Donnerstag, 13. Dezember 2018


Frankreich, Codalet (Pyrénées-Orientales):
Ehemalige Abtei Saint-Michel-de-Cuxa, 
9. bis 12. Jhdt.


 

Diese Abtei ist eines der ältesten Benediktinerklöster
in den französischen Pyrenäen und geht auf
eine Klostergründung im Jahre 840 zurück.



Sie liegt in 430 m Höhe am Fuße des Canigou,
- etwa 45 km westlich von Perpignan -
in der Gemeinde Codalet im Tal des Têt.

In diesem Höhenzug liegt übrigens auch
die mindestens ebenso bekannte
ehemalige Abtei Saint-Martin de Canigou.



Als Erstes geht man
auf ehemalige Konventsgebäude zu, ...



... in denen sich auch die Kassa befindet.



Diese macht zu Mittag Pause,



... da kann man bereits diese restaurierten
Gebäudeteile mit Rundbogenfenstern bewundern.



Saint-Michel-de-Cuxa gilt als ein Beispiel
 des Übergangs von der präromanischen Architektur
zur ersten Hauptphase der Romanik,
die durch lombardische Einflüsse geprägt war.



Außerdem veranschaulicht die Abtei
das Mäzenatentum der Grafen der Cerdagne
auf dem Höhepunkt ihrer Macht
- wie dieser Grundriss eindrucksvoll beweist.



Als Erstes geht es durch diesen dunklen Gang ...




... in die Krypta im Südwesten unter der Kirche.




Diese wurde unter Abt Obila Anfang des 11. Jhdts. errichtet ...



... und ist für diese nur durch eine Mittelsäule gestützte
Kapelle der "Hl. Jungfrau von der Krippe" berühmt,
die zur Verehrung der Krippenreliquien errichtet wurde.
 


Ringförmig um einen runden Pfeiler ausgerichtet,
ist sie ein Meisterwerk an Schlichtheit und Harmonie.


 
An ihrer Nordostseite hat sie eine kleine Apsis mit Altar.



Gleich daran schließt ...
 


... die langgezogene Kapelle des Hl. Gabriel an, ...



... von der man in den Durchgang gelangt,
der sich unter dem ehemaligen Atrium befindet.



Hier befindet sich auch die Kapelle des Hl. Raphael.



Die Treppe am Ende des Durchgangs ...



... führt schließlich hinauf in den Kreuzgang, ...



... den Abt Oliba um 1130 aus Marmor errichten ließ.




Es war dies der erste Kreuzgang
mit romanischer Bildhauerei aus dem Roussillon,
das damals allerdings noch zu Katalonien gehörte.



Er wurde zur Gänze aus rosa Marmor 
aus dem nahen Villefranche-de-Conflent erbaut.



Leider wurde er nach der Revolution
 gänzlich zerstört und ab 1796
in alle Richtungen zerstreut.


 

Heute ist eine Wiedererrichtung aus dem Jahr 1954 
mit wieder erlangten Elementen zu sehen.


 

Die restlichen Teile befinden sich v.a. im Museum
"The Cloisters" in New York.



So wurde z.B. dieser Eckbereich im Norden
nachträglich wieder hergestellt.




 Sonst sind nur noch
zwei Seiten fast vollständig zu sehen, ...




... von der dritten hier ganz links
wurde nur noch ein Teil wieder aufgebaut.



Dennoch wurden alle Säulen wieder ...



... mit den den Originalen nachempfundenen ...



... unglaublich phantasievollen ...



... und kunstvoll skulptierten Kapitellen ausgestattet.



Viele davon ...



... stellen Löwen dar in verschiedensten Lebenslagen.



Diese hier werden gar von einem Monster aufgefressen,
sodass rechts nur noch ihre Vorderpfoten herausragen.



Diese Löwen sind übrigens Motive, ...




 ... die auch in der nahen Priorei von Serrabonne zu finden sind
(3 - Cuxa, 2 - Serrabona = Serrabonne).



Hier nochmals ein Eindruck davon, wieviel vom Kreuzgang heute fehlt.




In den Räumen,
die vom Kreuzgang aus zugänglich sind, ...



... ist u.a. dieses Modell
der ursprünglichen Abteikirche aufgestellt.



Diese hatte früher zwei baugleiche Türme ...



... und war damit noch imposanter als heute.



An ihrer Westseite führten sogar Treppen
hinauf zur Marienkapelle mir runder Kuppel,
an die dann das Atrium und dann die Kirche anschloss.


 
Der Kreuzgang wurde erst im ersten Drittel
des 12. Jhdts. angeschlossen ...
 


... und hatte einen nicht genau quadratischen Grundriss,
da auf bereits zuvor bestehende Gebäude
Rücksicht genommen werden musste.



Hier die Kirche ...



 
... sowie der restliche Kreuzgang jeweils durch eine Arkade
von der Nordseite aus gesehen.



Auch hier sind die Kapitelle reichlich gestaltet.



Wieder zurück im überdachten Kreuzgang ...



... geht es in Richtung Kirche.



An diesen beiden Zwillingssäulen ...



