Dienstag, 17. Januar 2017


Deutschland, Magdeburg (Sachsen-Anhalt):
Chor und Ausstattungsstücke 
des Domes St. Mauritius und St. Katharina
sowie Südflügel des Kreuzgangs,
1. Hälfte 13. Jhdt.



Obwohl dieser Dom
 die am frühesten fertiggestellte Kathedrale der Gotik auf deutschem Boden ist,
wurde im Jahr 2009 das 800-jährige Jubiläum 
des spätromanisch-gotischen Baus feierlich begangen.

Er wurde ab 1207 als Kathedrale des Erzbistums Magdeburg gebaut 
und erst im Jahr 1363 geweiht. 



Der seit der Reformation evangelische Dom 
ist Grabkirche Ottos I. des Großen, 
des ersten Kaisers des Hl. Römischen Reiches.



Otto I. gründete bereits 937 das St.-Mauritius-Kloster,
im Jahre 946 wurde hier seine erste Gemahlin Edith bestattet.

In den 950er Jahren begann er nachweislich einen großartigen Neubau,
wohl um seinen imperialen Anspruch
in der Nachfolge der römischen Kaiser zu unterstreichen.



Dieser erste Dom war vermutlich eine dreischiffige,
kreuzförmige Basilika mit Ostquerhaus, Ostkrypta
und großem Atrium im Westen.

Nördlich, auf dem heutigen Domplatz,
befand sich ein zweiter, nahezu gleich großer
und äußerst reich ausgestatteter Sakralbau unbekannten Patroziniums,
der mit der Domkirche eine Doppelkirchenanlage bildete.

 968 wurde Magdeburg anlässlich des Reichstags in Ravenna
zur Erzdiözese erhoben und Adalbert von Trier wurde der erste Erzbischof;
die Moritzkirche wurde zur Kathedrale erhoben.



 
Am Karfreitag des Jahres 1207 
 zerstörte ein Feuer den Großteil Magdeburgs,
darunter den Dom, die Nordkirche und die Kaiserpfalz.

Albrecht I. von Käfernburg ließ die Ruinen der Kathedrale abreißen
und legte im September 1207
den Grundstein für den heutigen (dritten) Dom,
für den Steine und Säulen
des alten spätromanischen Doms wieder verwendet wurden.



Der gotische Formenschatz wurde erst nach und nach aufgenommen,
bis z.B. beim Westportal hochgotische Formen eingesetzt wurden.



Den Dom betritt man heute aber durch das ebenfalls rein gotische Nordportal
mit den berühmten klugen und törichten Jungfrauen.



Links befinden sich diese drei der fünf klugen ...


 
... und rechts die fünf törichten Jungfrauen.



Innen "stolpert" man bereits
über das erste romanische Kunstwerk, das Taufbecken.

Der Überlieferung nach hatte Otto I. es mitgebracht, 
angeblich war es ursprünglich ein römischer Springbrunnen.

Es besteht aus dem Gestein "Porfido rosso",
das aus Hurghada in Ägypten stammen soll.



 Innen scheint der Dom frisch renoviert zu sein ...



... und wirkt dadurch sehr hell.




Unter der Westempore sind an der Decke
noch alte Gemälde zu finden.



Hier ein frühgotisches Portal.


 

 Eine gotische Chorschranke ...



... trennt das Mittelschiff vom Chor.



Das Chorgestühl dahinter stammt von 1363, 
die Schnitzereien zeigen Szenen aus dem Leben Jesu.



Hier befindet sich auch das schlichte Grab
Kaiser Ottos I. des Großen (910 - 973), ...




... bei dessen Öffnung man im Jahr 1844
tatsächlich ein Skelett und Kleidung vorfand.



Der Bau des Chors begann 1209, zwei Jahre,
nachdem der alte Dom niedergebrannt war.

Allerdings ist das Umgangserdgeschoss
 trotz des gotischen Grundrisses noch spätromanisch
und erst das Umgangsobergeschoss,
der sogenannte Bischofsgang, bereits frühgotisch.




Hochgotisch ist dann der Obergaden des Chores,
der höher als ursprünglich geplant aufgeführt wurde.


 

In der Apsis befinden sich antike Säulen aus Porphyr, Marmor und Granit, 
die möglicherweise aus Ravenna stammen.

Otto I. brachte diese Säulen als Spolien aus Italien 
bereits für den Bau des ersten Domes mit.



Ebenfalls romanischen Zeiten
entstammt diese gedrehte Säule ...



... mit ihrem wieder nachempfundenen Sockel ...



... mit zwei ineinander verflochtenen Schlangen.



Diese Skulptur des Hl. Mauritius (oder Moritz) aus um 1250
ist die älteste bekannte europäische Darstellung
eines Schwarzafrikaners.



Ende März 2016 hat übrigens ein Unbekannter die Kopie
der "Hl. Lanze" des Hl. Mauritius abgesägt und gestohlen.

Obwohl sich das Original in der Wiener Schatzkammer befindet,
ist dies für den Magdeburger Dom doch ein großer Verlust
(hier eine Abbildung des Originals in Wien).



Diese Skulptur der Hl. Katharina
befindet sich auf der gegenüber liegenden Seite
und stammt vom selben Künstler wie der Hl. Moritz.




Im Chorumgang befindet sich schließlich auch das Grab Edithas,
der früh verstorbenen ersten Gemahlin (910 - 946) von Kaiser Otto I.



Unter dem Chor sind sogar noch Reste
 der romanischen Krypta zu sehen, ...



... die hier rekonstruiert wurden.



Das Herrscherpaar aus dem 14. Jhdt. ...



... in der um 1250 entstandenen
Sechzehneckigen Kapelle im Dom ...




... stellt dem Volksglauben nach ebenfalls
Otto I. und Editha dar.



Auch der Südflügel des Kreuzgangs
scheint noch romanischen Ursprungs zu sein,
obwohl darüber keine genaueren Aufzeichnungen zu finden sind.



Im Westen schließt bereits ein gotischer Trakt an, ...



.... der Osttrakt wird gerade renoviert.




Das ehemalige Brunnenhaus ist ebenfalls schon hochgotisch
und wirkt daher ziemlich filigran.



Hier ein erstaunlich schlichtes,
aber umso eindrucksvolleres frühgotisches Portal.



Der Großteil des Kreuzgangs ist mit gerippten Kreuzgewölben gedeckt, ...



... im romanischen Teil sind die Gewölbe jedoch komplett verputzt.



Bemerkenswert sind hier die alten Säulen, ...



... die jede anders verziert sind.



Fast alle haben gedrehte Muster ...



... und zum Teil alte Kapitelle mit figuralem Schmuck.

Hier ist rechts vielleicht gar noch einmal
der Hl. Mauritius mit seinem Mohrenkopf dargestellt,
was angesichts der Gründung des Doms als Moritzkloster
nicht weiter verwunderlich wäre.



Von diesem Kreuzgangflügel aus ...



... hat man auch noch eine schöne Aussicht ...



... auf den gotischen Dom.



Der doppelstöckig ausgeführte romanische Trakt
erinnert stark an den noch komplett erhaltenen zweistöckigen
romanischen Kreuzgang im benachbarten ehemaligen Liebfrauenkloster,
dem heutigen Kunstmuseum.

Der Kreuzgang hier wurde nachträglich aufgestockt
und offensichtlich erst vor Kurzem wieder neu eingedeckt.



Hier noch einmal der Blick auf den Magdeburger Dom,
der heute Bischofskirche der Evangelischen Kirche,
 evangelische Pfarrkirche und das Wahrzeichen der Stadt ist.












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