Mittwoch, 14. September 2016



Deutschland, Fulda (Hessen):
Michaelskirche, 820 - 822 erbaut

Sie gilt als der älteste Nachbau der Grabeskirche in Deutschland 
und ist nach dem Aachener Dom die zweitälteste, 
noch bestehende Kirche (eigentlich nur die Krypta) des Landes!



Gleich neben dem Fuldaer Dom ...



... steht diese bemerkenswerte Kirche auf dem Michaelsberg,
die lange als Grabkapelle der Fuldaer Bischöfe gedient hat.



Ursprünglich war auch der Dom romanisch ...



 .. und wurde von 791 bis 819 im Kloster von Fulda
vom Mönch und späteren Abt Radgar erbaut.


Hier das Modell davon, 
Teile davon sind nach wie vor im heute barocken Dom enthalten.

Die Michaelskirche daneben dagegen 
blieb weitestgehend im romanischen Zustand erhalten.



Denn der Rundbau des 9. Jhdts., dessen Erbauung Abt Eigil 
auf dem Friedhof des Klosters in Auftrag gegeben hatte
und über dem sich heute ein mit einem Spitzhelm versehener Turm befindet,
ist im 10. / 11. Jhdt. zu einer Kreuzanlage erweitert worden.



 Auch dieser Westturm wurde während derselben Periode angebaut
und erhielt in der zweiten Hälfte des 12. Jhdts. ein Glockengeschoss.



1618 wurde der Turm über der Rotunde erhöht 
und mit einem kegelförmigen Spitzhelm versehen.



In den Jahren 1715 bis 1716 entstand die Rochuskapelle 
an der Nordseite der Michaelskirche (hier nicht zu sehen).



Der Zugang zur Michaelskirche befindet sich 
an der Westseite mit dem eckigen Turm mit den dreifachen Schalllöchern
(hier links im Bild).



Durch einen kleinen rechteckigen Kirchenraum
(hier oben links, wegen Fotografierverbot nicht aufgenommen,
sondern nur Rotunde und Krypta)
gelangt man in den Rundbau.



 Von dem ursprünglichen karolingischen Bau 
hat sich nur die Krypta darunter erhalten.

Doch wurde die bauliche Konzeption dieses Rundbaus
bei seiner Erneuerung im 10. und 11. Jhdt.
nach einer weitgehenden Zerstörung, 
möglicherweise durch einen Ungarneinfall, beibehalten.



Der in frühchristlicher Tradition stehende Zentralbau erhob sich ...


 
 
... wie noch heute als Rotunde über acht Säulen.



Die stilistisch moderneren korinthisierenden Kapitelle 
von vier der acht Säulen,
die das innere Rund im Obergeschoss tragen, 
sind in das 9. Jhdt. zu datieren.



Zumindest eines davon entstammt 
wohl noch dem karolingischen Gründungsbau.



Dagegen handelt es sich bei den vier weiteren Kapitellen
um Würfelkapitelle fuldischer gedrückter Sonderform aus dem frühen 11. Jhdt.

Die Kirche hatte ursprünglich übrigens drei Altäre,
zu deren ursprünglicher Ausstattung Reliquien vom Hl. Grab gehörten,
die sich zusammen mit weiteren Herrenreliquien im Hauptaltar befanden.



Der Zentralraum wurde durch einen ursprünglich wohl nur eingeschossigen, 
heute zweigeschossigen Umgang umfangen. 



Die Rotunde besaß ursprünglich ein Gewölbe 
oder eine Kuppel mit einem sichtbaren Schlussstein, ...



... heute ist sie dagegen nach oben hin durch einen Turm erweitert
und durch Rundbogenfenster erhellt.



Im Innenraum der Rotunde sind Wandmalereien 
aus dem 11. Jhdt. zu sehen.



Unter der Kirche befindet sich die als Untergeschoss angelegte,
über zwei konzentrischen Mauerringen und einer Mittelsäule gewölbte 
und früher von außen zugängliche Krypta, ...



... die als ältester erhaltener Bauteil auf das Jahr 820 zurückgeht 
und als sehr frühes Beispiel einer hallenartigen Krypta 
in ihrer Konstruktion baugeschichtlich einzigartig da steht.



Sie besitzt einen Zentralraum, 
der durch einen inneren Mauerring gebildet 
und auch hier von einem tonnengewölbten Umgang umfasst wird.



Im Zentrum befindet sich eine kurze Mittelsäule mit einem ionisierenden Kapitell, 
das zusammen mit der inneren Ringmauer den inneren Gewölberring trägt.

Das Kapitell stammt vermutlich aus der "Sturmius"-Basilika 
- Sturmius war der 1. Abt von Fulda gewesen - 
aus der zweiten Hälfte des 8. Jhdts., 
die dem Neubau der so genannten Ratgar-Basilika hatte weichen müssen.



Als Grablege ihres Erbauers, Abt Eigils, konzipiert, 
verfügte die Krypta ursprünglich weder über einen eigenen Altar ...



... noch über eine räumliche Verbindung mit dem Obergeschoss.



Dafür dürfte sie früher kleine Fenster gehabt haben,
die heute vermauert sind.



 Eigils Grab befindet sich noch heute 
zusammen mit einem weiteren im Ostteil des Umgangs.





Die Michaelskirche

ist ein absolutes Muss 

für Romanik-Fans!










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