... kommt die rosa Farbe des Marmors
besonders gut zur Geltung.



An einem Seitenaufgang ...



... gibt es bereits einen ersten Zugang
zum nordöstlichen Seitenschiff.



Wir gehen aber weiter zum Hauptportal,
das aus der letzten noch bestehenden Arkade
 der Westempore gestaltet ist,
die leider im 16. Jhdt. abgebaut wurde.




Ab dem 12. Jhdt. besaß die Abteikirche nämlich eine Empore,
die in der westlichen Seite des Mittelschiffs eingebaut war
und zweifelsohne aus derselben Werkstatt stammte
wie die im nahen Serrabonne.

Heute zeigt nur noch diese Wandtafel,
wie die Empore ausgesehen hat.



 Bei diesen beiden Statuen neben dem Hauptportal
handelte es sich ursprünglich wahrscheinlich um Türpfosten der Empore,
die die beiden Apostel Petrus und Paulus darstellten.



Über diese Treppe geht es hinauf
in die ehemalige Abteikirche.



Diese ist dem Erzengel Michael geweiht
und weist nach Nordosten,
nicht genau nach Osten wie sonst üblich.



Sie ist die größte, beinahe unversehrte
vorromanische Kirche Frankreichs ...



... und besteht aus drei Kirchenschiffen,
die ursprünglich mit hölzernen Dachstühlen gedeckt waren,
weiters einem Querschiff mit ausladendem Gewölbe
und einem Chorhaupt mit fünf Apsiden.



Die Seitenschiffe werden von wuchtigen Pfeilern vom Mittelschiff getrennt,
deren untere Teile eindeutig älter sind als die oberen.



Der Altarstein besteht aus weißem Marmor.



Hier eine der fünf Apsiden des Chorhauptes,
von denen nicht alle zugänglich sind.



Hier ist eine Statue ausgestellt, ...



... eine romanische Madonna mit Kind
 aus dem 13. Jhdt.



Die Hufeisenbögen, ...



 
... die auf den eingerückten Türpfosten aufliegen, ...



... stammen alle aus der späten Antike 
bzw. aus der Zeit der Westgoten.



Auch die Zugäng zu den Apsiden
des Chorhauptes sind so geformt
und erinnern an arabische Einflüsse.



Am Nordostende des Seitenschiffs
geht es in den Chorumgang,
den ebenfalls Abt Oliba anlegen ließ.



Dieser hat an seinem Nordostende ...



... noch seine beiden romanischen Seitenapsiden, ...



... die Mittelapsis wurde allerdings ...



... beim Bau dieser Marienkapelle im 18. Jhdt. zerstört,
die irgendwie nicht wirklich zur Kirche passt.



Dafür ist die südliche Seitenapsis ebenfalls erhalten.



Dann geht es wieder zurück ...



... in den eigentlichen Kirchenraum, ...



... an dessen Südwestende ...



... Christusfiguren aus dem 15. Jhdt. ...



... ausgestellt sind.



Die leichten Spitzbögen,
die das Dach des Schiffes tragen, ...



 ... sind bereits aus dem 14. Jhdt.



In einer Ecke steht dieser alte Taufstein,
ebenso aus rosa Marmor, ...



... und hier schließlich eine Gedenktafel,
die an das über 1000-jährige Bestehen
dieser Abtei erinnert.



Die Südwestfassade ist schmucklos.

Hier schloss früher ein Atrium an,
das Abt Oliba hatte erbauen lassen.



Dieses sowie eine Dreifaltigkeitskapelle links dahinter,
die sich beide über der Krypta befinden,
sind heute nur noch rudimentär erhalten.



Dafür ist von hier endlich der eine
noch erhaltene Glockenturm näher sichtbar.



Er hat vier Stockwerke ...


 
... und ist 38 m hoch.



Dicke Strebemauern stabilisieren seine Basis
 - hier etwas durch den Tannenzweig verdeckt.



Er wurde im lombardischen Stil errichtet,
sein ursprünglich zeltförmiges Dach
wurde nur durch Zinnen ersetzt.


 
1659 kam die Abtei
 mit dem Pyrenäenvertrag an Frankreich.

1789 wurde das Kloster säkularisiert,
die letzten Mönche vertrieben
und die Abtei als Nationalbesitz verkauft.

Das Kirchendach brach 1835 ein
und der nördliche Glockenturm stürzte 1838 ein.

Jeglicher Marmor wurde abgebaut und verkauft,
so auch 1907 die letzten sechs
im Kreuzgang verbliebenen Kapitelle.



Erst 1919 wurde die Abtei wieder zu Leben erweckt:

Die Zisterzienser von Fontfroide,
die bis dahin im Exil gelebt hatten, zogen in Cuxa ein.

1965 wurden sie wieder von Benediktinermönchen,
die aus dem spanischen Montserrat kamen, abgelöst.

Diese setzen seither die über 1100 Jahre andauernde 
klösterliche Tradition in Saint-Michel-de-Cuxa fort.






Ein absolut einzigartiges romanisches Juwel,

das man gesehen haben muss!










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