Sonntag, 22. Juni 2014



Frankreich, Gordes (Vaucluse):
Abtei Notre Dame de Sénanque, 1148 gegründet.



Nachdem man die schöne Lage des Ortes Gordes bewundert 
und über eine kurvige Straße den nahen Berg überwunden hat ...



... liegt auf einmal unten im Tal diese wunderschöne Abtei.



Diese ist Dank der vor ihr liegenden Lavendelfelder ...



... mittlerweile zum Wahrzeichen der Provence avanciert
und auf zahlreichen Postkarten zu finden.




Und zu Recht: 
Sie ist in ihrer Schlichtheit ein wahres architektonisches Juwel.



Hier die Abteikirche mit dem angebauten ehemaligen Mönchstrakt:

Die Mönche konnten früher direkt vom Dormitorium 
(im Bild oben rechts) in die Kirche gelangen.



Der bescheidene und kleine Turm wurde 
direkt auf die Vierungskuppel aufgesetzt.



Die jeweils zwei Nebenapsiden neben der großen Mittelapsis ...



... sind außen unter einem Dach zusammengefasst 
und nicht einzeln erkennbar.



Das Querschiff ist ausnahmsweise nach Osten ausgerichtet.



 Das Kirchendach ist mit flachen Steinplatten („Lauzes“) bedeckt, 
die ohne Dachstuhl direkt auf dem Gewölbe liegen.



Die Kirche ist nicht eingeostet, sondern nach Norden ausgerichtet,
also dem Verlauf des Tales angepasst.



Die Abtei betritt man durch den hier rechts abgebildeten hellen Trakt,
der erst später angebaut wurde.



Süß ist dieses Türschild beim Eingang.:

"Tut mir leid, Bruder Hund,
Du musst leider draußen bleiben."



Neben diesem Modell der ursprünglichen Anlage ...



.. und einigen Exponaten ...



... ist diese einzigartige, siebenteilige Tafel bemerkenswert:

Hier sind alle Neugründungen der ursprünglich fünf Zisterzienser-Mutterklöster
(Cîteaux sowie der Primarabteien La Ferté, Pontigny, Clairvaux und Morimond)
minutiös nach Gründungsjahr und Ort aufgelistet.



Als erstes betritt man das ehemalige Dormitorium der Abtei.



Dieses beeindruckt durch 1,30 m dicke Mauern 
und sein breites und hohes Spitztonnengewölbe.



Von hier geht's weiter ...



... in den wunderschönen Kreuzgang.



Hier der südliche Trakt, der nach einem Überfall 1544 durch Waldenser
zerstört und im 17. Jhdt. wieder aufgebaut worden ist.





Diesem Überfall im 16. Jhdt. 
ist auch das Brunnenhaus zum Opfer gefallen, ...



... dessen Gewölbeansätze hier noch im Eck 
zwischen den beiden Kreuzgang-Flügeln zu sehen sind.



Ein kleiner Brunnen ist nach wie vor erhalten.



Alle vier Gänge sind tonnengewölbt ...







... und mit steinernen Bodenplatten versehen.





Die Säulenbögen weisen Kapitelle ...







... mit Pflanzenornamenten auf.




Einige original erhaltene Säulenbasen
haben noch die für die Romanik typischen "Krähenzehen" an vier Ecken.




In einer Nische befindet sich diese schöne Muttergottes mit Kind.





Der Innenhof ist hübsch gestaltet und sehr gepflegt.



Kein Wunder:
Ist doch diese Zisterzienser-Abtei nach einigen Unterbrechungen wieder aktiv:
Ein Prior und fünf Mönche wohnen darin.

Dieser bringt gerade Rosen in die Kirche, ...



... die dann vor der Marienstatue in der Kirche zu bewundern sind.



An diesen Kreuzgang-Trakt ist der Kapitelsaal angeschlossen, ...



... dessen Portal und Fenster wohl frisch renoviert wurden.



Auf beiden Seiten des Eingangs finden sich je zwei Biforien.



Das Innere ist wie bei den meisten Klöstern ca. 1 Meter abgesenkt ...



... und verfügt an allen Seiten ... 



... über steinerne Sitzbänke, 
auf denen die Mönche während der täglichen Vorlesung
je nach Dauer ihrer Zugehörigkeit zum Kloster 
auf einer oberen oder niedrigeren Bank Platz nahmen.



Auch das Calefactorium, die einzige Stube, die im Winter beheizt wurde, ...



... sowie einer der beiden Öfen sind noch erhalten.

Der Rauchfang führte am darüber liegenden Dormitorium vorbei,
wobei dieses ein wenig mitbeheizt werden konnte.



Die Säule in der Mitte trägt zentral die vier Kreuzgratgewölbe.
Dieser Raum wurde auch für Schreib- und Handarbeiten genützt.



Neben dem Calefactorium befand sich früher das Refektorium (Speisesaal):
Dieser stürzte im 18. Jhdt. ein, wurde aber im 19. Jhdt. wieder aufgebaut.

Dieser Raum ist heute eine Kapelle, 
die ausschließlich den Mönchen zum Gebet dient.



Schließlich gelangt man in die Abteikirche.



Da der Chor früher und das Langhaus offensichtlich später 
von einem anderen Baumeister ausgeführt wurden, ...



... fiel das Langhaus dem Geschmack der nahenden Gotik gemäß
um fast 4 m höher aus als ursprünglich geplant.



Die Abteikirche ist trotz weniger Fenster erstaunlich hell.



Neben der großen Hauptapsis in der Mitte ...



... befinden sich jeweils zwei Nebenapsiden, ...



... an deren Altären die Mönche täglich ihre Hl. Messe zelebrieren konnten.

Das hellere Licht in der linken dieser beiden Apsiden
stammt ausschließlich von der rückwärtigen, offenen Eingangstür!



Diese Architektur ist weder an Einfachheit
noch an Schönheit zu überbieten.



Wahrscheinlich waren die Apsiden und die Kirche früher
innen ebenfalls mit Pflanzenmustern ausgemalt.



Der heute einzige geweihte Altar befindet sich in der Mittelapsis.



Über der Vierung ist diese Kuppel errichtet,
auf der außen auch der kleine Kirchturm sitzt.



Ausschließlich Dekorationszwecken dienen die muschelförmigen (Conchen),
die sich hier an allen vier Seiten der Kuppelbasis befinden.

Es ist aber gut möglich, 
dass sie auch zur einmaligen Akustik in dieser Kirche beitragen.



Das Langhaus verfügt über ein einfaches Tonnengewölbe ohne Gurte.
Dieser Bereich liegt einige Stufen tiefer als der Chor 
und wurde 1180 errichtet.



An seiner Südseite ist das Kirchenschiff mit einer Blindmauer,
also einer Mauer ohne Mittelportal, abgeschlossen.



Der einzige Blickfang ist das Rundfenster in der Südseite, 
verziert mit einem Zwölfpass und zwei darunter liegenden Lanzettfenstern.

Die Kirchenfenster wurden erst 1994 
vom Glasmaler Louis René Petit geschaffen.



Die Gewölbe der beiden Seitenschiffe sind an das Mittelschiff "angelehnt".



Hier nochmals die Kirche mit dem angebauten Kreuzgang.



An die Anlage ist heute im Süden dieser moderne Trakt angebaut,
der einerseits die Zellen der heute darin lebenden Mönche,
andererseits ein Hotel beherbergt.



Der Abschied fällt schwer:



Die Abtei von Sénanque ist eines der schönsten, ...



... noch existierenden romanischen Bauwerke, ...



... das es auf der Welt gibt!




UNBEDINGT ANSEHEN!








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