Klosters bestärkte
und 1289 im Ruf der Heiligkeit starb.

Sie wird als Schutzpatronin des Stiftes verehrt.



 Dann geht es endlich in den ältesten Teil der Krypta, ...



...aber erst auf aktive Nachfrage hin,
denn während der Führung wird dieser Teil der Krypta 
normaler Weise nicht gezeigt.



Man muss sich tatsächlich ein wenig schlank machen,
um zu den romanischen Säulen vordringen zu können.



 Diese mussten im Zuge der Barockisierung zum Großteil "verschwinden",
da eine massive Verstärkung der Fundamente notwendig geworden war,
um den monumentalen Hochaltar darüber tragen zu können. 



Denn dieser ist 20 m hoch, 
besteht aus typisch rotem Untersberger Marmor
und wiegt 700 Tonnen. 



So sind heute nur noch ganz wenige Kapitelle zu sehen, ...



... die offensichtlich alle unterschiedliche Muster aufwiesen.



Auch einige romanische Rundbogenfenster kommen noch 
deutlich zum Vorschein, ...



... während andere teilweise verdeckt und daher schwer zu fotografieren sind.

Doch immerhin ist hiermit endlich bewiesen,
dass auch dieses so alte und renommierte Stift
noch über sichtbare romanische Bauelemente verfügt.



Heute ist das Augustiner Chorherren-Stift 
aber lebendiger und aktiver denn je,
seit 2005 ist Johannes Holzinger sein 57. Propst.





Sehenswert!


Auch wenn heute

fast nichts Romanisches mehr erhalten ist.









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