Dienstag, 18. August 2015


Frankreich, Tournus (Saône-et-Loire):
Stiftskirche Saint-Philibert, 1000 - 1019 erbaut.

Diese Basilika gehört zu den bedeutendsten
frühromanischen Sakralbauten Frankreichs,
da sie eine Vorreiterin für
entscheidende architektonische Entwicklungen war.



Nach wie vor innerhalb einer ehemals 
mittelalterlichen Befestigungsanlage gelegen, ...


 

... ist Saint-Philibert ursprünglich Teil eines Benediktinerklosters gewesen,
das am Ufer der Saone gegründet worden war,
um die Reliquien des Hl. Philibert zu beherbergen.




Noch heute betritt man den Kirchenplatz
durch diese beiden ehemaligen Wehrtürme.




Wie bei vielen anderen Kirchen aus der Bauzeit vor 1100 
hat die Fassade einen wehrhaften Charakter.

Sie war ursprünglich ein Verteidigungswerk, 
daher die Schießscharten und die Schmucklosigkeit.



Die Fassade ist 28 m hoch
 und ist das früheste erhaltene Beispiel einer Doppelturmfassade.
Das Portal und der Zinnenbalkon wurden bei der Restaurierung
 im 19. Jhdt. nachträglich angefügt.

Der heutige Nordturm wurde erst um 1150 erhöht. 
Der Südturm zeigt den ursprünglichen Zustand 
und wird mit einem Satteldach knapp über der Fassade abgeschlossen.




 Die Basilika besteht aus drei Schiffen von je fünf Jochen,
hat ein Querschiff, einen Umgangschor mit Kapellenkranz
und im Westbau eine ebenfalls dreischiffige Vorhalle
und darüber eine Oberkirche.



Das nördliche Querhaus wurde währen der Gotik stark verändert
und dieses riesige Maßwerkfenster darin eingebaut.



Die drei romanischen Radialkapellen ...



... sind hingegen noch gut von außen zu erkennen ...


 

 ... und werden sogar als Parkplatz genutzt.



Die Vorkirche von Saint-Philibert
ist eine dreischiffige, zweigeschossige Anlage,
 die mit der Hauptkirche durch Bogenstellungen verbunden ist.



Die Vorkirche ist im Mittelschiff kreuzgratgewölbt, 
die Seitenschiffe sind mit Quertonnen zur Mitte geöffnet.



 An der Arkade zur Hauptkirche 
befindet sich eine Relieffigur eines bärtigen Mannes mit einem Hammer, 
daneben eine Inschriftplatte mit dem Namen des Gerlannus, 
der als Abt oder Baumeister der Kirche gedeutet wird.

Dieses Relief zählt zu den ältesten romanische Bauplastiken.




Der Innenraum wirkt durch seine wuchtigen Säulen
und sein eigenartiges Gewölbe einzigartig.



Da kurz zuvor in Cluny erstmals seit der Antike 
ein Gewölbe geglückt war, versuchte man es auch hier.



In der oberen Etage hat sich dieses früheste Tonnengewölbe  
großen Ausmaßes erhalten.



Dadurch war es möglich, große Fenster in die Außenmauer einzulassen.



Es ist noch ein Quertonnengewölbe,
das sich im Weiteren allerdings nicht durchgesetzt hat.



Es wird von hohen, massiv gemauerten Rundpfeilern getragen. 
 Für die Gurtbögen wurden weiße und rote Quadersteine im Wechsel verwendet. 


 

Hier der Blick in die Vierung ...



... und die Kuppel darüber.



Beide Querhäuser verfügen über eine kleine Seitenapsis
an ihrer Ostseite.



Da aber für die zahlreichen Benediktinermönche 
nicht genug Altäre vorhanden waren, ...



... wurde der älteste, erhalten gebliebene Kapellenumgangschor ...



 ... mit drei flach geschlossenen Radialkapellen geschaffen,
also mit Kapellen, die als einzelne Bauteile
strahlenförmig an den Chorumgang angebaut sind.

