Dienstag, 5. September 2017


Deutschland, Nürnberg (Bayern):
Kaiserkapelle und Sinwellturm der Burg Nürnberg,
beide um 1200 errichtet



Die Nürnberger Burg ist das Wahrzeichen der Stadt Nürnberg.
und liegt auf einem Sandsteinrücken oberhalb der Altstadt.

Sie zählt in ihrem historischen Charakter als Wehrbau und Kaiserresidenz,
Reichsburg und hohenzollerischer Burggrafensitz
zu den geschichtlich und baukünstlerisch bedeutendsten Wehranlagen Europas.


 
Sie ist eine Doppelburg und besteht aus der Kaiserburg im Westen,
die nur, wenn der Kaiser und König samt Hof da war, bewohnt wurde
 und der Burggrafenburg im Osten,
wo der ständige Verwalter der Burganlage und seine Mitarbeiter lebten.



Die Kaiserburg ist eine der bedeutendsten Kaiserpfalzen des Mittelalters,
in der zwischen 1050 und 1571 
alle deutschen Kaiser und Könige des Hl. Römischen Reiches
ihre Hof-, Reichs- und Gerichtstage abhielten.



  Früheste bauliche Spuren stammen aus der Zeit um 1000,
als eine erste Burganlage unter den Saliern hier entstand,
wobei es aber erst ab 1105 schriftliche Aufzeichnungen darüber gibt.



Im 12. und 13. Jhdt. erbauten Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1123 - 1190)
und seine Nachfolger auf dem westlichen Burgfelsen
einer der größten und prachtvollsten Burganlagen des Reiches.

Aus dieser Zeit stammt noch die romanische Doppelkapelle,
während der Palas und weitere Bauten ab 1440 im spätgotischen Stil
umgebaut und erneuert wurden.


 
Der Neubau der mächtigen Bastionen im Norden erfolgte um 1540.



Nach den schweren Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg
 wurde die Burganlage in historischen Formen wieder aufgebaut.



Am östlichen Ende
des durchgehenden Gebäudekomplexes der Kaiserburg ...


 
... befindet sich die romanische Kaiserkapelle, ...



... die aus dem 1. Viertel des 13. Jhdts. stammt.



Sie ist direkt auf der Burgmauer errichtet, ...



... und hat neben einem quadratischen Turm
zwei Geschosse.



Da die Burg in und auf Sandstein gebaut ist, ...



... ragen aus der Mauer immer wieder nackte Felsen heraus.



Um sie also besichtigen zu können, ...


 
... muss man sie erst einmal zu Fuß erklimmen.




Dann kommt auch gleich 
das erste romanische Kleinod der Burg ins Blickfeld:


Der so genannte "Heidenturm" der Kaiserkapelle, da man lange glaubte,
er wäre ursprünglich ein von den Römern errichteter Turm gewesen.

Doch eigentlich heißt er heute Margaretenturm.



Tatsache ist, dass diese Doppelkapelle
um 1200 im romanischen Baustill errichtet wurde
und somit zu den ältesten noch erhaltenen Teilen der Burg gehört.



Besonders schön ist der Figurenschmuck, ...



... obwohl nicht mehr alle Steinplastiken erhalten sind.



Auch an den östlichen Mauern dahinter
sind noch diese steinernen Figuren aus dem Mittelalter zu sehen.



Der Zugang zur Oberkapelle ist nur über eine Empore, ...



... die sich im Anbau rechts befindet, möglich
und war dem Hochadel vorbehalten.



Die Unterkapelle kann ausschließlich vom Innenhof aus erreicht werden
(s. Rundbogenportal, das der kleine Lastwagen verdeckt)
und ist leider nicht zu besichtigen. .

 

An der Südseite der Kaiserkapelle kann man erkennen,
dass in der Mitte ein Zugang zugemauert wurde.



Im Jahr 1216 fanden die Baumaßnahmen auf der Burg
durch die Übergabe der Doppelkapelle an den Deutschen Orden
durch Friedrich II. (reg. 1212 – 1250) ihr Ende,
der sie wohl bis 1419 inne hatte und dann an die Stadt Nürnberg übergab.




Doch auch heute noch wird an der Burg ...



... und ihren Gebäuden gebaut und renoviert.



Derzeit erhält der Innenhof vor dem mittelalterlichen Sinwellturm ...




... und um das kleine Brunnenhaus eine neue Pflasterung.



