Donnerstag, 14. Juni 2018


Deutschland, Remagen (Rheinland-Pfalz):
Romanisches Tor bei der Pfarrkirche St. Peter und Paul,
2. Hälfte 12. Jhdt. 



St. Peter und Paul 
ist die katholische Stadtpfarrkirche von Remagen.

Sie steht auf den Relikten eines römischen Kastells
und ist eine im Kern romanisch-gotische Kirche
mit neoromanischem Anbau.



Eine Besonderheit bei ihrem Pfarrhof ist dieses romanische Portal,
das ursprünglich in keinem Zusammenhang mit der Kirche stand.



Seine Herkunft ist nach wie vor rätselhaft:
Es wurde 1902 im Zuge des Kirchenneubaus 
in den Pfarrhof verbracht.

Davor - spätestens seit dem 17. Jhdt.- 
befand es sich eingemauert und in mehrere Bestandteile zerlegt
zwischen dem Haus des Pfarrers und der Kirchenmauer.

Ob es dort schon zu seiner Entstehungszeit 
in der 2. Hälfte des 12. Jhdts. seinen Platz hatte,
ist heute nicht mehr nachvollziehbar.



Beim romanischen Tor handelt es sich
um ein außergewöhnliches Zeugnis 
mittelalterlicher Steinmetzkunst im Rheinland.

Es besteht aus einem großen Torbogen
und einer kleinen Pforte.



Bei der Deutung dieser Steinreliefs
gehen die Meinungen auseinander:

 Es ist naheliegend, dass sie
(hier oben ein Mann mit Weinbottich), ...



... in engem Sinnbezug zu den Torbogenreliefs stehen
(hier ein Mann mit Baum).




Darüber befindet sich ein Jäger
zu Pferd mit seinem Hund.



Einigkeit herrscht lediglich darüber,
dass das Türsturz-Relief "Alexanders Greifenfahrt" abbildet.

Gemeint ist eine in mittelalterlichen Quellen überlieferte Episode,
dass Alexander der Große sich auf zwei Greife schwang,
um den Himmel zu erkunden.

Nach siebentägigem Flug
begegnet er einem Vogel in Menschengestalt,
der ihm die Unmöglichkeit seiner Mission klarmacht.

Alexander kehrt gedemütigt zur Erde zurück
und erkennt die Anmaßung als Fehler.



Der rechte Stein der Pforte
ist zugleich der linke Basisstein des Tors
und stellt einen Mann auf einem Skelett dar.


 

 Darüber ein Basilisk mit offenem Maul.

Über die Deutung dieser Seitensteine des Tors
ist sich die Fachwelt uneinig.

Von den Reliefs, die in der Folge darüber beginnen,
glaubt man aber, dass es sich um die Darstellung
der menschlichen Laster handeln könnte.


 

Nach dieser Lesart, die noch acht
statt der heute geltenden sieben Todsünden kannte,
bedeuten die Reliefs:

1. Rahmenfigur: Weibliche Nixe mit Ruder, 
ausfahrend zum "Seelenfang".


 

 2. Mann mit Doppelfischschwanz = "Superbia": Hochmut
3. Vogel mit Menschengesicht = "Stultitia": Stolz / Eitelkeit



4. Zwei Gänse im Streit um eine Pflanze = "Invidia": Neid
5. Springendes aggressives Tier = "Ira": Zorn




6. Mann, untätig herumsitzend = "Acedia": Trägheit des Herzens/Geistes
7. Dohle mit Strick = "Avaritia": Geiz
8. Seeadler, an einem Fisch pickend: "Gula": Völlerei



9. Sau mit drei Ferkeln: "Luxuria": Wollust



10. Rahmenfigur: Männliche Nixe

Die Nixe als Rahmenfigur wird als Grundsymbol des Bösen
bzw. der Verführung des Menschen zum Bösen beschrieben,
was aber nicht von allen Experten so gesehen wird.




Auf der rechten Seite befinden sich wiederum Reliefs,
die sich einer genauen Deutung entziehen:

Hier oben offensichtich ein weiterer Drache, ...




... darunter wahrscheinlich ein Löwe,
der gerade seine Beute verzehrt, ...




... hier eine Taube als Kapitell ...



... und hier sogar ein Chamäleon.



Fest steht, dass dieser Kopf
den Kopf Christi darstellen soll.





Einzigartig und sehenswert!









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