Somit gab es neben dem Hauptalter und den beiden Seitenaltären
noch drei weitere in den Kapellen des Umgangs.



Hier der Chor mit dem modernen Reliquienschrein
der Reste des Hl. Philibert.



Eine Seltenheit sind die ...



... erst im 20. Jhdt. entdeckten Mosaiken 
des 12. Jhdts. im Chorumgang.



Sie zeigen Monatsarbeiten ...



...  und Tierkreiszeichen.



Hier der Blick von der Vierung ins Mittelschiff
mit seinem hellen Obergaden.


 Das südlichen Seitenschiff ist ebenfalls 
durch relativ große Fenster erleuchtet.



Den Westabschluss beider Seitenschiffe 
bildet unten die Vorhalle mit ihrer Oberkirche darüber,
die nach wie vor jeweils über ein Portal und ein Biforium 
zum Kircheninnenraum hin verfügt.



Im Westabschluss des Mittelschiffs ...



... ist die Hauptorgel untergebracht.



Im südlichen Seitenschiff befindet sich die Zedernholz-Madonna  
Notre Dame la Brune (‚die braune Madonna‘) aus dem frühen 12. Jhdt.
 in einem gotischen Baldachin vor Wandmalereien aus dem 14. Jhdt. 



Sie war im Mittelalter Ziel einer Wallfahrt.



Einen gelungenen Kontrapunkt dazu
bietet dieser Hl. Sebastian in Form eines Baumstammes.



Saint Philibert weist noch einige ...



... alte Säulenkapitelle auf.



Hier der Hauptalter mit dem modernen Schrein
der Reliquien des Hl. Philibert dahinter.



Die Krypta ist eine der ältesten erhaltenen Umgangschoranlagen 
mit Kapellen der europäischen Baukunst.



Sie stammt ursprünglich aus dem Jahr 875. 

Ungefähr hundert Jahre später passten die Mönche 
den Umgang der runden Chorform darüber an ...



... und ergänzten die rechteckigen Kapellen, ...



... in denen zum Teil Sarkophage stehen.



Ein Fresko aus dem 12. Jhdt. (an der Decke) ist besonders gut erhalten, 
es stellt Maria mit dem Kind und den thronenden Christus dar.



 Der Mittelbereich ist durch zehn schlanke Säulen 
mit antikisierenden Kapitellen unterteilt. 



Dieser Hauptraum ist aber rechteckig.



An der Krypta-Westwand befindet sich ein alter Brunnen.



Im Süden ist zum Teil noch der Kreuzgang erhalten.



Hier der Zugang zum ehemaligen Kapitelsaal ...



... mit einem Rundbogenportal in der Mitte
und großzügigen Rundbogenfenstern links und rechts davon.



Der Kapitelsaal selbst ist ebenso noch erhalten.



Hier das romanische Portal des Zugangs zur Kirche.



Auf einigen Seiten ...


... ist der alte Kreuzgang erhalten, ...



... auf dieser hier nicht mehr.



Dafür ist der Garten dazwischen nach wie vor begrünt.



 Im ehemaligen Refektorium ...



... befindet sich eine kleine Ausstellung ...



... mit modernen Skulpturen.



Über der Vorkirche gibt es die dem Erzengel Michael geweihte, ...



... in ihrem Mittelschiff 12 m hohe Kapelle.



Deren Größe und Höhe ist wirklich erstaunlich
und könnte einer eigenen Kirche genug Raum bieten.



Vorhalle und Obere Kapelle ...



... sind übrigens älter als die Kirche selbst,
da sie bereits an einen früher bestehenden Sakralbau angebaut wurden.



Schön ist der Blick hinab durch die beiden Biforien
mit ihren mit Reliefs gestalteten Zwillingssäulen ...



... in die eigentliche Kirche.



Hier die beiden Seitenschiffe von oben gesehen.



 Zum Abschluss noch ein Blick
auf Saint-Philibert im Abendlicht.





Diese Kirche ist
ein absolutes Muss für jeden Romanik-Fan!












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