Montag, 3. April 2017


Deutschland, Quedlinburg (Sachsen-Anhalt):
Krypta aus 950 bzw. 1100 n. Chr.,
ehemalige Klosterkirche St. Wiperti aus 1148



Wenn man dieser mittelalterlichen Mauer ...



... in der Wipertistraße vom Stadtzentrum Quedlinburg aus 
Richtung Thale folgt, ...



... gelangt man auf diesen schönen alten Friedhof...



... in Sichtweite des berühmten Stifts St. Servatius, ...



... in dem sich diese ehemalige Klosterkirche befindet.



Die so genannte Wipertikirche ist langgestreckt und turmlos.

Bereits um 850 erbaute das Kloster Hersfeld seinem Patron St. Wigbert
eine kleine Kirche auf diesem Gelände,
von der heute allerdings nichts mehr erhalten ist.



 Um 912 gelangt das Gelände in den Besitz
von Herzog Otto dem Erlauchten, dem Vater von König Heinrich I.,
 und nach 919 wird es zum Königshof der Ottonen ausgebaut.

Zur Zeit Heinrichs I. (919 - 936) existierte hier eine kleine Saalkirche, 
deren Fundamente 1956 unter der Kirche nachgewiesen werden konnten.



Nach 936 zog das Chorherrenstift St. Jakobus und St. Wigbertus
auf den Königshof um, die Pfalzfunktion blieb aber erhalten.

Um 950 wurde eine erste Basilika errichtet,
von der heute nur noch wenige Teile
im Bereich der Krypta existieren.



1148 schließlich wurde die heutige Basilika erbaut, ...



... deren Ostseite um 1423 mit diesem gotischen Schluss ...



 ... und großen spitzbogigen Fenstern versehen wurde.



Die Westseite von St. Wiperti ...



... wird gerade gründlich renoviert.



Hier ein Bild aus dem Internet, 
das die schlichte Westseite ohne Gerüst zeigt.

Um 1148 wurde das Chorherren-
in ein Prämonstratenserstift umgewandelt
und die heute erhaltene, querhauslose Pfeilerbasilika erbaut.

1336 wurden deren Dachstuhl und Türme
durch aufgebrachte Bürger zerstört,
die Türme wurden bis heute nicht ersetzt.



An der rechten Seite des Westwerks gelangt man ...



... zum ehemaligen Kreuzgang und heutigen Innenhof, ...



... wo die nächste romanische Attraktion wartet.



Das Stufenportal, das 1956 hier in die Südmauer eingebaut wurde,
stammt vom früheren Marienkloster vom Münzenberg,
von dem heute nur noch die Krypta existiert.



Daher ist im Tympanon auch die Gottesmutter
mit dem kleinen Jesuskind zu sehen.



Hier eines der vier dazugehörigen Säulenkapitelle.



Innen ergibt sich durch den während der Gotik 
erneuerten Dachstuhl und die helle Ostseite ...



 ... ein für eine so alte Kirche völlig eigenes Flair.

1547 wurde das Kloster aufgelöst,
nachdem es im Bauernkrieg verwüstet worden war,
und die Wipertikirche wurde evangelische Pfarrkirche.



Die Westseite ist auch innen eingerüstet.



Davor befindet sich dieser mittelalterliche Taufstein aus um 1300 ...



... mit modernen Ergänzungen an Sockel und Deckel.



Die Langhauswände werden ausschließlich von Pfeilern getragen,
Säulen oder gar Kapitelle sucht man hier vergeblich.



Die beiden Seitenschiffe sind flach mit Holz gedeckt.



Im nördlichen Seitenschiff befindet sich eine kleine Kapelle
mit einem gotischen Schnitzaltar.



Der größte Schatz dieser Kirche aber
verbirgt sich hinter dem Hauptaltar:



Die Krypta mit ihrem Vorraum, ...



... die beide erst im Jahr 1000 umgestaltet wurden.



 Die beiden nördlichen Zugänge zum Vorraum sind noch offen, 
die von der südlichen Seite wurden bereits geschlossen.



In der nördlichen Langhauswand darüber
ist noch dieser Rundbogen zu sehen.

1812 zog die evangelische Gemeinde 
nach St. Servatius auf den Burgberg um.

Der Pächter des Wipertigutes
kaufte die Kirche und nutzte sie als Scheune,
die Krypta bekam einen Zugang vom Osten her
und diente als Milchkeller.



Hier die genaue Lage der Krypta (rot) in der Kirche.

Die blaue Kontur bezeichnet die Lage 
der kleinen ottonischen Saalkirche aus um 950,
von der das ehemalige Sanktuarium um 1000 
in die heutige Ostkrypta umgewandelt wurde.



Hier der innere Bereich der Krypta ...



... mit zwei der insgesamt vier Säulen mit Pilzkapitellen.



 
Diese Krypta war eigentlich nie eine Krypta im eigentlichen Sinn,
da sie nie für Grablegungen gedacht oder verwendet wurde.


Hier der obere Abschluss des inneren Bereichs,
der einer Apsiskalotte ähnelt.



Dieser innere Teil ist ebenso tonnengewölbt ...



... wie der äußere Umgang, ...



... der diesen vollständig umschließt.



Dieser hat an an seiner Außenmauern Nischen, ...



... die noch vom ottonischen Sanktuarium stammen.



Die vier Säulen des Innenteils ...



... tragen seltene Pilzkapitelle, ...



... die denen in der Krypta der Stiftskirche St. Servatius ähneln.



Als Baumaterial dienten z.T. auch Spolien
wie Teile von älteren Grabsteinen,
wobei dieser hier allerdings auf dem Kopf steht.



Der nördliche Architrav (Hauptbalken)
im südlichen Seitenschiff ...



... besitzt Reste eines Schmuckbandes aus Stuck.



Hier der Innenteil mit seinem Steinaltar von hinten.



Hier sind die Kapitelle wiederum anders gestaltet:

Die mittlere Säule hat ein ionisches Kapitell
mit zwei Schnecken ...



... die beiden Säulen daneben zeigen einfachere Formen.



Hier der Altar aus der Nähe.

1954 übernahm die katholische St. Mathildengemeinde die Kirche
zum Aufbau und zur gottesdienstlichen Nutzung.

Das Institut für Denkmalpflege Halle
 leitete die Restaurierungsarbeiten.






Unbedingt ansehen!











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