Samstag, 5. Mai 2018


Deutschland, Koblenz (Rheinland-Pfalz):
Kirche St. Kastor, um 1160 - 1208 erbaut




Die Basilika St. Kastor, auch Kastorkirche genannt,
ist eine katholische Kirche in der Altstadt von Koblenz.


 
Sie steht unweit vom so genannten Deutschen Eck,
dem Zusammenfluss von Mosel und Rhein
(im Bild links Mitte).

 

Die Basilika, deren erster Bau
in der 1.  Hälfte des 9. Jhdts. vollendet wurde
und deren heutiges Erscheinungsbild im 12. Jhdt. entstand,
ist das älteste erhaltene Kirchenbauwerk der Stadt.



Sie ist ein prominentes Bauwerk der Romanik am Mittelrhein
und wegen ihres umfassend erhaltenen Baubestandes
sowie der zum großen Teil überlieferten Ausstattung
von großer historischer Bedeutung.



Sie trägt das Patrozinium des Hl. Kastor von Karden,
dessen Reliquien z.T. für die Weihung 1208
von Treis-Karden an der Mosel hierher gebracht wurden.

Bis 1802 war sie auch Sitz eines Kollegiatsstiftes.



Die Basilika St. Kastor ist eine dreischiffige Gewölbebasilika 
mit Querhaus, Chor und einer Apsis,
die von zwei kleineren Türmen flankiert wird, ...



... sowie einer Doppelturmfassade,
die Mitte des 11. Jhdts. im Zuge des Ausbaus
der dreiteiligen westlichen Vorhalle errichtet wurde.

 1180 wurden die Westtürme um ein sechstes Geschoss erhöht.



Charakteristisch sind die markanten Ecksteine,
die aus roten, schwarzen und weißen Tuffsteinen bestehen.



Bereits für das Jahr 1200 sind Glocken in St. Kastor belegt.

Heute verfügt die Basilika St. Kastor über fünf Glocken,
von denen sich die größte im Süd- und
die anderen vier sich im Nordturm befinden.



Das Westportal wurde erst 1859 geschaffen,
die Figuren im Tympanon darüber 1866.

Über dem Portal steht eine Skulptur des Hl. Kastor.



Der Innenraum dieser Basilika
ist wegen der verschiedenen Bauphasen sehr uneinheitlich.

Das Langhaus ist geprägt von Pfeilern mit Halbsäulenvorlagen,
die durch abgetreppte Rundbögen verbunden sind.



Die kreuzgratgewölbten Seitenschiffe
sind mit flachbogigen Nischen ausgestattet, ...



... was charakteristisch für
die romanischen Bauten am Mittelrhein ist.




Das relativ breite Mittelschiff
ist mit einem Sterngewölbe gedeckt,
die neue Hauptorgel wurde 2014 eingebaut.



Oberhalb der Biforienfenster der Scheinemporen
ist der Wechsel der Bauplanung sichtbar,
denn die Obergadenfenster darüber
unterscheiden sich wesentlich davon.



Die Planänderungen des 13. Jhdts. waren Folge
der außergewöhnlichen Breite des Mittelschiffs,
die den damaligen Baumeistern
bei der Einwölbung Schwierigkeiten machte.



Hier eines der Biforien über dem Seitenschiff.



Über der Apsis malte Clemens Hillebrand
1990 in Fresco-Secco-Technik
ein Himmlisches Jerusalem auf den Triumphbogen.



Im nördlichen Seitenschiff steht
der neugotische Reliquienschrein von St. Kastor
und der seligen Rizza (Stadtheilige von Koblenz).



Des Weiteren befinden sich in der Kastorkirche
figürliche Grabmäler des 14. bis 18. Jhdts.
von besonderem historischen und kunsthistorischen Rang.



An einigen Stellen sind wieder
ältere Fresken aufgedeckt worden.



Hier der Grundriss von St. Kastor.



Nördlich der Kirche in Richtung Deutschherrenhaus
schließt sich der Blumenhof,
eine Gartenanlage mit reicher Blütenpracht, an.



Der freistehende Kirchenbau aus hellem Tuffstein
liegt inmitten einer Grünanlage.

Im Jahr 2011 fand die Bundesgartenschau in Koblenz statt
und dazu wurde das gesamte Grüngelände herum umgestaltet.



Auch die Seilbahn über den Rhein zur Festung Ehrenbreitstein
wurde aus diesem Anlass erbaut,
ihre Talstation befindet sich an der Ostseite hinter dem Chor.



Langhaus und Querhaus von St. Kastor sind einfach strukturiert,
der zum Rhein nach Osten gerichtete Chor hingegen
ist nach Vorbild des Bonner Münsters besonders reich gegliedert.



Er hat zu beiden Seiten der runden, dreigeschossigen Apsis
je einen fünfgeschossigen Chorflankenturm.




Das dritte Geschoss der Apsis besteht
aus einer Zwerggalerie mit 21 Säulenarkaden.



In der Fensterzone ...



... tragen Löwen als Christussymbole einige der Säulen.



Dieser Löwe stammt allerdings aus modernen Zeiten.



Noch ein wenig Geschichte:

An der Stelle der heutigen Kastorkirche,
die in einem hochwasserfreien Areal errichtet ist,
sind Besiedlungsreste bis in vorgeschichtliche Zeit nachweisbar.

Die Römer bauten in diesem Bereich
zur Zeit des Kaisers Augustus (27 v. – 14 n.Chr.) ein erstes Kastell,
dessen erstmaliger Nachweis im November 2008 gelang,
als bei Bauarbeiten zur Bundesgartenschau 2011
ein antiker Graben entdeckt wurde.



Nach Aufgabe des Kastells entstand im Bereich des heutigen Chors
ein gallo-römischer Umgangstempel,
der vom späten 1. bis zum 4. Jhdt. bestand.

In fränkischer Zeit wurde um 600 auf dem Areal des Tempels
ein bis zur Mitte des 12. Jhdts. genutzter Friedhof angelegt.



Ein erster Bau der Kastorkirche wurde von 817 bis 836
unter dem Trierer Erzbischof Hetti mit Unterstützung
Kaiser Ludwigs des Frommen vor den Toren der Stadt Confluentes
- dem heutigen Koblenz - erbaut
und am 12. November 836 geweiht.

Da sich in Koblenz ein fränkischer Königshof befand,
galt Ludwig als Bauherr und die Kirche als karolingische Eigenkirche.

Der heutige Bau stammt großteils aus dem 12. Jhdt.



Auf der Südseite liegt der Kirchhof von St. Kastor.

Dieser wurde zur Bundesgartenschau 2011
in einen religiösen Paradiesgarten umgewandelt.



Er stellt die Interpretation eines Hortus Conclusus
als Sinnbild für die Hl. Jungfrau Maria dar.



Beim schwersten Luftangriff auf Koblenz vom 6. November 1944
wurde die Kastorkirche erheblich beschädigt.

Mit dem Wiederaufbau wurde bereits 1945 begonnen,
1955 war sie wieder hergestellt.






Sehenswert!











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