Dienstag, 12. April 2016


Italien, Venedig (Venetien):
Markusdom, 1063 - 1094 errichtet.



Der Markusdom ist seit 1807 die Kathedrale des Patriarchen von Venedig,
zuvor war sie die Hauptkirche der Republik Venedig.



 
Die erste dem Hl. Markus geweihte Kirche wurde 828 gestiftet
und in den Jahren 829 bis 832 als Palastkapelle des Dogenpalastes
unter dem Dogen Giovanni I. Partecipazio erbaut, ...



... um die 828 aus Alexandria geraubten Gebeine
des Evangelisten Markus aufzunehmen,
der den Hl. Theodor als Stadtheiligen Venedigs ablöste.

Der Wechsel des Stadtpatrons war gleichzeitig
auch ein Zeichen der Unabhängigkeit von Byzanz.



976 wurden die Kirche und 200 Häuser durch ein 
durch Aufständische im Dogenpalast gelegtes Feuer zerstört. 

Im selben Jahr begann unter dem Dogen Pietro I. Orseolo 
der Wiederaufbau der zweiten Kirche.



Der heutige Markusdom wurde von 1063 bis 1094 
als Stiftung des Dogen Domenico Contarini errichtet. 

Der Legende nach wurden die Gebeine des Hl. Markus 
durch ein Wunder am 25. Juni 1094 wiedergefunden:
 Dieser Tag wurde zum Feiertag "Inventio Sancti Marci".



Der Eindruck der Fassade ist bestimmt ...




... durch die überreiche Dekoration durch Marmorverkleidung, ...




...sowie die unzähligen antiken Säulen aus
 Marmor, Porphyr, Jaspis, Serpentin und Alabaster
und viele Skulpturen aus  unterschiedlichsten Epochen.

Die enge Verbindung Venedigs mit Byzanz bewirkte, 
dass die zu den Bauarbeiten herangezogenen Künstler 
v.a. nach byzantinischen Vorbildern arbeiteten. 

Die Anbauten des 13. Jhdts. erfolgten noch im byzantinischen, 
die des 14. bereits im gotischen Stil.


 
Die 2600 oft antiken Säulen
wurden zu großen Teilen bei Eroberungen zusammengetragen
und in San Marco als Spolien weiterverwendet.



So wohl auch dieser Löwe, 
der in romanischen Zeiten wahrscheinlich als Säulenbasis gedient hat.



Die Fassade wird gegliedert durch fünf Portale 
mit mosaikverzierten Bögen und entsprechenden Bögen im Abschlussgeschoss, 
von denen die vier seitlichen ebenfalls Mosaikschmuck aufweisen.

Hier ist das Jüngste Gericht 
nach der Vorlage Lattanzio Querenas (1836) dargestellt.  



Die Supraportenmosaiken über den vier seitlichen Portalen erzählen
die Legende der Rettung und Überführung
 der Gebeine des Hl. Markus nach San Marco. 

Die vier seitlichen oberen Bögen sind bekrönt
mit Blattschmuck und Büsten der Propheten,
auf den Bogenspitzen stehen die Stadtheiligen Venedigs:
Konstantin, Demetrius, Markus, Georg und Theodor.



Im Giebelfeld des mittleren, größeren Bogens unterhalb der Statue des Hl. Markus
 befindet sich ein goldenes Relief des schreitenden Markuslöwen,
beides republikanische Symbole.



Die in zwei Stockwerke geteilte Hauptfassade
 repräsentiert den Anspruch von San Marco als Staatskirche Venedigs
und ist zugleich Zeichen des Triumphes über Konstantinopel
beim Kreuzzug von 1204.




Die Galerie über den fünf Eingangstoren ist begehbar.


 

Das Mosaik der Porta Sant'Alipio (nördlichstes Portal)
 ist das einzige erhaltene Mosaik des Mittelalters an der Westfassade.



Es zeigt die Überführung der Gebeine des Hl. Markus in den Dom 
in Anwesenheit des Bischofs und des Dogen. 

Die Fassade der Markuskirche im Hintergrund 
ist mit den wichtigsten Charakteristika 
ihrer Gestalt in der 2. Hälfte des 13. Jhdts. wiedergegeben.


 
San Marcos Baugestalt folgt Vorbildern aus der byzantinischen Architektur: 

Ein ungleichmäßiges griechisches Kreuz bildet den Grundriss 
mit 76,5 m Länge und 62,6 m Breite, der westliche Arm ist breiter und länger.


