Montag, 18. Juli 2016


Österreich, Dellach im Gailtal (Kärnten):
 Filialkirche St. Helena am Wieserberg, vor 1300 erbaut

Diese Kirche ist nur zu finden, 
wenn man im Gailtal zwischen den Orten Dellach und Grafendorf
den Wegweiser Richtung "Wieserberg" nicht übersieht. 

(Achtung: Im nahen Drautal gibt es auch ein Dellach!)



Dann gelangt man zum schönen Wieserhof,
wo man sein Auto abstellen 
und den Schlüssel zu St. Helena erbitten kann.



Vorbei an diesem Heuschober, ...



... am riesigen Hirschgehege, ...



... und an diesem Naturschwimmteich,
wo ein automatisches Rasenmäherlein
wie von Geisterhand geführt unaufhörlich seinen Dienst tut, ...



... gelangt man durch die wundervolle Landschaft ...



... schließlich zu diesem steinernen Oktogon, ...



... das ein wenig über die Umgebung informiert.



Eigentlich liegt St. Helena genau nördlich von Grafendorf, 
aber man gelangt mit dem Auto
nur über Leifling und den Wieserberg dorthin.



Vom Oktogon ist es nur noch ein kurzer Anstieg, ...



... bis man St. Helena endlich bestaunen und bewundern kann:
Es ist das älteste Baudenkmal des Gailtales!



Die etwa 10 m lange und 7 m breite romanische Kirche 
wurde um 1300 als Saalbau mit rund geschlossenem Triumphbogen
und halbkreisförmiger Apsis errichtet.



Der Turm wurde erst einige Jahrzehnte später errichtet 
und weist auf drei Seiten Biforien auf.



 Im Grundriss des Kirchleins ist/sind der Südturm dunkel
sowie alle Fenster- und Türöffnungen eingezeichnet.



Hier die südliche Langhauswand, ...



... an deren Westseite ist ein überlebensgroßer St. Christophorus ...


 

... aus der Spätgotik zu sehen ist.

Doch im Inneren des Turms 
wartet diesbezüglich eine noch größere Überraschung!



An der Außenseite ist nur noch ein ...



... kleines romanisches Fenster erhalten;

Innen sind noch zwei sichtbar,
von denen eines allerdings wegen des späteren Turmbaus erblindet ist.



Der Turm wurde bereits während der Gotik errichtet,
man nimmt an, um 1360 bis 1365.



Seine Basis birgt die Sakristei
sowie einen älteren Hl. Christophorus
- doch dazu später bei der Innenbesichtigung.



Die kleine Ostapsis ...




 ... verfügt über zwei Landzettfenster, ...



... die beide in ihren Außenlaibungen
mit sehr dekorativen spätromanischen Malereien versehen sind.



Ein weiteres interessantes Ausstattungsdetail
befindet sich ebenfalls hier:



Über dem Dach der Apsis ...



... befindet sich ein so genannter "Neidkopf",
ein lebensgroßer, grimmig drein schauender Holzkopf,
der ursprünglich wahrscheinlich bemalt war.



Im Mittelalter ging man von der heidnischen Tradition aus, 
dass solche Fratzen aus Stein oder Holz alles Übel abwehren konnten.



Die nördliche Langhauswand ist steinsichtig gehalten
und verfügt über ein nachträglich eingebautes Fenster.



Auch an der Westseite kann man alle Steine der Mauer sehen.



Von hier erfolgt der Zugang zur Kirche ...



... über diese zwei großen Trittsteine vor der Kirchentüre.



Und natürlich muss man ...



... den Schlüssel dafür haben.



Über dem Portal wacht ein rotes Kreuz.



Daneben befindet sich der Deckel zu einem kleinen Opferstock.



Jetzt geht's endlich hinein, ...


 

... die schwere Eisentüre ist offen.



Innen fallen einem sofort die farbenprächtigen Fresken der Apsis auf.



Das Langhaus ist eher schlicht gehalten,
hat im Westen eine einfache Empore und ist flach mit Holz gedeckt.


St. Helena ist einer jener glücklichen und seltenen Fälle,
bei denen die romanischen Fresken,
die schon kurz nach der Erbauung der Kirche aufgetragen wurden,
stets von einer Übermalung verschont geblieben sind.



Oben in den beiden Zwickeln über dem Triumphbogen
sind links Abel, der ein Lamm opfert, 
und rechts Kain, der ein Ährenbündel darbietet, zu erkennen.



In der Apsiskalotte ist - wie während der Romanik üblich -
Christus in der Mandorla abgebildet
umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten.



