Freitag, 1. Juni 2018


Deutschland, Andernach (Rheinland-Pfalz):
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, 
1198 - 1250 erbaut




In der Stadt Andernach am Rhein ...



... steht diese Pfarrkirche nahe der Stadtmauer
am westlichen Rand der Altstadt.



Sie ist eine mächtige Emporenbasilika 
 mit vier Türmen, Westbau und Chor ...



... und war stets Stadtkirche und Bischofsdom zugleich.

Daher darf man sie mit Recht auch „Mariendom“ nennen,
denn der Erzbischof von Trier war auch
Pfarrer in seiner Eigenkirche in Andernach.



Karolingische Grabstellen unter der heutigen Kirche belegen,
dass es sich um eine frühere Gründung handelt.

Der Vorgängerbau, der dem Hl. Michael geweiht
und 1194 von Kaiser Heinrich VI.
dem Trierer Erzbischof  Johann I. geschenkt worden war,
wurde 1198 bis auf den frei stehenden Glockenturm
ein Opfer der Flammen.



An der Stelle der niedergebrannten Kirche
ließ der Erzbischof und Kurfürst von Trier Johann I.
die heutige Marienkirche neu errichten.

Deren noch intakter Turm wurde
als Nordostturm und ältester Gebäudeteil
in den spätromanischen Kirchenneubau integriert.



Die beiden Osttürme haben zwar dieselbe Höhe
und gleiche Pyramidendächer, 
unterscheiden sich aber in Geschosszahl,
Gliederung und Mauerwerk.



Am Grundriss kann man außerdem erkennen,
dass der ältere Nordostturm nicht in der Flucht des Baues liegt
und dicker ist als sein Gegenstück auf der Südseite.

In ihm hängt auch das Geläut aus sieben Glocken,
unter ihnen drei wertvolle mittelalterliche.

Klanglich herausragend ist die 1356 gegossene
und mit rund 1950 kg auch schwerste Glocke.



Bemerkenswert ist v.a. die zweifärbige Gestaltung ...



... der Biforien an jeder Seite dieses Turmes,
die jeweils als Zwillingspaare angeordnet sind.



Auch das Portal darunter ist ähnlich gestaltet,
wenngleich wahrscheinlich restauriert.



Vor dem Chorjoch zwischen den beiden Osttürmen
wölbt sich eine halbrunde Apsis,
die sich durch besonders reiche Gestaltung auszeichnet.

Über dem Sockel und einem
durch Lisenen und Rundbogenfries gegliederten Geschoss
folgt das Fenstergeschoss, darüber ein Plattenfries
und eine Zwerggalerie mit rhythmischer Säulenstellung.



Das Langhaus besteht aus drei Doppeljochen
und weist eine schlichte Gliederung auf.

Seine Wandflächen sind durch
Rundbogenfenster und Lisenen unterteilt.



Das Nordportal ist schlicht gehalten, ...



... nur an seinen Kapitellen
sind noch mittelalterliche Reliefs vorhanden.



Hier nochmals der alte ...



... und mächtige Nordostturm von seiner anderen (westlichen) Seite.



In den Jahren 2013 - 2014 wurde der gesamte Domplatz
mit Anbindung an das Pfarrhaus und den Domspielplatz neu gestaltet,
sodass der Dom "endlich Platz zum Atmen" hat.

Am Patronatsfest Maria Himmelfahrt am 15. August 2014
wurde er neu geweiht.



Das dreigeschossige Westwerk
besteht aus einer Zweiturmfassade,
die im Mittelalter die historische Stadtmauer überragte.

Die Fassade ist durch Blendarkaden,
von denen manche Rundbogenfenster umrahmen,
symmetrisch gegliedert.


 

Das Westwerk wurde in der zweiten Bauperiode
nach 1198 errichtet.



Während die Wände des Hauptschiffs und um die Portale
noch gleichmäßige Quadermauerwerke
aus dem frühen 13. Jhdt. aufweisen,
bestehen die Wände der Seitenschiffe
seit der Restaurierung im 19. Jhdt. aus Bruchstein.



Das Südportal ist im Gegensatz
zum einfach gehaltenen Nordportal kunstvoll gestaltet.

Am drei­eckigen Sturz über der Tür
sind Reste einer gemalten Kreuzigungsgruppe zu erkennen
und im halbrunden Relief des Tympanons
halten zwei Engel das Lamm Gottes.



Auch hier sind noch alte Reliefs
an den Kapitellen zu sehen.



Wegen des ziemlich labilen Bauuntergrunds
musste die Kirche immer wieder renoviert werden.

Dabei bemühte man sich v.a. in letzter Zeit,
das Erscheinungsbild des Domes aus dem 13. Jhdt.
möglichst wieder herzustellen.



Hier an der Südostecke die gotische Sakristei
mit spitzer Dachhaube aus der Nähe,
mittlerweile der einzige "Stilbruch" am Dom.



Der dreigeschossige Mittelteil der Westfassade
mit großem Rundfenster im oberen Geschoss
wird von einem Giebel abgeschlossen.

Das heutige Westportal wurde erst später eingebaut.



Da die Pfarrkirche lange die einzige
und größte katholische Stadtkirche war, ...



... verfügt sie über eine reiche künstlerische Ausstattung,
die seit ihrer Bauzeit bis in die Neuzeit entstand.



1899 wurden die Restaurierungsarbeiten
mit der Neuausmalung des Innenraums beendet.



Dabei erhielten die Arkaden und Emporen
eine historisierende, neoromanische Bemalung.



Die barocke Eichenholzkanzel
entstand im letzten Drittel des 17. Jhdts.

Sie gelangte Anfang des 19. Jhdts. im Zuge der Säkularisation
aus dem Kloster Maria Laach nach Andernach
und ist freischwebend an einem Pfeiler
an der Nordseite des Mittelschiffs angebracht.



Die Chorapsis ist ebenfalls reich bemalt,
über dem Altar befindet sich ein Kronleuchter aus dem Jahr 1994,
der das himmlische Jerusalem darstellen soll.



Die sechs Glasfenster, die 1948 entstanden sind,
zeigen neben den beiden Kirchenpatronen Maria und Michael
noch die Heiligen Petrus, Paulus und Georg.



Auch die Westempore ist mit großflächigen Gemälden
aus dem späten 19. Jhdt. verziert.



Beide Seitenschiffe sind aufgrund der darüber befindlichen Emporen
relativ niedrig und kreuzgewölbt.



Hier befinden sich diese Seitenaltäre.



Im nördlichen Seitenschiff gibt es
diese Grablegungsgruppe aus dem Jahr 1525.



Die Taufkapelle liegt
im Untergeschoss des Nordwestturmes.

Der Taufstein besteht
- typisch für die rheinische Steinmetzkunst - aus Basalt:

Sechs kleine, rundgeschliffene und schwarz gestrichene Säulen
auf einem sechseckigen Sockel tragen das Becken.



Ein schmuckvoller Blattfries
umläuft die Kuppa aus Basaltlava.

Der Taufstein ist das einzige noch erhaltene Werkstück
aus der Bauzeit der Kirche zu Beginn des 13. Jhdts.,
der historisierte Deckel wurde im 19. Jhdt. hinzugefügt.






Sehenswert!
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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