Dienstag, 7. März 2017


Deutschland, Am Großen Bruch (Sachsen-Anhalt):
Ehemalige Stiftskirche St. Pankratius im Ortsteil Hamersleben,
um 1140 errichtet


(Bitte die teilweise schlechte Bildqualität zu entschuldigen,
da der Verschluss der Kamera nicht mehr komplett aufging).



Über den Dächern des lokalen Verkehrsknotens Hamersleben
tauchen bald die Türme dieser ehemaligen Stiftskirche auf.

Der Turm links davor
gehört allerdings zur neuromanischen Petrikirche.



St. Pankratius gilt als edelster Sakralbau 
der Hochromanik in Mitteldeutschland.



Aber beginnen wir unseren Rundgang diesmal im Westen, ...



... wo wohl während DDR-Zeiten
das Westportal ziemlich lieblos geschlossen wurde.



Der alte Zugang zur Empore des südlichen Seitenschiffs
ist sicherlich schon früher vermauert worden.



Im Nordwesten schließt ein ehemaliger Klostertrakt an,
der in  1. Hälfte 16. Jhdt. weitgehend neu errichtet wurde.



Hier die Südseite dieser ehemaligen Abteikirche,
die um 1140 als dreischiffige, flachgedeckte Säulenbasilika ...



... mit Querschiff und dreischiffigem Chor mit Apsiden
nach dem Vorbild der Hirsauer Reform fertiggestellt wurde.

Bereits 1108 hatte Bischof Reinhard von Halberstadt
in Osterwiek ein Augustiner-Chorherrenstift gegründet,
das um 1111 nach Hamersleben verlegt wurde,
wo es umfangreichen Grundbesitz erhielt.

Gleich danach war mit dem Bau der Kirche begonnen worden.



Hier das Südportal, ...



... dessen Tympanon später neu gestaltet wurde.



Die Türblattgestaltung stammt - wie so oft in dieser Gegend -
von Heinrich Apel, der Adam und Eva in Türschnallen verwandelt hat.

Bis zum Ende des 13. Jhdts. bestand Hamersleben
dann als Doppelkloster.



1512 erhielten die beiden Türme Glockengeschosse
in Anlehnung an die romanischen Formen sowie Spitzhelme.


Außergewöhnlich ist, dass die Türme genau
zwischen Langhaus und Querschiff "herauswachsen".



Hier das südliche Querhaus ...



... mit seinem zugemauerten Portal ...



... und altem Tympanon mit zwei Löwen darin.



An der Ostseite schließen neben dem Chor
zwei Kapellen an, ...



... die etwas breiter sind als die Fortsetzung der Seitenschiffe
und jede dieser beiden hat eine kleine Ostapsis.

1804 wurde das Stift im Zuge der Säkularisierung aufgehoben,
das Klostergut wurde preußische Domäne
und die Kirche der katholischen Gemeinde zur Nutzung übergeben.

Seit 1963 sichern umfangreiche
denkmalpflegerische Maßnahmen Kirche wie Klausur.



An der Ostseite verläuft ...




... eine Mauer, die das Grundstück um die Kirche,
das in Privatbesitz ist, abtrennt.



Dieses darf man bis auf Widerruf
durch diese Türe an der Ostseite betreten.



Dahinter findet man sich erst einmal ...



... vor einem landwirtschaftlichen Gut wieder,
das in den früheren Klostergebäuden untergebracht ist.



Schließlich tauch die schöne Ostseite von St. Pankratius auf.



Hier die drei Ostapsiden aus der Nähe.



Auf dem Chor sitzt ein kleiner Dachreiter.



Im Nordosten schließt der private Gutshof an, ...




... der allerlei Getier beherbergt.




So ist der sehr versteckte Zugang zur Kirche ...



... tatsächlich mit diesem Gatter geschützt mit dem Hinweis, 
dieses wegen der frei herumlaufenden Schafe stets geschlossen zu halten.



Schafe habe ich zwar keine gesehen,
dafür über dem Eingang im nördlichen Querhaus
gleich diese Reihe von überlebensgroßen Apostelfiguren an der Wand.



Innen ist diese Kirche trotz spätgotischer und barocker Umgestaltung
erstaunlich schlicht und fast stilecht romanisch erhalten.



Von großer Bedeutung sind die ausgezeichnete romanische Kapitellplastik,
die stuckierten Chorschranken aus dem frühen 13. Jhdt.
und eines der wenigen erhaltenen mittelalterlichen Altarziborien
(Altarbaufbau) Deutschlands.



1687 wurden der barocke Hochaltar ...



... und die Orgel, deren Erbauer unbekannt ist, eingebaut.



Sowohl die Decke im Langschiff, in der Vierung und im Chor ...



... und in den Seitenschiffen ist schlicht und flach gedeckt.



Hier die nördliche Seitenapsis.



Interessant ist, ...



... dass der Chor zu den Querhausarmen abgetrennt ist ...



... durch Mauern mit Doppelarkaden darüber.

Dies ist wohl notwendig, 
um die beiden Türme darüber tragen zu können.



Im südlichen Querhaus ...


 
... neben der südlichen Seitenapsis ...



... wartet mit diesem Altaraufsatz (Ziborium)
eine romanische Rarität auf den Besucher.



An der Westwand ist noch dieser Chorschranken
aus dem 13. Jhdt. erhalten.



Am Auffälligsten aber ...



... sind die aufwändig dekorierten Kapitelle.



Viele der Würfelkapitelle ...



... weisen Motive mit Tieren ...



... wie hier ein Raubtier, das eine Hirschkuh erlegt, ...



... und z.T. auch Menschen auf.



Hier gar zwei Centauren, die gegeneinander kämpfen.



Doch auch die Basen der Säulen sind gestaltet:



Sie tragen die typisch romanischen 
Krähenkrallen an ihren Ecken.



Im Westteil der Kirche ...



... ist dieser Taufstein zu finden, ...



... der wohl aus einem einzigen Stein gehauen ist ...



... und auch mittelalterlichen Zeiten entstammt.
 


Dieses Kruzifix an der Nordwand
ist allerdings schon der Gotik zuzurechnen.



Zum Abschluss doch noch ein Foto 
von St. Pankratius mit seinen echten, 
nicht nur kirchlichen Schäfchen.





Sehenswert,

auch wenn der Zugang 

fast nicht zu finden ist!
 








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