Mittwoch, 6. Juni 2012


Deutschland, Regensburg (Bayern):
Schottenkirche St. Jakob, um 1110.



Diese Kirche am Westrand der Altstadt gilt als klassisches Werk
hochromanischer Kirchenarchitektur in Süddeutschland.



Bekannt ist vor allem ihr Nordportal
mit seinem urtümlichen und rätselhaftem Bildwerk.

Seit 1999 wird dieses aus konservatorischen Gründen
durch einen Glasvorbau geschützt.



Das sogenannte Schottenportal im Eingangsbereich ...



... zählt zu den bedeutendsten
romanischen Baudenkmälern Deutschlands.



Das mittlerweile renovierte und wohl bereits kopierte Tympanon ...



... stellt Christus mit zwei weiteren Figuren dar,
von denen die rechte ein offenes Buch hält.



Des Weiteren sind im oberen Bereich rechts und links 
Reliefs von Personen zu finden, die als Halbsäulen dienen.



Über die Bedeutung der rätselhaften Bilderzyklen am Portal 
gibt es zahlreiche, aber nur vage Deutungen.


 
Sicher kann nur gesagt werden, dass der Zyklus
Weltgericht, Himmel und Hölle thematisiert.



Auch die Basis des Portals ist mit Planzenornamenten ...



... und Figuren geschmückt.

Bei genauem Hinsehen entdeckt man noch die beiden Löwen,
die das mittelalterliche Portal auch noch heute bewachen,
obwohl sie schon stark verwittert sind.



Die Innenseite des Portals kann ebenfalls
mit einer Besonderheit aufwarten:

Es ist dies der Reliefstein des Mönches Rydan 
an der rechten Seite, ...



... der mit seinem Schlüssel innen am Hauptportal 
horizontal angebracht ist



Man vermutet, dass er entweder der Pförtner des Klosters
oder der Baumeister des Portals war.



Innen überrascht der lichte und sehr hohe Kirchenraum.

Eine umfangreiche Innen- und Außenrestaurierung
mit Neugestaltung der Altarinsel fand 1988 ihren Abschluss.



Diese romanische Kirche ist noch 
mit einer seltenen Holzdecke "gesegnet",
wenngleich diese bereits eine Kassettendecke 
und jüngeren Datums ist.



Die Kreuzigungsgruppe unter dem Triumphbogen
entspricht ebenfalls dem romanischen Stil
mit Maria und dem Jünger Johannes unter dem Kreuz. 

Die große mittlere Ostapsis hat große und bunte Glasfenster 
und ist im neuromanischen Stil ausgemalt.



Auch die Westempore ist romanisch,
wirkt jedoch nicht mehr original.



Absolut auffällig sind hier ...



... die beiden niedrigen Säulen, auf denen die mächtige Westempore ruht.



Alle anderen Säulen haben wunderschöne Kapitelle ...



... mit reichem Figurenschmuck.



Während hier an der Westseite eher Ungeheuer vorhanden sind, ...



... verwandeln sich diese, ...



... je näher sie dem Altarbereich kommen, ...



... erst in menschliche Köpfe,  ...



... dann aber in Adler, ...



... das Symbol für den Evangelisten Johannes.



An den Säulenbasen sind die typisch
romanischen, so genannten Krähenkrallen zu finden, ...



... doch hier origneller Weise als Adlerschnäbel
mit munteren Augen und krausem Federkopf.



Die Seitenschiffe sind eher unauffällig und mit Kreuzgewölben eingedeckt.



Die beiden kleineren Seitenapsiden sind ebenfalls schlicht gehalten.



Ein sensationelles Schmuckstück tauchte allerdings erst 1991 auf,
als man im Kopf des Gekreuzigten völlig überraschend
dieses in einem Lederetui aufbewahrte Schmetterlingsreliquiar fand.




 Der 5 x 4 cm große Schmetterling ist aus Silber,
enthält eine Kreuzreliquie und zeigt auf der Vorderseite
eine in Emailtechnik ausgeführte Kreuzigungsgruppe.

Man nimmt an, dass das Stück um 1315 in Paris angefertigt wurde,
das Original ist nun im Diözesanmuseum St. Ulrich zu sehen.



So gut einsehbar St. Jakob überall im Inneren ist, ...



... so schwierig ist es, 
diese Kirche auch außen komplett aufzunehmen;
 eigentlich ist nur die Südseite gut zu sehen.



Die Ostseite ist von Gebäuden verdeckt,
zu denen es leider auch trotz Fragen keinen Zutritt gab.



Denn St. Jakob ist heute die Seminarkirche 
des Regensburger Priesterseminars.

Dieses wurde 1862 unter Bischof Ignatius von Senestrey
im damals säkularisierten Schottenkloster untergebracht.



Unter dem Einfluss der Schottenkirche
entstand auch dieses wunderschöne romanische Portal,
das der Eingang zur sogenannten "Kreuzkapelle im Bach" (um 1190/1200),
einer Hauskapelle mitten in einer Gasse in Regensburg, war.





Die Schottenkirche St. Jakob ist ein Muss
für Romanik-Liebhaber!










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