Samstag, 14. Mai 2016


Italien, Ravenna (Emiglia Romana):
Kirche S. Giovanni Evangelista, 
Basilika 5., Turm 10. Jhdt.


 

S. Giovanni Evangelista wurde von der Regentin Galla Placidia
als Votivbasilika in Auftrag gegeben und sein Bau im Jahr 425 begonnen.

Nach dem Tod ihres Bruders, des weströmischen Kaisers Honorius († 423),
der sie nach Konstantinopel verbannt hatte,
kehrte Galla Placidia mit ihren Kindern nach Ravenna zurück,
um dort für ihren minderjährigen Sohn Valentinian III.
die Regierungsgeschäfte zu übernehmen.

Als sie während der Schiffsreise in einen schweren Sturm geriet,
legte sie das Gelübde ab, eine Kirche erbauen zu lassen
und diese Johannes, dem Evangelisten, zu widmen.


 
Später wurde die Kirche mehrfach umgebaut und dadurch entstellt,
1747 wurde sie modernisiert.

Im Rahmen umfangreicher Wiederherstellungsmaßnahmen im Jahr 1921
wurden der Basilika ihre alten Formen wieder zurückgegeben.



Während des 2. Weltkriegs wurde die Basilika wegen ihrer Nähe zum Bahnhof
durch amerikanische Fliegerbomben im Jahr 1944 stark beschädigt.

Nur der Glockenturm überdauerte die Bombenangriffe weitgehend schadlos,
hat sich aber im Laufe der Jahrhunderte leicht nach Norden geneigt,
eine Folge des sandig-lehmigen Untergrunds,
auf dem die Stadt Ravenna erbaut ist.

Die beiden im Glockenturm hängenden Kirchenglocken
wurden 1208 vom deutschen Glockengießer Robert, dem Sachsen, gegossen.



Am Portal des Vorhofs befinden sich in hellgrauen Naturstein 
gemeißelte gotische Reliefs aus dem Jahr 1317, 
die die Erteilung der Sandalenreliquien an Galla Placidia 
und die Verkündigung darstellen.



 Die prächtigen Mosaiken in der Apsis, 
die die in Seenot geratene Galla Placidia darstellten 
und Portraits einiger Kaiser zeigten, sind nicht mehr vorhanden. 

Jedoch wurde der alte Altar wieder aufgestellt.



Die dreischiffige Basilika ist innen 49 x 22 m groß.

Die beiden Seitenschiffe sind vom Hauptschiff
durch zwei aus jeweils zwölf Säulen bestehende Säulenreihen abgegrenzt.




Die Säulen aus grauem Marmor haben römische Kapitelle,
die als die ältesten Ravennas gelten.




An den Wänden der Seitenschiffe
sind Fragmente eines Mosaikfußbodens angebracht, ...



 
... der auf einem etwa zwei Meter tieferen Niveau lag.



Diejenigen an der Wand des linken Seitenschiffs sind aus dem Jahr 1213:

Auf ihnen sind hauptsächlich Fabeltiere ...







... sowie Szenen aus dem Vierten Kreuzzug dargestellt.



Die Gans mit Weihrauchfass ...



... und zwei Hähne mit dem (schein-)toten Fuchs
  sind Motive aus dem Kapitel "Tod" (Beerdigung) des Fuchses
im "Roman de Renart", der um 1170 entstanden war.










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