Samstag, 29. April 2017


Deutschland, Hildesheim (Niedersachsen):
Kirche St. Godehard, 1133 - 172 erbaut

(Bitte die teilweise mangelnde Bildqualität zu entschuldigen,
da sich der Verschluss der Linse nicht mehr vollständig öffnen ließ.)
  

 

Diese ungewöhnlich stilrein und gut erhaltene romanische Basilika
steht am Südrand der Altstadt von Hildesheim.



Diese zwischen 1133 und 1172 erbaute
ehemalige Abteikirche der gleichnamigen Benediktinerabtei
zählt mit ihren klassischen Proportionen zu den bedeutendsten Zeugnissen
romanischer Baukunst in Deutschland.



Sie ist von keinerlei späteren Umbauten beeinträchtigt
und im Zweiten Weltkrieg fast unversehrt geblieben.



St. Godehard ist eine dreischiffige Basilika 
mit Querschiff und Chorumgang,
einem großen achteckigen Vierungsturm 
und einem Westwerk mit zwei kleineren Türmen und Westapsis.

 

Die Außenwände sind mit Blendarkadenfriesen und Lisenen gegliedert,
hier das nördliche Querhaus mit dem Vierungsturm.



Wunderschön gestaltet ist die Ostseite ...



... mit ihrem Chor und dem Chorumgang ...



... mit drei kleinen Apsiden.



Auch am südlichen und nördlichen Querhaus
schließt je eine kleine Apside an (s. hier ganz links),
deren Fenster aber heute beide blind sind.



Der Chorumgang ist selbst von einer Apsis
mit großen Fenstern überhöht.



Alle Apsiden und der Chor ...



... weisen romanische Rundbogenfriese auf.




Die Fenster im Seitenschiff dürften noch orginal sein,
die im Obergaden sind bereits vergrößert.



Von den Portalen ist das nordwestliche das eindrucksvollste, ...



...  in dessen Tympanon Christus die Eintretenden begrüßt, ...


 
... flankiert von den heiligen Bischöfen Godehard und Epiphanius.



Das Westwerk weist neben zwei Türmen
mit quadratischer Basis und achteckiger Fortsetzung
mit Spitzhelmen als Dach ...



... auch eine große Mittelapsis auf, 
was eigentlich bei den karolingischen und ottonischen Basiliken 
bis ca.1000 eher noch üblich war.



Der nördliche Turm mit seinen Biforien erscheint noch original,
der südliche wurde später wieder aufgebaut.

In den drei Türmen
hängen eine Bronzeglocke und sechs Eisenhartgussglocken,
von denen die beiden kleinsten dem Uhrschlag dienen.

Die beiden größeren Glocken hängen im nördlichen und im südlichen Westturm,
die übrigen Glocken im Vierungsturm.



Die hohe Westapsis hat drei Etagen,
wobei das oberste nur Blendarkaden
und keine echte Zwerggalerie aufweist.



Die Südseite hat den 2. Weltkrieg großteils unbeschadet überstanden.



Nur um das Südportal, das heute nicht mehr genutzt wird,
sind Renovierungen sichtbar ...



... wie dieses Tympanon mit zwei Wölfen,
denen Pflanzenranken aus den Mäulern sprießen.



An das südliche Querhaus schließen über dem ehemaligen Kreuzgang
noch diese Gebäude des ehemaligen Godehardi-Klosters an,
in denen seit 1971 die Rechtspfleger an der heutigen
Norddeutschen Hochschule für Rechtspflege ausgebildet werden.



Im Inneren wird das flache Mittelschiffdach ...



... von sechs Pfeilern und zwölf Säulen getragen, ...



... was in der Fachsprache
Niedersächsischer Stützenwechsel genannt wird.



Die reiche Ausmalung des Chores ...




... schuf Michael Welter in den Jahren 1861 bis 1863.



 In der Apsiskalotte thront Christus in der Mandorla
mit Maria und dem Apostel Johannes zu seinen Seiten.



Darunter sind Engel sowie
die fünf Törichten und Klugen Jungfrauen dargestellt.



Auch die Vierung ...



... ist reich geschmückt und zeigt u.a. die vier Evangelisten.



In der Vierung über dem Hauptaltar ...


 
... hängt ebenso ein Radleuchter, ...




... den Königin Marie von Hannover der Kirche 1864 gestiftet hat.



Im Chor, der allerdings nicht betreten werden darf,
befindet sich die Grabplatte mit Bronzerelief des Gründers des Klosters,
des Bischofs Bernward, der 1154 gestorben ist.



Licht fällt durch die Rundbogenfenster der Seitenschiffe,
der Obergaden und des Hochchors.



Auch das südliche Querhaus ist hell erleuchtet,
hier ist in der Seitenapsis der der spätbarocke Benediktsaltar
mit einer gotischen Mitteltafel aufgestellt.



Die hochromanischen, figuren- und ornamentreichen Kapitelle, ...



... die alle zwölf Säulen zieren, ...



... gehören zu den Meisterwerken ihrer Art.



Die meisten sind mit figürlichen Reliefs geschmückt, ...



... diese hier aber mit einem Flechtmuster,
wie es in karolingischen Zeiten bei Chorschranken üblich war.



Im Langhaus steht auch eine historische Bronzeglocke,
die aufgrund erheblicher Gussfehler nicht läutbar ist.



Der untere Teil des Westapsis ist durch ein Eisengitter abgezäunt
und dient heute als Taufkapelle.



Hier befindet sich ein reich gestalteter Taufkessel,
der allerdings erst in jüngeren Zeiten entstanden ist.



Zum Abschluss noch ein wenig Geschichte:

Der Hl. Godehard (Gotthard), selbst Benediktiner
und von 1022 – 1038 einer der bedeutendsten Bischöfe von Hildesheim,
wurde im Jahr 1133 heilig gesprochen.

Noch im selben Jahr begann auf Veranlassung Bischof Bernwards
der Bau von Kirche und Kloster zu seinen Ehren:
1172 waren die Arbeiten abgeschlossen und Bischof Adelog weihte die Kirche.

Da St. Godehard zu den besonders verehrten Heiligen des Hochmittelalters gehörte,
führten seine Reliquien einen beständigen Pilgerstrom nach Hildesheim.



Das Godehardikloster blieb von der Reformation unberührt,
während die Pfarrkirchen der Stadt lutherisch wurden,
und bestand bis zur Säkularisation 1803.

Nur durch großen persönlichen Einsatz von Hermann Gottfried Held (1768 - 1828),
Konventuale bis zur Säkularisation, dann erster Pfarrer von St. Godehard,
gelang es, die Basilika vor dem Abriss zu retten.
 
1818 kam sie in den Besitz des Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds
und blieb katholische Pfarrkirche.



Bei der Zerstörung Alt-Hildesheims am 22. März 1945
blieb der Südrand der Altstadt verschont, darunter die Godehardsbasilika.

Sie war die einzige Kirche im Zentrum von Hildesheim,
die von größeren Zerstörungen verschont blieb.

So diente sie bis zur Wiederweihe des Doms 1960 auch als Bischofskirche.

1963 verlieh ihr Papst Paul VI. den Titel einer Basilica minor.

Seit 2003 leben und wirken wieder Benediktiner an St. Godehard,
jeweils drei Mönche, die von der Jerusalemer Dormitio-Abtei entsandt werden.





St. Godehard ist 

absolut sehenswert!









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