Dienstag, 20. Dezember 2016


Deutschland, Sangerhausen (Sachsen-Anhalt):
Kirche St. Ulrich, wahrscheinlich 1116 - 1123 erbaut



Im Osten der Altstadt von Sangerhausen ...



... steht diese etwas eigenwillige romanische Kirche,
die seit 1539 evangelisch ist.



Der Thüringer Landgraf Ludwig der Springer
hatte während seiner Gefangenschaft um 1100 gelobt,
nach seiner Freilassung eine Kirche zu bauen.

Diese diente in der Folge der Grablege der Grafenfamilie
und wurde dann dem Kloster Reinhardsbrunn
im Landkreis Gotha geschenkt.



1140 war der Bau
- einschließlich seinem markanten Vierungsturm -
im Wesentlichen vollendet.



 Bereits um 1122 war ein Zisterzienserinnen-Orden hier eingezogen,
der 1265 mit dem Umbau der Kirche begann, ...



... im Westen im Westen diese Nonnenempore anbauen
und die gesamte Kirche einwölben ließ.



Diese Nonnenempore erhielt auch einen eigenen Aufgang
(s. Treppentürmchen links neben dem Eingang).



Auch das markante Wahrzeichen dieser Kirche,
der achteckige Turm, musste später neu errichtet werden ...



... und stellt wegen seiner Höhe auch heute noch 
eine statische Herausforderung für dieses Bauwerk dar.



Mit einer weiteren Besonderheit kann St. Ulrich aufwarten:



An beide Querhäuser sind ebenfalls Apsiden angebaut, ...



... die genauso hoch sind ...



... wie die Hauptapsis im Osten.



Während diese bereits ...



... ein größeres gotisches Maßwerkfenster hat, ...   



... sind die Fenster der anderen vier Apsiden ...



... noch in Originalgröße erhalten.



Der rechteckige Chor bekam im Untergeschoss ...



... ebenfalls größere Fenster verpasst.



Das nördliche Querhaus ...


 
... musste nach dem Brand von 1389 ...


 
... zur Gänze wieder aufgebaut werden.



Auch dieses Rundbogenportal an der Nordseite
ist erst nachträglich aus rotem Sandstein entstanden.



Der Vierungsturm gehört sogar
zu den prägenden Elementen des Stadtbildes von Sangerhausen.



St. Ulrich ist vom Süden zugänglich durch dieses Portal.



Innen fällt sofort auf, ...


 
... wie hoch und schmal alle drei Kirchenschiffe sind.



Diese gedrungene Bauweise erinnert stark
an die romanischen Kirchen im Burgund.



Hier der Blick in die Vierung, 
auf der der große Turm lastet.



Wenn man genau hinsieht, 
steht die nördliche Seite des Mittelschiffs
(hier rechts im Bild) deswegen bereits leicht schief,
daher sind die Seitenschiffe außen
mit zahlreichen Strebepfeilern versehen.



Die zentrale Ostapsis wirkt ...



... durch ihr buntes Maßwerkfenster.



Die beiden romanischen Seitenapsiden sind schlicht
und mit Grabsteinen versehen.



Die Apsiden an den beiden Querschiffen
entfalten ihre Wirkung allein durch ihre Höhe,
wobei die rechte Wand der nördlichen (hier links im Bild)
nicht nur hier auf dem Foto stark verbogen ist.



Hier der Blick ins südliche ...


 

... und hier ins nördliche Querhaus,
wo sich einige alte Schätze befinden ...



... wie dieses Tympanon über der Sakristeitür, ...



... das aus der 1. Hälfte des 12. Jhdts. stammt
und bis 1892 über dem Nordportal eingemauert war, ...



... weiters diese heute zugemauerte Schrankenbekrönung 
ebenfalls aus dem 12. Jhdt. ...



... sowie dieser bronzene Taufkessel aus dem Jahr 1369.



Hier die beiden relativ engen Seitenschiffe,
die eigentlich ein weiteres Zeichen der Reformarchitektur des 11. Jhdts. wären,
aber wie das Hauptschiff doch erst aus dem 12. Jhdt. stammen.



Die heutige Ausmalung stammt aus 1947 bis 1948 ...



... und zeigt romanisch anmutende Muster ...




... in Dunkelrot und Weiß.



Hier sogar zwei Tauben ...



... und hier zwei Löwen,
die sich über einen Menschenkopf beugen,
dem daraufhin wundersame Weinranken entströmen.



Diese Bildnisse stellen wohl adelige Damen dar,
die irgendwann mit St. Ulrich in Verbindung standen.



Hier noch einmal der Blick ins Mittelschiff,
wo die Fenster im Obergaden ebenfalls noch original sind.



So stark überarbeitet St. Ulrich von außen wirkt,
so sehr ist es innern tatsächlich romanisch geblieben.






Durchaus sehenswert,

wenn auch ziemlich untypisch!











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