Mittwoch, 6. April 2016


Italien, Torcello (Venetien):
Kathedrale Sta. Maria Assunta, 1008 geweiht.



Torcello ist eine Insel in der "Laguna morta", 
dem nördlichen Teil der Lagune von Venedig, 
in dem die Gezeiten nicht mehr bemerkbar sind.



 Dementsprechend gelangt man nur mit dem Schiff dorthin.



 Torcello war bereits ab dem 1. Jhdt. besiedelt 
und ab dem 10. Jhdt. größer und bedeutender als Venedig.

Neben weiteren Kirchen gab es in der über 10.000 Einwohner zählenden Stadt
damals auch viele Kirchen und mehrere Klöster.

Ab dem 12. Jhdt. begann der Niedergang mit Malaria und anderem Unbill, 
sodass die Bewohner auf die Nachbarinseln Venedig und Murano flohen
und dabei auch fast das gesamte Baumaterial der Stadt mitnahmen.

So sind heute nur noch diese zwei Kirchen übrig 
und einige wenige Häuser und Restaurants. 

Heute leben auf Torcello gerade einmal ca. 14 Einwohner.



Über eine Säulenhalle ist Sta. Maria Assunta (hier links im Bild) 
mit der daneben stehenden Kirche Sta. Fosca verbunden
(rötlicher Kuppelbau rechts).



Die Kathedrale geht bereits auf das Jahr 639 zurück,
als diese vom Exarch (Bischof oströmischer Prägung)
Isaac von Ravenna gegründet worden war.

In den Jahren 864 und 1008 folgten größere Renovierungen,
die Sta. Maria Assunta ihr heutiges Aussehen verliehen.



So ist sie nun eines der ältesten religiösen Bauwerke des Veneto
und ein bedeutendes Beispiel venezianisch-byzantinischer Kunst.



Durch eine Vorhalle war sie früher mit dem Baptisterium aus dem 7. Jhdt. verbunden,
von dem heute nur noch Reste und ein Becken in der Mitte vorhanden sind.



Der Campanile wurde erst im 12. Jhdt. angebaut ...



... und wird gerade renoviert.



Die vierfachen Schalllöcher auf jeder Seite
weisen auf eine ehemals hochgestellte Kirche,
also eine Bischofskirche bzw. Kathedrale hin.



Der Kirchenraum selbst folgt der Architektur einer Basilika
mit einem hohen Mittelschiff ...


 

... und zwei niedrigeren Seitenschiffen.



Hier ist das nördliche Seitenschiff zu sehen
mit seinen Rundbogenfriesen und einigen nachträglich umgebauten Fenstern.



Jedes der drei Kirchenschiffe mündet in eine Apsis, ...




... von denen die mittlere am besten zu sehen ist.




Doch zurück auf die Westseite ...



...unter das Atrium,
wo sich auch der kostenpflichtige Zugang zur Kathedrale befindet.




 Mitten in der Kirche befindet sich eine Ikonostase aus dem 15. Jhdt.,
die in den griechisch-orthodoxen Kirchen des Mittelalters
den Bereich des Allerheiligsten um den Altar vom Gemeinderaum trennte.



Dieser Bereich ist mit schönen Mosaiken ausgelegt.



Hier die Ikonostase von der anderen Seite.



Zusätzlich sind hier wie während karolingischen Zeiten üblich
steinerne Trennwände mit Tier- und Pflanzenornamenten erhalten.



Der byzantinischen Kunst entlehnt ist dieses Mosaik in der Hauptapsis,
das Maria mit dem Kind auf Goldgrund zeigt.




Darunter sind die zwölf Apostel dargestellt - ebenfalls aus dem 12./13. Jhdt. ...




... und darunter befindet sich der Bischofsstuhl,
der um einige Stufen erhöht ist. 


 

 Von den beiden Seitenapsiden weist nur die südliche ähnliche Mosaiken auf:


 
Diese Seitenkapelle besitzt in der Wölbung vor der Apsis das älteste Mosaik der Kirche. 
Es stammt noch vom Vorgängerbau der jetzigen Basilika aus dem 7. Jhdt.:
Vier Engel tragen ein bekränztes Medaillon mit dem Lamm Gottes.

Die Mosaiken in der Apsis selbst stammen aus dem 12. Jhdt. 
und zeigen in der Mitte Christus als segnenden Erlöser auf dem Thron 
zwischen den Erzengeln Michael und Gabriel,
darunter die vier Kirchengelehrten Gregor, Hieronymus, Augustinus und Ambrosius.



An der Westseite bedeckt ein weiteres riesiges Mosaik ...



... in fünf übereinander liegenden Zonen die gesamte Wand.



 Es wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jhdts. hier angebracht ...



... und stellt das Jüngste Gericht dar.



Hier noch der Blick, wenn man aus dem Westtor austritt
und direkt auf die Reste des nicht mehr existenten Baptisteriums sieht.



Natürlich muss man auch Sta. Fosca besuchen,
das hier gleich rechts neben der Kathedrale liegt, ...



... in der Fernsicht aber als kleines, rötliches Gebäude 
links neben der Kathedrale fast untergeht.




 Beide Kirchen 

- Sta. Maria Assunta und Sta Fosca - 

sind ein absolutes Muss für (Vor)Romanik-Fans!









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