Mittwoch, 3. August 2016


Ungarn, Nagylósz (Westtransdanubien):
Friedhofskapelle Szent István, Ende 11. Jhdt.



Auf einem Hügel im Süden des Ortes ...



... inmitten des Friedhofs 
liegt diese wunderschöne Kapelle.


 

Eigentlich ist sie hinter dieser neugotischen Kapelle versteckt,
die heute für die Aufbahrungen verwendet wird.



 Szent István - zu Deutsch Hl. Stefan -
ist angeblich noch aus den Zeiten Arpáds,
der von ungefähr 845 bis 907 lebte.



Gesichert scheint hingegen, 
dass sie spätestens unter König Ladislaus I. erbaut worden ist,
der von 1048 - 1095 herrschte.

Die Legende besagt, dass der König seine Untertanen
in den umgebenden Weingärten besuchen wollte, 
diese aber stumm blieben, als er kam, 
weil sie die Münder voller Weintrauben hatten.

Zur Strafe ließ er sie dann diese Kapelle zu seinen Ehren errichten.



Der kleine Dachreiter allerdings 
- ebenso wie der weiße Anbau darunter - 
ist erst im 14. Jhdt. hinzugefügt worden.



Hier ist am südlichen Langhaus gut zu erkennen,
dass nachträglich vorgenommene Veränderungen 
wieder rückgängig gemacht wurden
(s. rote Ziegel in früheren größeren Fenstern).



Die drei kleinen Rundbogenfenster ...


 
... waren während der frühen Romanik 
typisch für die kleinen Landkirchen.

Man nimmt an, dass St. Stefan damals auch Pfarrkirche war,
heute ist sie nur noch Friedhofskapelle.



Auch das runde Südportal 
ist weitestgehend wieder hergestellt worden.



In der Türöffnung ist dieser romanische Kopf eingefügt worden,
ebenfalls typisch für die damalige Zeit.

Er ist aber sicher nicht original, sondern eine Nachbildung.

Außerdem hat es früher immer zwei Köpfe gegeben
- also auch einen zweiten auf der gegenüberliegenden Seite.



Die Westseite wurde mit Strebepfeilern verstärkt, 
das Langhaus wurde hier während der Gotik verlängert.



Obwohl das Kirchlein versperrt war, 
kann man durch ein Guckloch gut hineinspähen.



Innen ist die Kirche schlicht gehalten 
und mit einfachen Holzbänken ausgestattet.



Die Apsis ist mittlerweile modern eingewölbt worden,
was ihrem schlichten und feierlichen Charakter aber keinen Abbruch tut.



Erstaunlich ist, dass an der Nordseite ...



... ebenfalls noch zwei kleine Fenster erhalten sind,
was früher eher unüblich war:

Die nördliche Langhauswand war meist fensterlos.



Erstaunlicher Weise ist hier die gesamte Wand 
im Fischgrätmuster gemauert
wie es ursprünglich von den Römern verwendet wurde.



Auch die Ostseite ist dezent 
              mit zwei schrägen Strebepfeilern verstärkt worden.



Die mehr als halbrunde Ostapsis weist
nur ein kleines Südfenster auf.



Auch die südliche Langhauswand 
ist in der "Opus spicatum" (Ähren- oder Fischgrät-) Technik erbaut.





Absolut sehenswert!









Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen