Sonntag, 10. Februar 2019


Frankreich, Saint-Lizier (Ariège):
Kathedrale Saint-Lizier und Kreuzgang, 
11. Jhdt. bzw. 12. Jhdt.
 


Diese ehemalige Bischofskirche ...



... steht auf halber Höhe im heute
eher beschaulichen Ort Saint-Lizier.


 

Einst war dieser zweigeteilt und hatte zwei Kathedralen,
aber nur einen Bischof, der dem halben Ort vorstand,
aber für die gesamte Regione "Couserans" zuständig war.



Der andere Teil, der genau gegenüber lag,
gehörte dem Grafen von "Comminges", ...



... und hatte ebenfalls eine Kathedrale:

Die Kirche Notre-Dame-de-la-Sède,
die heute Teil des höher gelegenen Bischofspalastes ist.



Hier oben sind beide ehemaligen Kathedralen
auf einem Bild zu sehen.



Saint-Lizier blieb bis 1655 Kathedrale,
ab dann war es nur noch Notre-Dame-de-la-Sède,
bis das Bistum 1801 komplett aufgelöst wurde.



 Dennoch war und ist Saint-Lizier 
stets die schönere Kirche, 
mit ihrer Ostseite mit Querhaus und Turm
sowie den drei Apsiden davor.



Über den Ursprung der beiden Seitenapsiden,
deren Mauern fast 2m dick sind, 
ist man sich nicht ganz im Klaren.

Man nimmt sogar an, dass diese noch
von einem früheren gallo-römischen 
oder westgotischen Stadttor stammen.



Der untere Teil der großen Mittelapsis
stammt jedenfalls vom Ende des 11. Jhdts.,
sie wurde später aufgestockt.



Das Kirchenschiff wurde erst ab Beginn des 12. Jhdts.
an die bestehende Ostseite angefügt ...



... und im 13. und 15. Jhdt. erhöht,
wo sich nun gotische Spitzbogenfenster befinden.



Der Vierungsturm ist achteckig
und im so genannten "toulousianischen" Stil errichtet.



Sein Bau wurde im 12 Jhdt. begonnen,
aber erst im 15. fertiggestellt.



Charakteristisch sind seine Ziegelbauweise
sowie die spitzen Zwillingsfenster.



An der Nordseite des Kirchenschiffs darunter
ist dieses gotische Portal aus dem 14. Jhdt. zu sehen.



Auch dieses stammt zu großen Teilen
aus Ziegelsteinen, obwohl es eine fünffache
Abtreppung samt Säulen aus Pyrenäenmarmor
und Kapitellen mit pflanzlichen Motiven hat.




Saint-Lizier hat nur ein großes Mittelschiff
und keine Seitenschiffe, ...



... dafür aber ein Querschiff und drei Apsiden.



Die Kirche wurde 1117 dem Hl. Lizier geweiht,
der Bischof des Couserans war
und im 6. Jhdt. am Konzil von Agde teilnahm.



In der Mittelapsis sind sogar Fresken erhalten,
die noch aus dem 11. Jhdt. stammen,
was wirklich Seltenheitswert hat.




Der Christus darüber in seiner ...



... etwas eigenwillig geformten Mandorla
ist aber erst im 13. Jhdt. entstanden.



Es sind die Fresken an der Apsiswand,
die ebenso alt sind wie die Apsis selbst,
also auf 1060 bis 1080 datiert werden.



Sie stellen oben die Apostel und unten Heilige dar
und man vermutet, dass sie von italienischen Künstlern stammen,
die zu dieser Zeit am Bau von Saint-Lizier beschäftigt waren.

Bemerkenswert ist, dass bereits die Farbe Blau oft verwendet wurde,
die zur damaligen Zeit die seltenste und kostbarste
und daher meist dem Mantel Mariens vorbehalten war.



Auch die nördliche Seitenapsis, ...



... die auf den ersten Blick nur steinsichtig ist ...



... und eine alte Statue der Muttergottes beherbergt, ...



... hat sehr alte Fresken auf ihrem Tonnengewölbe.



Leider ist deren genauer Inhalt nirgendwo zu finden, ...