"Sinwell" bedeutete auf Mittelhochdeutsch "rundherum", 
d.h. von diesem Turm hat man eine 360° Aussicht über die Stadt.



Er wurde in der 2. Hälfte des 13. Jhdts. als Bergfried der Kaiserburg errichtet.



Um 1560 wurde der Hauptturm der Burg Nürnberg
um das Obergeschoss mit seinen gesimsartigen Ringen erhöht.


 

Von der Aussichtsplattform in 385 m Höhe ...




 

... hat man heute einen herrlichen Blick über die Stadt.


 

Geht man vom Sinwellturm weiter in Richtung Osten,
kann man in der so genannten "Freiung" noch romanische Mauerreste sehen.



Dann gelangt man durch das Tor der Kaiserburg
auf das Areal der Burggrafenburg.



Hier sticht unterhalb des Sinwellturms ...



... die ehemalige romanische Walpurgiskapelle ins Auge, ...



... die später gotisiert wurde und heute leider nicht zugänglich ist.



Ein Stück weiter sind der Fünfecksturm und die Kaiserstallung zu sehen,
in der sich heute eine der größten und modernsten 
Jugendherbergen Deutschlands befindet.

 Das Haus mit 355 Betten wurde im Frühjahr 2013
nach Renovierung wieder eröffnet.



So hat die Burggrafenburg früher ausgesehen ...



... mit der kleinen Walpurgiskapelle an ihrer Südostseite.

Die Burggrafenburg wurde höchstwahrscheinlich 1192 neu erbaut, 
der größte Teil wurde 1420 zerstört und danach wieder aufgebaut.


 

 Hier eine Gesamtansicht der Burg, wobei

4 - die Walpurgiskapelle kennzeichnet,
13 - den Sinwellturm und
20 - die Kaiserkapelle.

In den Gebäuden 21 bis 24 ...


 

... ist heute das Museum untergebracht, ...



... dessen Innenhof mit buntem Herbstlaub dekoriert ist.



 Darin ist die Dauer-Ausstellung "Kaiser Reich Stadt" zu sehen ...
 


... bei der man als erstes den großen Kaisersaal betritt,
an dessen Rückseite (hier links) man vor einigen Jahren 
bei Grabungen einen erstaunlichen Fund gemacht hat,
an den heute nur noch Skizzen an der Wand erinnern.



Das Erdgeschoss des romanischen Palas
erhielt offensichtlich kurz nach seiner Errichtung um 1225 einen Einbau.
Dieser war außen rechteckig und innen nahezu kreisrund
mit einem Durchmesser von ca. 6 m,
der Innenraum war aufwändig ausgemalt.

Seine nach Osten gerichtete Apsis könnte ihn als Kapelle ausweisen,
die genaue Funktion ist jedoch unklar.



 An der Ostseite des Saales befindet sich dieses
reich verzierte gotische Portal, ...



... durch das man in die schöne Burgkapelle gelangt.

Diese gehört zu den letzten und vollendesten Werken
romanischer Architektur unter den Staufern. 




Sie wurde in den ersten Jahren des 13. Jhdts. errichtet,
gemeinsam mit dem Neubau des anschließenden Palas.



Ihre Säulen und Kapitelle sind aus weißem Marmor gearbeitet, ...



... der wohl aus den Alpen stammt.



Die Burgkapelle ist eine so genannte Doppelkapelle,
d.h. zwei Kirchenräume liegen übereinander, ...



... verbunden durch eine Öffnung im Gewölbe der unteren.


 

Die Margaretenkapelle unten diente dem täglichen Gottesdienst,
für den ab 1216 der Deutsche Orden sorgte. 



 Die Kaiserkapelle oben wurde wohl nur dann benutzt,
wenn der Kaiser bzw. König mit seinem Hof anwesend war.



Die Öffnung machte es möglich, 
dass Burgbesatzung und Hof gemeinsam
die Messe hören konnten.


 
Auf der Westempore der Oberkapelle
 nahm die kaiserliche Familie Platz, ...



... wobei für den Kaiser ein eigener Bereich abgetrennt war
(s. linkes Fenster auf der Empore).


 
Somit stellen die drei Ebenen der Kaiserkapelle 
auch die Hierarchie der damaligen Gesellschaft dar.


 
Von der Kapellenausstattung des Mittelalters
sind nur die Mensa ...



... und die Retabelfiguren
eines von Kaiser Friedrich III. gestifteten Altars erhalten:

Karl der Große, Heinrich und Kunigunde sowie Helena.