 Links eine Apostelreihe mit dem Hl. Petrus 
mit großem weißem Schlüssel (ganz rechts)
im unteren Register der nördlichen Apsishälfte, ...



... rechts ist der Apostel Paulus mit Schwert
zwischen den beiden äußerst dekorativ ausgemalten Apsisfenstern zu sehen.



Über Christus sind der Prophet Zacharias
sowie die Könige David und Salomon am Scheitel
der Laibung des Triumphbogens zu sehen
(s. erste drei Darstellungen von links).



Bei den weiteren Köpfen dürfte es sich ebenfalls
um Gestalten des Alten Testaments handeln.



Darunter sind auf beiden Seiten ebenfalls Apostel dargestellt.



Hier ist rechts im Bild der Apostel Simon zu sehen.



Auch links und rechts der Apsis befinden sich Fresken
aus derselben Herstellungszeit.



Links oben befindet sich eine Kreuzigung
mit der trauernden Muttergottes und dem Hl. Johannes.



Hier links mit der dunklen Krone die Hl. Helena,
die von ca 249 bis 329 lebte, aus Kleinasien stammte
und die Mutter des späteren Kaisers Konstantin war.

Rechts neben ihr ist der Hl. Oswald abgebildet.



Darunter befindet sich ein altes Weihwasserbecken,
das auch aus der Romanik stammen dürfte.



Auf der rechten Seite ist oben ein Muttergottesbild, ...



... und darunter sind - so vermutet man - 
die beiden Märtyrer Hermagoras und Fortunatus.



Hier der Zugang zur Sakristei im Turm
sowie das nach dem Turmbau geschlossene romanische Fenster.



Das zweite alte Fenster befindet sich vor der Westempore
und ist noch voll funktionstüchtig.



An der nördlichen Langhauswand hat es wohl auch einmal Fresken gegeben,
diese sind aber nicht mehr erkennbar.



Dieser Schrank steht in der Sakristei.



Hier noch einmal der Blick von der Westempore ....



... auf alle erhaltenen Fresken ...



... sowie den schlichten Altar,
dem die alten Barockaltäre bei der Renovierung weichen mussten.



Doch hier ist unsere Kirchenbesichtigung noch nicht zu Ende:



Man muss nur den Mut (und das Wissen) haben, 
auch die nächste Treppe hochzusteigen 
und die Falltüre darüber zu öffnen.



Dann geht die Tour durch die Kirche diesmal ... 



... über den Dachstuhl weiter ...



... in den Turm ...



... und über einige steile Holztreppen ...



... erst hinauf ...

(Achtung: Nicht am Glockenseil anhalten,
wie es mir in der Dunkelheit fast passiert wäre!) 



... in die Glockenstube mit nur einer Glocke.



Hier kann man die herrlichen Biforien ...





... aus dem 14. Jhdt. aus der Nähe bewundern.



Doch der fast größte Kirchenschatz liegt 
zwei Stockwerke darunter, aber noch über der Sakristei:



Ein romanischer Hl. Christophorus, ...



... der noch erstaunlich gut erhalten ist, da er,
nachdem er an die Ostseite des südlichen Langhauses gemalt worden war,
bereits nach nur wenigen Jahrzehnten an der Außenseite der Kirche
 durch die Mauern des Turmes geschützt wurde.




Über den Dachstuhl geht es wieder zurück ...



... auf die Westempore ...



... und in den wunderschönen Kirchenraum.



Über St. Helena ist natürlich schon viel gerätselt und geforscht worden,
so auch in diesem Büchlein,
dem ich die meisten meiner Informationen entnehmen durfte.



Bemerkenswert ist noch, dass St. Helena nicht dem Bistum Salzburg,
sondern Aquileia zugeordnet war,
obwohl Gurk nicht so weit entfernt ist.

Interessanter Weise sind auch die Innenfresken von St. Helena
eher den alten Malstilen um Cividale zuzuordnen als denen um Salzburg.



Nach wie vor wird die Kirche noch genutzt:

Öffentliche Messen finden an Feiertagen 
sowie am Kirchweihtag zum Fest der Hl. Helena am 19. August statt.



Sonst wird es heute gerne für Trauungen verwendet,
was angesichts dieser romantischen Lage kaum verwunderlich ist.



Und so geht es wieder ca. 15 Minuten retour
vorbei an diesem kleinen Marterl, ...



... am Schwimmteich des Wieserbauers ...



... und am nicht ganz frei herumlaufenden Hirschrudel.





St. Helena 

ist auf jeden Fall einen Ausflug 

und sehens-wert!













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