Dienstag, 2. Mai 2017


Deutschland, Helmstedt (Niedersachsen):
Ehemaliges Kloster St. Ludgeri, um 1150 erbaut,
und Doppelkapelle St. Petrus und St. Johannes,
9. Jhdt. 



Mitten durch den ehemaligen Gutshof des Klosters samt Taubenhaus, 
das jetzt im Mittelstreifen zwischen beiden Fahrbahnen steht, 
führt heute eine Durchzugsstraße von Helmstedt. 



Die Lage des Klosters an dieser im Mittelalter wichtigen Handelsstraße
war damals äußerst vorteilhaft, 
da sie mit den Händlern große wirtschaftliche Vorteile brachte.


 

Die ehemalige Klosterkirche dieses Benediktinerklosters
steht nun auf der anderen Straßenseite ...



... und ist unlängst renoviert worden.

Um das Jahr 800 kam der Missionar Liudger im Zuge des Sachsenkrieges
mit Karl dem Großen in das Helmstedter Gebiet, 
um die Sachsen zu christianisieren.



An der ehemaligen Handelsstraße
zwischen den braunschweigischen und magdeburgischen Siedlungsgebieten
gründete er das Kloster an der Stelle eines altgermanischen Quellheiligtums.



Das Helmstedter Ludgeri-Kloster war seit seiner Gründung
ein Schwester-Kloster der Abtei Werden.

Hier der in diesem Falle neoromanische Nordabschluss der Kirche,
da diese eher nach Süden denn nach Osten ausgerichtet ist.



Das Kloster widersetzte sich
sämtlichen Reformationsbewegungen des 16. Jhdts.
und vertrat bis zur Auflösung 1802
die römisch-katholische Glaubenslehre.

Hier oben die Ostseite,
an die auch der ehemalige Kreuzgang angebaut war.

Heute befinden sich hier öffentliche Einrichtungen
wie z.B. ein Kindergarten.



Das Kircheninnere ist großteils modern gestaltet, ...



... nur an den Pfeilern ...



 
... und im vorderen Bereich an den Säulen mit Würfelkapitellen
wird ihr romanischer Ursprung noch deutlich.

1553 wurden die Westtürme und das Langhaus der Kirche
sowie die Klostergebäude zerstört,
bis 1556 der östliche Teil bis zum Turm wieder aufgebaut.



Die Nordseite wurde innen in modernem Stil ergänzt.

Im Dezember 1802 wurde das Kloster
nach den napoleonischen Kriegen säkularisiert,
der Grundbesitz fiel dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg zu.

Das Kloster wurde danach als landwirtschaftliche Staatsdomäne geführt,
die bis 1977 auf dem Klostergelände bestand
und seitdem südlich von Helmstedt weitergeführt wird.




Im selben Jahr wurde die Verkehrsführung des Helmstedter Stadtringes
mit dem Bau einer neuen Straße
durch das ehemalige Domänengelände abgeschlossen.



Auch das westlich gelegene Seitenschiff
ist jüngeren Ursprungs.



Im Juni 1942 wurde die Kirche durch Brandstiftung zerstört,
1947 - 1949 erfolgte ihr Wiederaufbau.

1972 wurde ihr Altarraum durch Claus Kilian umgestaltet,
ihm ist wohl auch das große neue Fenster zu verdanken.



Schade, dass die Kirche 
heute nicht mehr im Original erhalten ist.



Denn diesem Modell zufolge
ist sie einmal ein romanisches Juwel gewesen.



Auch soll sich früher in ihr 
der heute so genannte "Helmstedter Schmuckfußboden" 
aus der Mitte des 12. Jhdts. befunden haben, ...



 ... von dem nur noch diese Fragmente übrig und ausgestellt sind.



Diese zeigen die sieben Weisen des Altertums mit Spruchbändern ...



... mit den oben angeführten Inhalten.



Hier ein Detailplan der gesamten Anlage:

Dunkelblau = Romanische Gründungsbauten des 11. und 12. Jhdts.
Rosa = 1556 Wiederaufbau nach Zerstörung
Hellblau = Barocker Neubeginn 18. Jhdt.
Hellgelb = 1883 Kirchenerweiterung



Hier die Seite, die hauptsächlich im 16. Jhdt. entstanden ist
und durch deren Türe man in die ältere Krypta gelangt.

Diese wird gegen bei freundlichem Bitten im Pfarrhaus
schließlich von einer netten Dame aufgesperrt.



Die Krypta ist der Hl. Felicitas geweiht.



Sie ruht auf mächtigen Pfeilern und Säulen ...



... und besteht aus drei Schiffen.




An ihrer Süd- und Westseite hat sie Apsiden ...



... mit noch offenen Fenstern, ...



... an der Ostseite sind diese verschlossen.

(Bitte nicht zu vergessen, dass diese Kirche nicht "eingeostet",
sondern eher nach Süden ausgerichtet ist,
daher die hier unüblichen Richtungen zur Orientierung.

Normal wären diese verschlossenen Fenster an der Südseite,
an die heute ein Häusertrakt angebaut ist).



Eines der Fenster hat ein buntes Glasmosaik.



An einer Säule ist sogar noch das alte Kapitell erhalten.



Hier ein weiteres wieder aufgedecktes Detail 
aus romanischen Zeiten.




Wieder zurück im Innenhof des ehemaligen Kreuzgangs,
der heute nach seinen Umbauten
nicht mehr als solcher zu erkennen ist, ...



... gilt es, ein weiteres romanisches Juwel zu entdecken:



Die Doppelkapelle St. Petrus und Paul bzw. St. Johannes der Täufer,
die schräg an den Nordtrakt des Innenhofes angebaut ist ...



... und deren Unterkapelle bereits aus dem 9. Jhdt. stammt.



Damals muss die Kapelle noch als Wohnturm
für die Benediktiner oder ihren Propst gedient haben.



Der Zugang erfolgt heute über diese Treppe
direkt in die Oberkapelle, ...



... die Johannes dem Täufer geweiht
und heute barock gestaltet ist.



Dennoch wurden offensichtlich ...



... diese Kämpfer ...



... und Kapitelle ...


 
... in ihrem ursprünglich romanischen Zustand belassen.



Mitte des 11. Jhdts. wurde die Doppelkapelle errichtet
mit Kreuzgratgewölbe in der Unter-
und Flachdecke in der Oberkapelle.




Der obere Teil diente als Gebetskapelle für den Prior, ...



... der untere wahrscheinlich als Grabkapelle.



Die St. Peter und Pauls-Kapelle ist frisch renoviert ...



... und sehr hell, obwohl sie im Untergeschoss liegt.



Vor dem erhöhten Altar steht ein Betstuhl ...



... und auf dem Altar eine Kreuzigungsszene aus Stein.



In den Nischen sind noch ...


 

 ... Reste von romanischen Säulen zu finden, ...


 

... auf einem Kämpfer gar ein verlassenes Vogelnest.



1666 wurde die Doppelkapelle erneuert
und ihr ein barocker Dachabschluss verpasst.









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