Sonntag, 30. Juni 2019


Frankreich, Moissac (Tarn-et-Garonne):
Ehemalige Abtei Saint-Pierre, 
Ende 11., Anfang 12. Jhdt.



Am nördlichen Ende der Fußgängerzone ...



... des kleinen Städtchens Moissac
im Norden von Toulouse ...



... steht diese ehemalige Abteikirche, 
die ursprünglich im 11. Jhdt. erbaut worden ist.



 Nachdem die Kirche v.a. während der Albigenserkriege
von 1207 bis 1214 schwer beschädigt wurde,
wurde sie im 14. - 15. Jhdt. auf den romanischen Resten
wieder gotisch neu aufgebaut.



Ihr massiver Westteil ist aber noch
romanisch erhalten ...



... und mit ihm eines der bedeutendsten
romanischen Portale Frankreichs.



Das Portal und der Kreuzgang von Moissac
sind Hauptwerke der Skulptur der Romanik 
in Europa.



Das Tympanon wird auf 1120 bis 1130 datiert ...



... und ist damit eines der ältesten 
figürlichen Tympana überhaupt.



Es ist so schwer, dass es von dem so genannten
Trumeaupfeiler in der Mitte des Eingangs
abgestützt werden muss.



Im Tympanon ist die Vision des Johannes 
in der Offenbarung dargestellt.



In der Mitte thront Christus in der Mandorla ...



... umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten
sowie von 24 Ältesten, wobei die
stilistische Verdrehung der Figuren hier einzigartig ist.



Am Pfeiler in der Mitte sind vorne
sich jeweils überkreuzende Löwen dargestellt.



Die linke Innenfläche des Pfeilers trägt 
die extrem gelängte Figur des Apostels Paulus, ...



... erkennbar an seinem Buch. 



Auf der anderen Seite des Portals 
steht der langgestreckte Prophet Jeremias. 



Mit äußerster Sorgfalt hat der Bildhauer 
nicht nur ein absolut neues Motiv 
in die Geschichte der Plastik eingebracht, 
sondern durch die Bewegtheit und die feine Skulpturarbeit
auch einen Höhepunkt 
in der künstlerischen Technik erreicht. 



Jeremias gegenüber erscheint 
am Türpfosten der Prophet Jesaias.



 Was mit einer schlichten Tür begonnen hat, 
wird zu einer großen dramatischen Empfangssituation:



Auch die Seitenflächen des Portal sind gestaltet.


 
 Hauptthema der gesamten Anlage ist 
die zweite irdische Erscheinung Christi 
als Richter des Jüngsten Gerichts.



Neben der Verkündigung, Heimsuchung,
Anbetung, Flucht nach Ägypten und Darstellung ...


 
... sind hier auch die Todsünden dargestellt
sowie die Geschichte des Lazarus.



All dies ist mit allerlei Getier verziert ...



... wie diesen Tauben oder Kriechtieren.



Auch die Vorhalle unter dem Turm ...



... ist noch aus der Entstehungszeit der Kirche erhalten.



Die Säulen hier haben wunderbare Kapitelle, ...



... die z.T. mit floralen Ornamenten verziert sind, ...



... und z.T. mit Bestien, ...



... die anderen Tiere verschlingen ...



... und mit Menschen, die Bestien bezwingen.



Hier zwei Löwen mit je einem Kopf,
aber je zwei Leibern.



Die heute nach wie vor gotische Kirche ...



... ist ein schlichter einschiffiger Bau. 



Im Chor befindet sich ...



... eine Altaranlage im Renaissancestil.



An der rechten Wand hängt ein bedeutender 
spätromanischer Kruzifixus mit einem Astwerkkreuz, ...



... etwas weiter befinden sich diese Pietà ...



... und diese Figuren von Maria und Josef mit Kind.



Die Orgel ist an der linken Seite festgemacht ...



... über dieser Nische mit einem alten Sarkophag, ...



... in dem die sterblichen Reste
des Abtes Raymond de Montpezat
1245 ihre letzte Ruhe fanden.



