Samstag, 30. April 2016


Italien, Ravenna (Emiglia Romana):
Basilika San Vitale, 537 - 547 erbaut.



Diese Kirche wurde vermutlich 537 begonnen
und 547 dem Hl. Vitalis geweiht.

Gestiftet wurde sie jedenfalls von Bischof Ecclesius,
der sein Amt von 521 bis 532 inne hatte,
finanziert von einem Bankier namens Julianus Argentarius
und 547 unter Bischof Maximian geweiht.

Zum damaligen Zeitpunkt war Ravenna
noch Hauptstadt des ostgotischen Königreiches, 
dessen germanische Elite sich zum arianischen Christentum bekannte.

Sie entstand also in einer Zeit des Umbruchs,
als der oströmische Kaiser Justinian I.
Krieg gegen das ostgotische Königreich in Italien führte.




San Vitale zählt zu den bedeutendsten Kirchenbauten
der spätantik-frühbyzantinischen Zeit,
da sich in ihm Architekturformen aus dem Oströmischen Reich
mit für das damalige Italien typischen Bautechniken verbinden.

Im 10. Jhdt. gelangte es in den Besitz einer Benediktinergemeinde.

Während des Mittelalters wurden einige Veränderungen am Bau vorgenommen:
So wurden z.B. in die Decken des Umgangs und der Empore
Kreuzgratgewölbe eingefügt und um deren Schub abzufangen,
 am Außenbau mehrere Strebepfeiler angefügt.

 Im 16. Jhdt. erhielt die Kirche ein neues Eingangsportal im Osten.




Die gesamte Kirche ist aus massivem Ziegelwerk gemauert.



Hier die zentrale Apsis im Osten von außen gesehen.



San Vitale wurde als zweischaliger Nischenzentralbau
mit eingestelltem Stützenkranz entworfen
sowie mit einer länglichen Vorhalle im Südosten, ...




... die ursprünglich den Haupteingang darstellte.

Von den beiden Apsiden, mit denen der Narthex ursprünglich abschloss,
ist heute nur noch die nördliche erhalten.




Heute gilt der Narthex des Gebäudes als Ort des Martyriums des Hl. Vitalis,
des Schutzheiligen der Stadt Ravenna,
der lebendig begraben worden sein soll.

Seine Reliquien wurden im 8. Jhdt. von Abt Fulrad
nach Esslingen am Neckar verbracht
und dort in einem Vorgängerbau der Stadtkirche St. Dionys beigesetzt.




Hier befinden sich auch dieses Wasserbecken,
das anscheinend früher als Taufbecken gedient hat, ...



... sowie dieser Sarkophag aus Marmor,
der die Drei Hl. Könige bei der Verehrung des kleinen Jesus zeigt.



Den Kern des Gebäudes bildet ein oktogonaler Zentralraum.



Acht Pfeiler tragen die Kuppel, ...



... die einen Durchmesser von 15,7 m hat
und von einem achteckigen Tambour mit Fenstern getragen wird.



Den Raum zwischen den Pfeilern füllen ...



 
... durch zweisäulige Arkaden gegliederte, halbrunde Nischen, 
die sich auch in den Emporen fortsetzen.



 Die Pfeiler selbst sind mit äußerst bunten Marmorplatten geschmückt.



Die Mitte der Kuppel wurde mit neuzeitlicher,
typisch illusionistischer Malerei aus dem späten 18. Jhdt. gestaltet
und zeigt die Hl. Vitalis und Benedikt im Himmel.



Der Altarraum wurde gerade renoviert,
 ist durch Arkaden aus dem Umgang herausgetrennt
und von einem Kreuzgratgewölbe überdeckt.

Die oberste Zone ist von floralen Mustern überzogen, 
während die Decke ein von vier Engeln getragenes Medaillon
mit dem Lamm Gottes zeigt.



 An den Altarraum schließt sich im Nordosten
die polygonal ummantelte Apsis an, ...




... in der Christus dem Hl. Vitalis die Märtyrerkrone reicht
und ein Engel Bischof Ecclesius ein Modell der Kirche gibt.




Im Altarraum und in der Apsis befinden sich auch die spätantiken Mosaiken,
für die diese Basilika so bekannt ist
und deren überwältigende Farbenpracht
aus farbechten (Halbedel-)Steinen besteht.

Bei den goldenen Mosaikstücken wurde echtes Blattgold verwendet, 
das zwischen zwei Lagen Glas eingebettet wurde.




Links sind in der Lunette Abel und Melchidesek bei ihrem Opfer dargestellt,
rechts bewirtet Abraham drei Engel und opfert beinahe seinen Sohn Isaak.

Beide Mosaiken beziehen sich deutlich auf die Eucharistie, 
die unterhalb von ihnen am Altar der Kirche gefeiert wurde.




 Auch der Eingangsbereich zum Altarraum,
die Laibung des Triumphbogens,
ist vollständig mit Mosaiken überzogen:

Sie zeigen Bildnismedaillons von Christus, seinen zwölf Aposteln 
und die Hl. Gervasius und Protasius, die Söhne des Hl. Vitalis.



Die berühmtesten Mosaiken von San Vitale dürften allerdings 
die im Apsisgewände befindlichen Porträts
von Justinian und Theodora in Begleitung ihres Hofstaates sein. 



Justinian im Norden steht im Zentrum seines Mosaikfeldes 
und trägt eine Hostienschale
in Richtung des in der Apsiskalotte dargestellten Christus. 

Er ist durch seine aufwändige Tracht
deutlich von den umgebenden Personen abgehoben 
und durch einen Nimbus, der seinen Kopf umgibt,
als Kaiser gekennzeichnet.



Auch Theodora auf der anderen Seite ist von einem Nimbus umgeben
und mit aufwändigem Schmuck und ihrem Hofstaat dargestellt.



Heute gilt San Vitale als Vorbild für die um 800 errichtete
Aachener Pfalzkapelle Karls des Großen.

Der Frankenherrscher hatte durch seine Eroberung des Langobardenreiches 
auch Ravenna unter seine Kontrolle gebracht
und versuchte wohl seinem eigenen, erst kürzlich errungenen Kaisertum 
auf diese Weise mehr Legitimität zu verleihen.



Nachdem man nach der Basilika
noch das auf demselben Gelände befindliche 
Mausoleum der Galla Placidia besichtigt hat,
gelangt man durch diesen kleinen Park
mit weiteren Steinsärgen wieder auf die Straßen der Stadt.





Sehenswert,

auch wenn San Vitale durch zahlreiche Umgestaltungen

einen ziemlich uneinheitlichen Eindruck macht.









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