 
Die fünf Kuppeln des Markusdoms:
Die Hauptkuppel über der Vierung und vier Kuppeln über den Kreuzarmen,
wobei die Vierungskuppel und die westliche Kuppel 
größer sind als die restlichen drei Kuppeln.



Die Galerie im oberen Stockwerk wird durch eine Kopie 
des berühmten antiken Viergespanns aus vergoldeter Bronze dominiert, 
das 1204 in Konstantinopel geraubt wurde.


 Die vier Pferde von San Marco auf der Loggia, ehemals Teil einer Quadriga,
sind das einzige erhaltene antike Vierergespann. 



Nach Restaurierung und Untersuchung in den 1960er Jahren 
wurden sie im Museo Marciano ausgestellt 
und an der Fassade von San Marco durch Kopien ersetzt.




Der fast 100 m hohe Campanile von San Marco 
wird von den Venezianern der "Paron di casa", der Hausherr,  genannt.

Seine heutige Gestalt entstand von 1511 bis 1514,
doch das, was heute zu sehen ist, ist nicht mehr das Original aus jener Zeit.

Denn als Folge des Versuchs, einen Lift einzubauen,
stürzte der Campanile am 14. Juli 1902 um 9:55 Uhr ein,
ohne jemanden zu verletzen oder ein benachbartes Bauwerk zu beschädigen
 – mit Ausnahme der Loggetta unten, die vollständig zerstört wurde.

Es hatten sich schon vorher gefährliche Risse im Mauerwerk gezeigt,
so dass man gewarnt war.



Der Campanile wurde dann von 1903 bis 1912
mit den alten Steinen rekonstruiert.

Heute kann man mit einem Aufzug hinauffahren
und den herrlichen Ausblick über die Stadt genießen.




Ein Schmuckstück für sich ist die Loggetta am Fuße des Campanile:
 Sie wurde von 1537 bis 1549 von Jacopo Sansovino errichtet,
dem Hauptmeister der Hochrenaissance in Venedig.



Nach byzantinischem Vorbild erhielt der Markusdom
zwischen 1231 und 1253 eine westliche Vorhalle, ...



  ... die von acht kleineren Kuppeln überwölbt wird.



In ihrem Inneren wird auf einem prachtvollen Mosaik ...



... die Schöpfungsgeschichte dargestellt.



Die Raumwirkung im Dom selbst ist beeindruckend:
Während der Boden voller ornamentaler Mosaiken aus Marmor ist
und die Wände verkleidet mit Platten aus Marmor aller Art, 
sind die oberen Wandzonen sowie die gesamte Decke 
mit Mosaiken mit Goldgrund bedeckt.



Der gesamte Innenraum von San Marco 
bildet einen Höhepunkt der Mosaikkunst des Abendlandes.



Er wird von vier mächtigen Pfeilern und sechs Säulen in drei Schiffe geteilt.



 
Auf den Pfeilern ruhen die fünf Kuppeln.



Die Mosaiken auf Goldgrund trugen dem Dom
den Namen „Goldene Basilika“ ein. 

Hier die so genannte Pfingstkuppel mit dem Hl. Geist im Scheitel, 
der Feuerzungen auf die thronenden zwölf Aposteln aussendet.

Diese ist wohl im letzten Drittel des 12. Jhdts. entstanden. 
Die zwischen den Kuppelfenstern paarweise angeordneten 
Vertreter der Völker in ihren typischen Trachten 
symbolisieren die Aussendung der Apostel durch den Hl. Geist.



Begonnen wurden die Arbeiten unter dem Dogen Domenico Selvo (1071–1084),
der größte Teil der Mosaiken aber entstand im 13. Jhdt.



Einige wurden – besonders an der Fassade – im 16. bis 18. Jhdt. 
nach Entwürfen aus den Schulen Tizians und Tintorettos und anderen ersetzt, ...


 
... wobei das alte Bildprogramm wohl erhalten blieb. 



Die Mosaiken bedecken eine mehr als 8.000 m² große Fläche ...



... und bilden damit eine der größten zusammenhängenden Mosaikflächen der Welt.



Die Seitenschiffe sind ebenfalls reich verziert.



Auch die Querhausarme sind dreischiffig angelegt.




 Ein prächtige Chorschranke trennt den Altarraum
vom übrigen Sakralraum ab:
Ihre Figuren stammen von Dalle Masegne aus dem Jahr 1394.