Hier noch zwei weitere Exponate
wie diese Christus-Büste ...



... und dieser Reliquienschrein.



Diese Grablegung Christi wurde 
zwischen 1449 und 1503 geschaffen.



An der Westseite befindet sich 
eine steinerne Empore, ...



... hinter der sich der obere Saal des Turmes verbirgt.



Die Gewölbe sind hübsch 
mit Malereien verziert. ...



... ebenso deren Dienste.



Hier noch ein wohl gotisches Fresko.



Wieder draußen, geht es um den Westturm herum ...



... auf einen kleinen Platz, ...



... von dem aus man zum berühmten Kreuzgang gelangt.



Dieser befindet sich hinter diesen Mauern, ...



... vor denen man erst einmal Eintritt bezahlen darf.



Dieses Modell der heutigen Kirche ...



... veranschaulicht die Größe der Anlage ...



... sowie die Gebäude, die früher einmal dazugehörten
(s. Bauwerke im Hintergrund).



Dann geht es endlich in einen der berühmtesten
romanischen Kreuzgänge der Welt.



Er hat gewaltige Ausmaße ...



... und erinnert allein schon mit seiner Größe ...



... an die ehemalige Bedeutung dieser Abtei.


 
Mit seinen zehn Marmorreliefs 
an den Eckpfeilern ...



... und seinen ehemals 88 Kapitellen ...


 
... ist er der größte und am reichsten ausgestattete ...


 
... Kreuzgang der gesamten Romanik.



Er wurde wohl um das Jahr 1100 errichtet,
denn der Mittelpfeiler mit dem Relief des Abtes
Durand de Bredons ist auf das Jahr 1100 datiert.




Der Kreuzgang ist also etwas älter als das Portal.




 Alle vier Flügel sind mit Holz gedeckt.



Vom Ostflügel aus ...



... kann man in weitere Räumlichkeiten gelangen ...



... wie hier in die Kapelle des Hl. Férreol ...



... oder in die Kapelle der Hl. Martha, ...




... wo weitere Exponate ...



... wie diese Kapitelle ...




... ausgestellt sind.


 

 Daran schließt die Schatzkammer an ...



... mit dieser Aussicht auf den Kreuzgang.



Auch im ehemaligen Kapitelsaal daneben ...



... gibt es eine temporäre Ausstellung.



Bei den Kapitellen des Kreuzgangs ist
keine in sich geschlossene Thematik ablesbar.



Die dargestellten Themen
 sind im Gegenteil sehr vielschichtig.



Außerdem wurde nach der Zerstörung
des Kreuzgangs im Jahre 1212
beim Wiederaufbau im 13. Jhdt.
die ursprüngliche Anordnung nicht beibehalten.



Die Kapitelle der Säulen enthalten ganze Enzyklopädien ...




... von Szenen und Figuren des Alten und Neuen Testaments
sowie von den Taten und Leiden der Heiligen ...



... und sie waren zumindest teilweise farbig.



Am Westende des Südflügels ...



... geht es über eine ...




... steile Wendeltreppe ...



... hinauf in den großen Raum ...



... im Westturm über der Vorhalle.



 Dieser hat ein massives Gewölbe ...



... sowie drei Fenster zum Kirchenraum, ...



... den man von hier aus gut überblicken kann.

 

Auf der anderen Seite
befindet sich der Ausblick
auf den kleinen Platz an der Westseite. 




Auch hier sind Informationstafeln ...



... und alte Exponate wie dieser Glockenträger zu sehen.



Wieder zurück im Kreuzgang ...



... finde ich die Kapitelle hier so interessant, ...



... dass ich tatsächlich
die meisten von ihnen fotografiere.

(Wem die folgende Passage zu lang wird,
bitte überspringen!)



Rechts der Hl. Apostel Andreas,
links der Hl. Philippus.



Die Geschichte des Hl. Martin.



Vögel, die einander gegenüber stehen.



Hier sind die vier Evangelisten dargestellt ...



... und hier der Prophet Habakuk, ...