... doch stellen sie zum Teil Fabelwesen wie ...



... Pferde oder Drachen mit Flügeln dar ...



... und zahlreiche Figuren.

Die südliche Seitenapsis ist nicht einsehbar,
hier befindet sich die Sakristei.



Im einjochigen Chor, der an die Ostapsis anschließt,
sind romanische Säulen und Kapitelle zu sehen.



Die beiden Querhäuser sind im üppigen barocken Stil gestaltet.



Das Kirchenschiff ist mit einem
gotischen Kreuzrippengewölbe versehen, ...



... auf der fensterlosen Westseite ...



... ist auf einer hölzernen Empore
eine kleine Orgel aufgestellt.

Hier an der Südwestseite geht's auch ...



... in den wunderschönen Kreuzgang aus dem 12. Jhdt.


 
Dieser ist der einzige im Department Ariège,
der noch vollständig erhalten ist.



Die zweite Etage ist ihm allerdings
erst im 14. Jhdt. aufgesetzt worden.



Die Süd- und Westgalerie wurden zuerst gebaut
und waren zur Kirchweihe 1117 fertiggestellt, ...




... der Nord- und Ostflügel wurden erst danach angefügt.




An seiner Nordseite ist auch das südliche Schiff
der Kirche mit seinen gotischen Fenstern gut zu sehen.



Die Rundbögen aller vier Kreuzgangflügel ...



... ruhen auf 38 Marmorsäulen, die entweder
allein stehen oder paarweise angeordnet sind.




Absolut bemerkenswert sind deren Kapitelle, ...



... die zum Teil aus verschiedenen ...



... kunstvollen Verflechtungen bestehen, ...



... teils aus figürlichen Darstellungen
wie dieser Hund oder Drache ...



... oder diese in Kreisen stehenden menschlichen Figuren.



Einige sind mittlerweile beschädigt, ...




... wahrscheinlich hat der Zahn der Zeit
bereits daran genagt.



Andere sind noch hervorragend erhalten
wie dieser bärtige Mann und sein Pferd, ...



... oder diese beiden Männer mit Bart.



Hier tümmelt sich so mancher Mensch ...



... und so manches Getier ...



... schon seit fast 1.000 Jahren.



Die Breite der Kapitelle ...



... wurde auch genau an die Anzahl
der darunter befindlichen Säulen angepasst.




 Im unteren Kreuzganggeschoß,
das komplett zugänglich ist, ...



... sind auch dieser Altar ...



... sowie alte Steinsärge zu sehen.



Von diesem ist nur noch der untere Teil erhalten.



Weitere Särge und Gräber ...



... sind in Nischen eingelassen ...




... wie dieses Grabmal eines Bischofs.



Diese Nische hier weist sogar
gotisches Maßwerk auf, ist aber sonst leer.



Im Ostflügel ist auch dieser Raum untergebracht, ...



... vielleicht eine Erweiterung der Sakristei.




Die untere Etage ist ebenso holzgedeckt ...




... wie die obere,
nur dass diese gleich das Dach darüber hat,
das aus dem 16. Jhdt. stammt.



Hier sind oben an der Westseite ...



... noch Fragmente von Fresken erhalten, ...



... deren Zusammenhang und Darstellungen ...



... allerdings auch von Weitem ...



... nicht mehr zu erkennen sind.




Vielleicht war das obere Stockwerk ...



... damals nur dem Bischof
und seinen engsten Vertrauten vorbehalten.



Dafür ist der romanische Kreuzgang darunter ...



.. noch bestens erhalten und lädt zum Verweilen ein.



Hier noch einige Kapitelle, ...
 


... deren Reliefs wirklich einmalig sind ...



... und bewundernswert.



Kein Wunder also, dass Saint-Lizier
sei 1998 auch zum UNESCO-Weltkulturerbe
des französischen Jakobsweges zählt.



Hier noch zwei Fotos vom Stadtplatz vor der Kirche, ...



... mit seinen hübschen Häusern und dem Brunnen.





Saint-Lizier

ist somit

 ein Muss für Romanik-Fans!









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