Mittwoch, 15. März 2017


Deutschland, Gröningen (Sachsen-Anhalt):
Ehemalige Stiftskirche St. Vitus im Ortsteil Kloster Gröningen,
Anfang 12. Jhdt.

 (Bitte die z.T. schlechte Bildqualität entschuldigen,
die Blende war kaputt und ließ sich nicht mehr komplett öffnen.)



Dieses ehemalige Benediktinerkloster, das auf einer Anhöhe liegt,
wurde bereits 936 gegründet ...



 ... und ein erster einfacher Saalbau mit Querhaus
940 von Abt Volkmar I. aus Corvey,
das knapp 200 km entfernt liegt, geweiht.



Um 1200 wurde dieser zu einer dreischiffigen Basilika 
im Hirsauer Baustil umgebaut. 



Bemerkenswert ist dieser seltene achteckige Vierungsturm, ...



... dessen untere Biforien alle zugemauert wurden.



Dieser Vierungsturm zählt übrigens zu den ältesten seiner Art.



1544 wurde das Kloster aufgelöst und säkularisiert,
der Reliquienbesitz wird ins Mutterkloster nach Corvey gebracht.

Die Klosterkirche wurde evangelische Dorfkirche
und das Kloster 1561 in einen Wirtschaftshof umgewandelt.



1566 - 1579 wurden das südliche Seitenschiff 
und 1606 die Nebenchöre abgebrochen.



1819 - 1831 wurden das nördliche Seitenschiff ...


 
... und die Apsis entfernt, ...



... sodass heute an der Ostseite
 nur noch dieser "Chorstumpf" erhalten ist.



Die ehemaligen Klostergebäude sind ...


 
... bis auf diesen Teil des Ostflügels heute nicht mehr erhalten.



Erst 1902 wird St. Vitus umfassend renoviert,
wobei die Kirche auch ihre heutige farbliche Gestaltung erhält.



Dabei werden auch die Stuckreliefs aus dem 12. Jhdt. ausgebaut
und durch Kopien ersetzt.



1934 erfolgte eine archäologische Grabung 
mit dem Nachweis des ottonischen Gründungsbaues.



1993 - 1995 wurden der Innenraum renoviert
und neue Fenster eingesetzt ...



... und alle Dächer neu gedeckt.



Hier die Kirche von ihrer Nordwestseite,
an die ein großes Reitergut angeschlossen ist, ...



... in dem nicht nur jede Menge Pferde, ...




... sondern auch zahlreiche Gespanne untergebracht sind.



Der Zugang zu St. Vitus erfolgt über das nördliche Querhaus, ...



... über diese kleine, fast unscheinbare Pforte.



Das Langhaus zeigt den niedersächsischen Stützenwechsel.



Die Stuckdekoration der Westempore 
gehört zu den bedeutendstens Kunstwerken des 12. Jhdts.



In klarer symmetrischer Anordnung ist das Weltgerichtsthema
mit Christus als Weltenherrscher umgeben von den 12 Aposteln dargestellt.



Zu sehen ist allerdings nur eine Kopie des Reliefs, 
die nach Restbefunden in ursprünglicher Farbe aufgearbeitet wurde.

Darunter sind auch noch blasse Freskenreste zu erkennen.



Das Original der letzten in Deutschland erhaltenen Großplastik 
aus den Jahren um 1170 befindet sich im Bode-Museum in Berlin.



Im halbrunden Bogen unter der Empore befindet sich dieses Fenster
- samt "moderner umgewidmeter Blumenvase" davor - ...



... hinter dem sich diese kleine Apsis der Kapelle befindet,
die um 1170 im Westwerk eingebaut wurde.


Das Tonnengewölbe dieser Kapelle zeigt noch
Reste von romanischer Wandmalerei.



Bemerkenswert sind auch die Malereien in der Vierung ...



... die aber erst während der Neugestaltung 
1902 entstanden sein dürften.


 

Wunderschön auch diese Holzdecke,
die wohl dem Original nachempfunden wurde.



Von der mittelalterlichen Ausstattung 
sind dieses Engelsrelief am nordwestlichen Vierungspfeiler ...



... und dieses frühgotische Rankentympanon im Chorbereich erhalten.



Einmalig sind auch diese Kapitelle ...



... mit ihren zumeist tierischen Darstellungen.



Schade nur, dass davon nicht mehr 
alle vier Seiten erhalten und zu sehen sind, ...



... da beide Seitenschiffe abgebrochen und zugemauert wurden.
 


Dieses Kapitell zeigt allerdings nur florale Dekoration.



Über den Arkaden des Langhauses gibt es auch einen Reliefstreifen,
der verschiedene Motive aufweist:

Hier beißt eine Schlange in den Schwanz einer anderen ...



... und hier ist ein bärtiger Mann mit erhobenen Händen zu sehen.



Die Ostseite ist innen, wo früher die halbrunde Apsis war,
 etwas lieblos gestaltet.



Dafür stammt dieser Taufstein noch aus romanischen Zeiten.



Ein weiteres Unikat scheint dieses
noch voll funktionstüchtige mechanische Uhrwerk zu sein, ...



... das mittels dieser mittelalterlichen Gewichte in Gang gehalten wird.





Absolut sehenswert!!



 Wenngleich man den älteren Herrn,

der "seine" Kirche wie ein Cerberus bewacht,

mit allen möglichen Tricks überlisten muss,

wenn man auch innen Fotos machen möchte ...

 









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