 
Das Kruzifix im Altarraum ist bereits spätgotisch ...



 ... ebenso wie dieser Muttergottes mit Kind:




 Sie stammt aus dem 15. Jhdt.



Am Gewölbebogen vor dem Altarraum ...



 ... befindet sich dieser steinerne Kopf,
der wohl den leidenden Christus darstellen soll.



 Die Säulen der Kaiserkapelle sind sehr massiv ...



 ... und wie dieser Kämpfer hier
mit Pflanzenkapitellen geschmückt.



 Hier der Zugang zur Kapelle vom Kaisersaal aus ...



... und über diese Treppe gelangt man hinauf auf die Empore,
die natürlich auch von den kaiserlichen Räumen 
im Obergeschoss zu erreichen ist.



Von hier hat man einen wunderbaren Blick auf Kapelle ...



... wie Altarraum.



Ungewöhnlich schön sind auch die Kapitelle ...



... der vier Säulen gestaltet,
 die das Gewölbe des oberen Geschosses tragen.



In die Unterkapelle reicht der Blick allerdings nicht mehr.



Außergewöhnlich ist auch ...



... der reiche Reliefschmuck an der Innenseite der Emporenfenster.



An der Südseite der Empore wurde extra für Kaiser Karl V.
ein Ofen eingebaut ...



... sowie die Wände und die Decke ausgemalt.



Im Obergeschoss geht es dann weiter
durch zahlreiche Ausstellungsräume.



Das Original dieses "Buckel-Pokals" 
befindet sich im Moskauer Kreml, ...



... das dieser Hl. Lanze in der Wiener Schatzkammer.



Diese goldene Krone ist sogar schon eine Kopie
aus dem 3D-Drucker.



Dieser Kelch hingegen scheint ein Original zu sein.



Hier ein Auszug aus der "Goldenen Bulle", 
die 1356 als grundlegender Verfassungstext
des Alten Reiches festgelegt worden ist.



Interessant ist der Eindruck, ...



... den manbeim Rundgang durchs Museum
von den ehemaligen kaiserlichen Räumlichkeiten gewinnen kann.



In diesem Raum ...



... befinden sich sogar Fresken aus um 1540, 
die die Huldigung für Kaiser Karl V. 
und seinen Bruder Ferdinand I. darstellen, ...



... und erst 1934 wieder aufgedeckt worden sind.


 

An der Decke darüber prangt der Reichsadler.



Einige alte Fotos zeigen die Zerstörung der Burg 
während des 2. Weltkriegs, ...



... wovon die Burgkapelle und der Sinwellturm
erstaunlicher Weise kaum betroffen waren.



Hier der Grundriss der heutigen Museumsgebäude ...



... von denen man einen herrlichen Ausblick ...



... auf den Innenhof ...



... und den Sinwellturm hat.



Neben einem Modell vom mittelalterlichen Nürnberg
und seiner Stadtmauer ...



... sind weiters ...





... hauptsächliche Helme ...





... und Rüstungen ...



... sowie allerlei ehemaliges Kriegsgerät zu sehen.



Sehenswert sind diese Sporensammlung ...



... sowie diese diversen Schwerter.



Hier ein Modell der Burg, ...


 

... wie sie um 1100 vor dem Umbau ausgesehen hat.



Die Burgkapelle war damals noch klein und einstöckig,
hatte eine Ostapsis und befand sich außerhalb der Burgmauer.

Der Turm neben dem Palas existiert heute nicht mehr.



Aus dieser Zeit sind sogar noch ...



... diese vier romanischen Kapitelle ...


 
... der Fenstersäulen der Kemenate erhalten, ...



... also aus den beheizten Räumen des damaligen Wohnbaus.



Bereits um 1300 sah die Burg im Wesentlichen so aus, ...



... wie sie sich heute darstellt.



Heute ist sie Eigentum der Bayerischen Schlösserverwaltung
und steht vornehmlich touristischen Zwecken zur Verfügung.

Einzelne Bauten werden aber auch als Wohn-, Amts- oder Museumsgebäude
sowie zeitweilig für Feste und Staatsempfänge genutzt.

 



Auf jeden Fall ansehen,

wenn man in Nürnberg ist!









1 Kommentar:

  1. Reise zu den Bauwerken der Romanik in Mitteldeutschland https://www.kulturreise-ideen.de/architektur/romanik/Tour-romanik-mitteldeutschland.html

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