Hinter dem Hauptaltar befindet sich die "Pala d'oro", ...



... das "Goldene Altarbild", das Hauptkunstwerk im Markusdom, 
das aus Gold, Silber, Emailarbeiten und Edelsteinen
Zug um Zug ab dem Jahr 978 bis 1345 entstanden ist.



Es weist imposante Maße von 3,45 m Breite und 1,40 m Höhe auf 
sowie eine extrem kostbare Ausstattung:

83 in Zellenschmelz-Technik gefertigte Emailbilder, 74 Emailmedaillons, 
38 goldene Miniaturbüsten, Gold- und Silbergravierungen und Goldfiligran 
sowie 2.486 Juwelen – 526 Perlen, 330 Granate, 320 Smaragde, 255 Saphire, 
diverse Amethyste, Rubine, Topase und geschnitzte Kameen,
die noch dazu künstlerisch hervorragend ausgeführt sind.



Die Tafel wurde früher nur an Feiertagen gezeigt. 

Sie wurde in der Regel von der "Pala feriale" bedeckt, 
zwei bemalten Holztafeln des Paolo Veneziano aus dem Jahr 1345.



An der Seite des Altarraums sind diese marmornen Chorschranken zu finden,
die mit ihren Flechtmustern auf um das 8., 9. Jhdt. zu datieren sind.



Wie auch schon den Dom von Murano
zieren auch den Markusdom aufwändige Steinmosaike.



In der Vorhalle gibt es rechts einen kleinen Aufgang, ...



... der auf die Umgangsempore des Doms 
und ins angeschlossene Museum Marciano führt.



Von hier gibt es einen großartigen Überblick 
über den so einzigartigen Innenraum des Doms.



Über dem Haupteingang befindet sich dieses farbenprächtige Mosaik,
das von einem riesigen Fenster beleuchtet wird.



Über jedem Seitenschiff gibt es eine solche reich geschmückte Nische.



Dazwischen sind immer wieder große Goldmosaiken zu bewundern, ...



 ... deren Vorbögen ebenfalls reich verziert sind.



Im angeschlossenen Museum ...



... sind zahlreiche kleinere Mosaike ...



... mit äußerst lebendigen Details ausgestellt.



Die Krönung stellt allerdings die originale Quadriga dar, 
die Beginn des 1. Jhdts. n. Chr. entstand.

Ihr Entstehungsort ist bis heute nicht geklärt. 
Sie befand sich ursprünglich auf dem Triumphbogen Kaiser Neros in Rom. 
Kaiser Konstantin der Große nahm sie mit nach Konstantinopel, 
wo sie auf dem Hippodrom aufgestellt 
und 1204 im Vierten Kreuzzug bei der Eroberung Konstantinopels 
als Kriegsbeute nach Venedig mitgenommen wurde. 

Dort standen die Pferde zunächst einige Jahrzehnte lang vor dem Arsenal 
und wären fast eingeschmolzen worden, 
bevor man sie an der Fassade des Markusdomes unterbrachte.
1798 ließ Napoleon die vier Pferde
wie viele andere Kunstschätze Europas mit nach Paris in den Louvre bringen,
von wo aus sie aber bereits nach dem Wiener Kongress 1815
nach Venedig zurückkehrten.



Weiters sind hier meterlange Gobelins ...



... unter einer reich ausgemalten Decke zu sehen.



Diese Chorschranken ...



... entsprechen mit ihren Mustern ...



... ebenfalls ganz dem karolingischen Stil.



Hier noch ein großes Gemälde des Markusdoms,
wenn auch ein wenig unscharf.



Von der Balustrade des Doms hat man 
einen herrlichen Ausblick auf den Markusplatz, ...



... bei dem es morgens immer "Acqua alta" hieß,
das über bereit gestellte Stege überwunden werden musste.



Auch den Uhrenturm hat man hier gut in Sicht.



Besucht man den Dogenpalast neben dem Dom, ...



... so kommt man zuerst in den großzügigen Innenhof, ...



... in dem man endlich auch ...



... die Südseite des Markusdoms zu Gesicht bekommt.



Venedig wird heute von Touristen aus aller Welt besucht, ...



... doch auch die Tauben wissen den Dom zu schätzen, ...



... besonders, wenn es regnet.





San Marco ist ein Muss für jeden Romanik-Fan,

auch wenn der Dom auf den ersten Blick

nicht romanisch anmutet!











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