Mittwoch, 1. März 2017


Deutschland, Halberstadt (Sachsen-Anhalt):
Liebfrauenkirche, 1089 bis ca. 1200 erbaut



Die so genannte Liebfrauenkirche
schließt den Domplatz zusammen mit dem Petershof im Westen ab.


 
Ihr gegenüber im Osten steht der Dom.




Sie ist die einzige erhaltene viertürmige Basilika
aus der Zeit der Romanik in Mittel- und Norddeutschland.


 

2005 feierte sie bereits ihr 1000-jähriges Jubiläum.

 

Denn der Halberstädter Bischof Arnulf 
gründete im Jahre 1005 hier ein Kollegiatstift zu Ehren Marias, 
das rasch und bis zum Ende des 15. Jhdts. von überregionaler Bedeutung war.

Die bis heute ältesten erhaltenen Teile der Kirche,
die Untergeschosse der Westfassade,
stammen nach neuerer Forschung jedoch aus der Zeit nach 1089.



Bis fast über das gesamte 12. Jhdt. hinweg
wurde die dreischiffige Pfeilerbasilika (um)gebaut.



 Hier ein interessantes Detail unter der Dachtraufe der Ostapsis:

In diesen drei Nischen fanden die nicht mehr ganz vollständigen
Skulpturen einer Kreuzigungsgruppe ihren Platz.


 
Das Gesamtbild der Kirche
wurde maßgebend von Bischof Rudolf geprägt,
der die Arbeiten ab 1146 bis zu seinem Tod 1147 führte ...




... und das Langhaus und die achteckigen Osttürme mit Zeltdach,
die 1200 vollendet wurden, errichten ließ.



An den länglichen Chor sind an beiden Seiten ...



... hinter den Seitenapsiden Kapellen errichtet worden,
was an den drei kleinen Rundbogenfenstern zu erkennen ist.



Hier die Nordseite der Liebfrauenkriche,
an die im Westen (hier rechts im Bild) ein Kreuzgang anschließt,
der leider nicht zugänglich ist, ...



... mit einem Blick auf den Nordwestturm.



Das Portal der Kirche und die Westtürme ...



 
 ... mit den hohen rheinischen Rhombendächern
stammen aus dem 13. Jhdt.



Dieses kleine Nordportal wird nicht mehr genutzt.



Wie so oft üblich, wurden die Fenster im Obergaden
und im Seitenschiff später vergrößert.



Auch die Biforien der beiden Osttürme wirken überarbeitet, ...



... und ihre Dächer erst unlängst erneuert.




 Hier nochmals die Ost- und südliche Seitenapsis ...

(Bitte die relativ schlechte Bildqualität ab hier zu entschuldigen,
mir ist in der Kirche die Kamera hinunter gefallen,
ab da ließ sich der Verschluss vor der Linse nicht mehr vollständig öffnen.)



... mit dem südlichen Querhausarm.



Wie so oft in größeren Städten ist es gar nicht so einfach, ...




... eine so große Kirche zur Gänze aufs Bild zu bekommen,
da die Umgebung dicht verbaut ist.



Am ehesten gibt dieses Gemälde, das in der Kirche ausgestellt ist,
einen guten Überblick über den gesamten baulichen Komplex.



Hier das Westwerk aus der Nähe ...




... mit seinem Verbindungsgang zwischen beiden Türmen
und seinen schönen Bi- und Triforien.


 

Die vier verbliebenen Glocken
stammen aus dem 13. und 14. Jhdt.
und hängen im Südturm.

Anlässlich der 1000-Jahr-Feier der Kirche
wurde 2005 eine neue Glocke mit dem Namen Sophia gegossen.



Um 1170 entstand der Anbau der der Hl. Barbara geweihten Taufkapelle
(kleiner Anbau mit zwei Spitzbogenfenstern unter dem Ostturm rechts).

