Mittwoch, 13. November 2024

 
 Deutschland, Paderborn (Nordrhein-Westfalen):
Bartholomäuskapelle, um 1017 erbaut


 
Als Teil der ehemaligen karolingischen Kaiserpfalz 
in Paderborn wurde diese bedeutende Hallenkapelle 
gleich nördlich des heutigen Doms errichtet.
 
 
 
 
 Sie gilt als die älteste Hallenkirche nördlich der Alpen
und steht unweit von zwei Quellen des Flusses Pader,
daher auch der Name "Paderborn".
 

 
Bischof Meinwerk, der von 1009–1036 seines Amtes waltete, 
ließ sie um 1017 in Anlehnung an den byzantinischen Stil 
gleich von byzantinischen Bauleuten errichten.
 

 
 Von außen ist sie ein schlichter einschiffiger Bau 
mit halbrunder Apsis auf der Ostseite, ...
 

 
 ... hinter dem der wuchtige Westturm des Doms aufragt,
dessen Vorgängerbauten sogar über 200 Jahre älter waren 
als die kleine, heute über 1000-jährige Kapelle.
 

 
 Hier die halbrunde Ostapsis mit ihren
wieder hergestellten drei Rundbogenfenstern.


 
Der Kapellenbau ist ungegliedert und aus Bruchstein erbaut,
nur die Kanten des Langhauses sind durch Steinquader betont.
 

 
 Das Langhaus hat sogar auf beiden Seiten 
je vier kleine Rundbogenfenster, ...
 

 
  ... also nicht nur drei - wie bei romanischen Kapellen
sonst üblich - und wird gerade am Dach saniert.
 
 

 
Dort wurde erst 2019 eine so genannte 
"Bienenkorbglocke" nach romanischem Vorbild
in den kleinen Dachreiter eingesetzt. 
 
 
 
 Diese wurde sogar 2018 vor Ort gegossen ...
 
 

 
 ... und fachmännisch von ihrer Tonform befreit.
 
 

 
Am Gedenktag des Hl. Bartholomäus, am 24. August 2019, ...



 ... wurde sie vor dem Paradiesportal des Doms in einer feierlichen
 Zeremonie durch Weihbischof Hubert Berenbrinker geweiht.
 
 

 
Seither ziert sie den Dachreiter und wird auch eifrig genutzt.
 

 
Auf ihrer Westseite hat die Kapelle ihre ....
 
 
 
... zwei romanischen Drillingsfenster (Triforien) bewahrt.

 
 
 Gleich daneben wurde das Hauptgebäude der Kaiserpfalz
Heinrichs II. rekonstruiert und wieder aufgebaut. 
 

 
 Hier sind auch diese Tafeln aufgestellt, an denen man ...
 

 
 ... die Lage der Pfalz sowie zweier heute nicht mehr 
erhaltener Gebäude aus karolingischer Zeit erkennen kann,
die in Rot eingezeichnet sind.
 

 
 Es sind dies die so genannte Salvatorkirche und eine Aula,
die hier links oben nur noch zum Teil im Bild ist.
 
Die Bartholomäuskapelle bestand schon damals und
schloss vielleicht an den Kreuzgang der Salvatorkirche an.
 
 

 
 Hier eine Rekonstruktion der Kaiserpfalz um 1070
mit dem großen Domgebäude auf der rechten Seite.

Die Bartholomäuskirche, aus der hier die Menschen strömen,
 ist gleich dahinter an ihren beiden Triforien zu erkennen.
 
 

 
  1978 erhielt die Kapelle eine kunstvoll gestaltete Bronzetür, ...
 
 

... die dem Betrachter einen Einblick in die Zeit 
und das Denken Bischof Meinwerks geben soll.
 
 

 
Hier nun eine Innenaufnahme mit einem Fischauge fotografiert.
 
 

 
 Die schlanken, fast zerbrechlich wirkenden Säulen haben ...
 
 

 
... keine Analogie zur übrigen deutschen Baukunst dieser Zeit ...
 
 
 
 
... und stammen eindeutig aus dem byzantinischen Bereich.


 
Wegen ihrer herausragenden Akustik, die 
auf ihre Hängekuppeln zurückzuführen ist, ...
 
 

 
... ist die Bartholomäuskapelle beliebt 
sowohl für Gesang als auch Instrumentalmusik. 

 

 
Hängekuppeln sind halbrunde Kuppeln, die an ihren
vier Seiten senkrecht beschnitten sind, was sich 
hier aufgrund des Gewölbes ergibt.
 

 
 Im Ostbereich gibt es fünf kleine Rundbogenfenster,
drei davon in der halbrunden Apsis.
 
 
 
 Die Seiten der Kapelle werden von je vier Fenstern beleuchtet,
auf der Rückseite befinden sich der Zugang ...
 
 

 
... sowie links und rechts davon längliche 
Mauernischen mit Rundbögen.
 
 

 
 Außergewöhnlich sind nicht nur die schlanken, hohen Säulen, 
sondern auch die Kapitelle der inneren Säulen.
 
  
 
Während die Kapitelle des östlichen und westlichen Säulenpaares ...



 ... als stilisierte korinthische Kapitelle gestaltet sind, ...
 
 

 
 ... zeigt das mittlere Säulenpaar eine Weiterentwicklung 
des Grundtyps, die weltweit einzigartig ist.
 

 
 Diese Säulenhalle steht in ihrer Bauzeit einzig da 
und hat leider keine direkten Nachfolger gefunden.
 

 
In der Apsis befindet sich heute ein einfacher Steinaltar, ...
 
 

 
... darüber hängt ein schlichtes Kruzifix.
 
 

 
 Vom 16. Jhdt. bis 1722 wirkten Jesuiten hier,
Anfang des 19. Jhdts. wurde das Areal um die Kapelle
an einen Schmied verkauft, der sie als gar Werkstatt nutzte. 


 
Ab 1824 setzte sich der neu gegründete Paderborner 
Altertumsverein für den Erhalt der Kapelle ein.
 

 
Heute wird sie nur noch selten für Gottesdienste genutzt,
sondern eher für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte ...
 
 

 
 ... oder Kunstinstallationen wie z.B. oben oder hier im Bild.


 
 Hier eine alte Aufnahme der Bartholomäuskapelle,
als sie noch einen niedrigen Anbau auf ihrer Westseite hatte.

 

 
 Diese historische Abbildung der Kapelle zeigt,
dass sich einmal ein größerer Altar in der Apsis befand.

 

 
 An dieser alten Aufnahme kann man erkennen, 
dass die drei Apsisfenster einst durch eines ersetzt waren.

 

 
 Die Fenster wurden 1955 in der ursprünglichen Form wieder ...
 
 

 
... hergestellt und 1963 mit der heutigen Verglasung versehen.
 
 

 
Den Zweiten Weltkrieg hat die Kapelle fast unbeschadet überstanden,
obwohl der Dom daneben schwer beschädigt wurde.
 
 
 
Im Jahr 2017 beging das Domkapitel Paderborn
 das 1000-jährige Jubiläum der Bartholomäuskapelle
mit einem Festprogramm.
 
 
 


 Sehenswert,
 
aber nur selten offen!