... auf der zweiten Seite Daniel in der Löwengrube.



Der wunderbare Fischfang von der einen ...



... und von der anderen Seite.



Die Heilung eines Gelähmten
durch den Hl. Petrus.



An diesem Eckpfeiler sind die Heiligen
Johannes und Jakob in Stein gemeißelt.



Mariä Verkündigung und Heimsuchung.



Das Martyrium der Heiligen Fructuosus, ...



... Augurus und Euloges.



Die Ermordung der unschuldigen Kinder ...



... und die Anbetung durch die Hl. Drei Könige.



Die Hochzeit zu Kanaan ...



... von zwei Seiten.



Die Hl. Fußwaschung.



Adam und Eva.



Das Martyrium des Hl. Petrus und des Hl. Paul.



Ein halbes Kapitell über einem Eckpfeiler.



Die Verklärung.



Die Offenbarungen ...



... des Hl. Johannes.



Zwei Seiten ...



... von der Versuchung Christi.



Der gute Samariter.



Das Wunder von Kanaan.



Der besiegte Drache ...



... von zwei Seiten.



Das Hl. Jerusalem.



Das Martyrium des Hl. Stephanus.



Der Traum des Nabuchodonosor.



Die Stadt Babylon ...



... von zwei Seiten.



Hier die kleineren Kapitelle ...



... des nächsten Eckpfeilers.



Dieses Kapitell stellt die Himmelfahrt ...



... Alexanders des Großen dar.



Hier sind Löwen zu sehen, ...



... die Menschen bedrohen.



Die Seligpreisungen.



Vögel und Bestien.



Hier gleich drei Seiten ...



... Kapitells, das das Opfer ...



... des Königs David zeigt.



Zur Abwechslung wieder ein Blick
in den grünen Hof mit der großen Zeder.



Der Hl. Simon.



Die Auferweckung des Lazarus ...



... von zwei Seiten.



Monstreuse Figuren.



Daniel in der Löwengrube ..



... und auf der anderen Seite der Hl. Habakuk.



Dieses Kapitell stellt Vögel dar.



Die Verherrlichung des Kreuzes ...



... von zwei Seiten.



Abraham möchte Isaak opfern
und der Engel schreitet ein.



Der Kreuzgang ist später aufgestockt worden.



Wieder zurück in der Empfangshalle ...



... geht es zu einem Rundgang um die Kirche.



Schade, dass die romanische Kirche aus dem 11. Jhdt.
schon Anfang des 13. Jhdts. zerstört worden ist.

Daher gibt es leider auch keine Aufzeichnungen mehr,
wie sie wohl einmal ausgesehen hat.



Aber diese Skulpturen ...




... und Konsolsteine über dem Portal
sind noch stumme Zeugen davon.



Das Südportal reiht sich übrigens mit seiner Tiefe
und seinen einzigartigen Reliefskulpturen ...



... in die Reihe der berühmten Meisterwerke
der romanischen Bildhauerei ein
wie diejenigen von Beaulieu-sur-Dordogne,
Conques, Vezelay und Autun.



Die untere Etage des gotischen Kirchenschiffs ...



... zeigt noch romanische Züge mit Rundbbogenfenstern ...



... und Rundbögen.



Der hohe Chor ...



... an der Ostseite hingegen ...



... ist nur noch der Gotik verpflichtet.



Hinter der Kirche schließen ...



... modernere Gebäude an, ...



... nur hier scheint noch ein Rest ...



... der alten Klostergebäude vorhanden.



Nett ist auch ...


 

... der Platz vor der Kirche, ...



... der selbst Gottesfrauen
zu einem Schwätzchen einlädt.



Dass diese wunderbare Kirche ...



... natürlich auch von jungen Paaren ...



... gerne als Trauungskirche genutzt wird,
ist sicher kaum verwunderlich.



Nach all diesen herrlichen Eindrücken ...



... geht es wieder durch die beschauliche Fußgängerzone
Richtung Auto und Toulouse.





Moissac ist ein Muss

 für jeden Romanik-Fan!










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