Die Kirche betritt man durch das kleine Portal,
das sich links unten im Bild befindet.



Innen überwiegt erst einmal
eine gewisse Strenge und Nüchternheit, ...


  
... wie sie viele evangelische Kirchen auf den ersten Blick ausstrahlen, ...




... da die zahlreichen Schmuckelemente katholischer Kirchen
 wie Skulpturen oder Bilder hier meist zur Gänze fehlen.



Auch die rein weiße Bemalung trägt zu diesem Eindruck bei.



Nur an wenigen Stellen sind noch blasse,
weil 1848 unsachgemäß restaurierte Fresken
aus der 1. Hälfte des 13. Jhdts. erhalten.



An den Wänden sind jede Menge alte Grabsteine zu finden.



Das Triumphkreuz aus der 2. Hälfte des 13. Jhdts.
befindet sich im westlichen Vierungsbogen.

Christus ist hier noch stehend dargestellt, nicht hängend.



Auch die Ostpsis ist äußerst schlicht gehalten.




 Im Chor befinden sich nur ...



... dieses alte Chorgestühl ...




... sowie dieses Bischofsgrab.



Die größte Attraktion dieser Kirche ...



... befindet sich jedoch genau hinter
und unter diesen hölzernen Arkaden:


 
Die beiden Chorschranken,
die man trotz extra Bezahlung nicht fotografieren darf:

Daher hier aus dem Internet "geborgte" Bilder
wie hier die nördliche Chorschranke,
die Christus umgeben von sechs Aposteln zeigt.


Die gemauerten Schranken sind 2,15 m hoch.

An der Nord- und der Südschranke sind in den jeweils sieben Blendarkaden
Sitzfiguren aus Stuck angebracht worden, die eine Höhe von 1,14 - 1,20 m aufweisen.



Auf dem südlichen Teil der Chorschranke steht in der Mitte
die Szene der Maria mit dem Kind umgeben von sechs Aposteln,
der Kopf des Jesus ist leider verloren gegangen.

Die Körper der Figuren sind nur rund 10 bis 13 cm
über den Reliefgrund hinausgehoben worden,
ihre Köpfe sind dagegen fast vollrund.


 
Diese Sitzfiguren zeigen nicht
die sonst übliche strenge, symbolträchtige Unnahbarkeit des 12. Jhdts.,
sondern zeichnen sich aus durch echte Körperlichkeit,
harmonische Bewegungen und natürliches, lockeres Sitzen.



In beiden Querhausarmen befinden sich darüber hinaus ...



... noch wertvolle Statuen ...



... bzw. Reliefs aus dem Mittelalter.



Sehenswert ist auch die Barbarakapelle, ...



... deren Gewölbe mit alten Fresken ausgestattet ist.

Der ikonographische Flügelaltar mit Kreuzigung,
einigen Aposteln (außen) und Heiligen (innen)
entstand vermutlich zwischen 1420 und 1430.

Die zum Altar gehörige Predella ist ungefähr 100 Jahre jünger.



Die Freken wurden erst 
bei Renovierungsarbeiten im 19. Jhdt. frei gelegt ...



... und zeigen Maria und Christus, die Evangelisten,
Engel, die Kirchenväter und Propheten.




Neben dem Dom und der Martinikirche ist die Liebfrauenkirche
eine der drei (ausschließlich evangelischen) Hauptkirchen Halberstadts.



Bei den alliierten Bombenangriffen vom 8. April 1945
 wurde Halberstadt fast vollständig in Schutt und Asche gelegt,
auch die Liebfrauenkirche wurde sehr stark beschädigt.

V.a. Dank des Einsatzes des Halberstädter Architekten Walter Bolze
konnte die Liebfrauenkirche zwischen 1946 und 1952 restauriert werden.

Nach der Wende folgten weitere wichtige Restaurierungsarbeiten,
die bis 2003 in großen Teilen abgeschlossen wurden.






Unbedingt ansehen!









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