Dienstag, 30. Januar 2018


Italien, Dolianova (Sardinien, Provinz Cagliari):
Ehemalige Kathedrale San Pantaleo, 1160 - ca. 1270 erbaut

 

 Nachdem die sardischen Baumeister
die Basilika Santa Giusta bei Oristano beendet hatten, 
begannen sie hier in Dolia im Nordosten von Cagliari
mit dem Bau dieser Kathedrale
- Dolia war damals noch ein Bischofssitz.


 

Sie brachen ihr Werk aber aus unbekannten Gründen ab,
sodass der Bau etwa 100 Jahre unvollendet blieb.



Als arabische Handwerker aus Spanien eintrafen, 
standen der dreischiffige Grundriss,
die Lisenengliederung der Wände 
und der untere Teil der Fassade in ihren Grundformen fest.



Ihr arabischer Stil konnte sich deshalb 
nur bei der Ausschmückung 
des romanischen Baukörpers durchsetzen, ...



... v.a. in den Blendbogenfriesen, ...



... die reich mit Blättern, eigenartigen Köpfen
und geometrischen Formen verziert sind.


 
Auch das Flachrelief einer Schlange
inmitten von Amphibien und Sumpfpflanzen,
das den Architrav des Hauptportals beherrscht,
dürfte von der Hand eines arabischen Steinmetzen stammen.

 Die Grundform der Portale ist hingegen toskanisch.



Die Westfassade ist reich mit Skulpturen von Tieren ...



... oder primitiven Menschenfiguren geschmückt.



Hier wurden sogar gleich drei Figuren herausgemeißelt,
die allerdings bereits stark verwittert sind.



Bei den hellen Steinen 
- den Architraven in den drei Portalen - ...



... sowie einigen Skulpturen wie dieser hier ist zu vermuten,
dass sie bereits Kopien der Originale sind.



Der Glockenturm an der Nordwestseite
des Kirchenschiffs ...



... hat große, leicht angespitzte Bogenfenster ...



 ... und ist mit Rundbogenfriesen verziert.



An der Nordseite kommt an den Friesen ...



... wieder der Mudejarstil zum Tragen,
der durch islamische Stalaktitenbögen gekennzeichnet ist.



Auch diese sind reichlich  ...



... mit allerhand Figuren verziert, ...



... wobei die genaue Bedeutung dieser Skulpturen ...



... heute verloren gegangen sein dürfte.



Vereinzelt finden sich sogar drollige Darstellungen
wie diese hier.



An der Ostseite mündet nur das Mittelschiff ...



... in eine Ostapsis, die dieselbe Höhe hat
wie die beiden Seitenschiffe.



Auch diese ist im Mudejarstil verziert ...



... wobei vereinzelt menschliche Köpfe ...



... in die Friese "eingearbeitet" sind.



Die Südseite ist leider schwer zu fotografieren,
da sich hier ein Zaun und ein Anbau befinden,
doch scheint sie kaum geschmückt
oder bereits stark renoviert worden zu sein.



Hier der relativ einfache Grundriss dieser Basilika,
die heute Kon-Kathedrale des Erzbistums Cagliari ist ....



... und innen recht geräumig wirkt.




Hier zeigen drei gemauerte Kreuzpfeiler
aus der Zeit der Bauanfänge,
dass zumindest für die Seitenschiffe
eine Gewölbedecke geplant war.



Die arabischen Bauleute überspannten die Pfeiler aber
mit sehr hohen, auffallend schmalen Mauerbögen
und zogen eine schlichte Balkendecke
für die gesamte Kirche vor.



Beachtenswert sind die Kapitelle, die die typisch gotischen,
hier sehr knollenhaft geformten Kriechblumen tragen.



Dieses verwitterte Kapitell weist aber
noch eindeutig romanische Figuren auf.



In den Seitenschiffen befinden sich
interessante Kunstschätze ...



... wie dieses nur noch zum Teil erhaltene Fresko,
das wohl die Abstammung Jesu zeigt.



Daneben ein gotisches Altarretabel.



Als eine der wenigen Kirchen Sardiniens, ...



... hat diese Basilika noch alte,
vielleicht sogar noch spätromanische Fresken in ihrer Apsis.



Diese zeigen Christus in der Mandorla ...



... umgeben von seinen 12 Aposteln.



Auch an den Seiten der Apsis sind Darstellungen von Heiligen zu sehen,
die aber offensichtlich jüngeren Datums sind.



Für den Bau des Altars wurden Spolien verwendet.



Im Mai war die Kirche sicherlich
wegen einer Hochzeit mit weißen Rosen geschmückt.




Hier ein Blick in die Vierung, ...



... sowie auf den Altar eines der Seitenschiffe.



Auf demselben Platz wie San Pantaleon ...

 

... steht übrigens noch ein Romanik-verdächtiges Haus,
in dem früher wohl der Bischof gewohnt hat.





Sehenswert

wegen seines reichen Figurenschmucks!









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