Deutschland, Altenthann in der Gemeinde Wald (Bayern):
Filialkirche St. Ägidius im Ortsteil Schönfeld,
1170 - 1180 erbaut
Wenn man vom Westen kommend
die Ortschaft Forstmühle passiert und dann links abbiegt, ...
... kommt nach wenigen Kilometern auf der linken Seite ...
... dieses alte Kirchlein in Sicht.
Es steht auf offenem Felde ...
... inmitten bäuerlicher Umgebung,
lediglich gesäumt von Wiesen und Äckern ...
... sowie von drei
landwirtschaftlichen Anwesen,
die einst aus einem mittelalterlichen
Gutshof hervorgegangen sind.
Der einschiffige Bau ist in rein romanischem Stil errichtet ...
... und wird aufgrund stilistischer Merkmale
auf die Jahre zwischen 1160 und 1170 datiert.
Die Kirche ist
von schlichtem Grundriss
und in einer Bautechnik ausgeführt,
die weit über das Niveau regionaler Burgkapellen hinausgeht.
ST. Ägidius ist ein einschiffiger Hallenbau mit zwei
Gewölbejochen
und einer eingezogenen, halbrunden Apsis im Osten.
und einer eingezogenen, halbrunden Apsis im Osten.
Die ungewöhnlich starken und hohen Mauern von bis zu 2 m Dicke
verraten hohe Steinmetzkunst.
Sie sind aus relativ großen, sorgfältig behauenen Granitquadern,
die auf
nur minimalen Zementlagen liegen bzw. zementlos,
das heißt
„auf Reibung“, ausgeführt wurde:
So konnte der Bau nahezu schadlos die Jahrhunderte überstehen.
So konnte der Bau nahezu schadlos die Jahrhunderte überstehen.
Die Fenster sind romanische Rundbogenfenster und 2 m hoch,
eines davon ziert die Apsis ...
... zwei weitere die Südwand.
zur Verbesserung der Lichtverhältnisse vergrößert, ...
... der obere Teil zugemauert.
Die Kirche besitzt ein giebelloses, mit Schindeln gedecktes
und an den
beiden Schmalseiten abgewalmtes Dach
mit einem Dachreiter, der 1853 aufgesetzt worden ist.
Ein Dachgesims
fehlt, die Mauerkrone im Bereich des Schiffs
... die weitaus weniger geschickt ausgeführt sind als der Ursprungsbau.
Ganz unten sind zwei Lüftungsschlitze zu sehen:
Die Kirche ist unterkellert
- der Keller hat früher als Vorratsraum gedient.
Dieser ist auch hier im Grundriss gut zu erkennen.
Die Westempore war einst auch von außen
durch eine Tür in der Westmauer zugänglich.
Diese konnte mit
Balken verriegelt werden,
heute ist sie vermauert.
Steinerne Hinweise
dafür,
dass außen eine ständige Treppe angebracht
war,
finden sich nicht.
Auch die ursprüngliche Vermutung,
dass es sich hier um eine ehemalige Burgkapelle handelt,
kann heute nicht mehr gehalten werden.
... betritt man durch ein schlichtes Rechteck-Portal das Innere.
Das Tympanon ist aus einem Block gehauen ...
... und zeigt ein einfaches Relief
mit einem Kreuzstab.
Im nahen Bauernhaus bekommt man von der netten Bäurin
den großen Schlüssel für das Kirchlein.
Durch eine 1,6 m dicke Mauer
ist der Innenraum von der Außenwelt
getrennt.
Hier empfängt einen gleich ein hübscher Weihwasserkessel.
Licht empfängt das Innere
überwiegend durch das nachträglich
eingebrochene Südfenster.
Ursprünglich muss der Kirchenraum
wegen der
schmalen Schlitzfenster sehr dunkel gewesen sein.
Der erhöhte Chor
sondert sich
durch einen 1,43 m breiten Chorbogen vom Gemeinderaum ab,
die Apsis springt noch einmal um einen halben Meter zurück.
Der Altar ist aus denselben Steinquadern wie der Gesamtbau errichtet
und damit von Anfang an Teil der Gesamtkonstruktion.
Den Altar ziert eine
Kreuzigungsgruppe aus jüngerer Zeit.
Über das Schiff spannen sich die zwei Joche,
deren Grate verschliffen sind.
An den Wänden des Chorbogens erkennt man,
Reste von Fresken, die u. a. den Gekreuzigten ...
... und den Hl. Christophorus sowie zwei Weihekreuze darstellen.
Die alte Westempore
ruht ebenfalls auf Kreuzgewölben ...
... und ist von Anfang zum
Kirchenraum hin ...
... mit einer Holzbalustrade versehen gewesen.
An der Südseite der Empore kann man
das romanische Fenster von innen bewundern, ...
... an der Westseite ist noch die ehemalige Türöffnung zu erkennen, ...
... vor der sich links der Aufgang in den Dachstuhl befindet.
Der Bitte nach einer Spende zur Erhaltung dieser Kirche
bin ich diesmal gerne nachgekommen.
Vermutlich hatten diese Kirchen eine Funktion
als
Zufluchtsort für die ansässigen Gehöfte,
aber auch als Asyl- und
Übernachtungsort für Landfahrer,
Pilger und Wandergesellen,
möglicherweise auch für Kreuzfahrer.
War die Kirche abends bereits
versperrt,
konnten die Besucher über eine Leiter an der Außenmauer
einsteigen,
ohne dass der Kirchenraum tangiert wurde.
So sieht St. Ägidius auch der Kreuzhofkapelle in Regensburg ...
... und der Kapelle in Hof bei Viechtach ähnlich,
die beide ebenfalls dem Hl. Ägidius geweiht sind
(Einträge hier im Blog folgen ...).
Wahrscheinlich gehörten diese Kirchen zu einem Hospitalorden,
zumal sie an
Altstraßen und nahe den Kreuzzugsrouten lagen
– im Fall von Schönfeld an einer alten Heerstraße nach Böhmen.
Trotz des wirklich schönen Kirchleins
war noch ein Kurzbesuch bei den Kälbchen nebenan angesagt.
St. Ägidius in Schönfeld
ist auf jeden Fall sehenswert!
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