Freitag, 31. Januar 2020


Spanien, Fuentidueña (Segovia):
Kirchenruine San Martín, 10. bzw. Ende 12. Jhdt.


 

Auf dem Hügel über Fuentidueña
und damit am Südostende des Ortes ...



 ... steht noch der traurige Rest 
der ehemaligen Kirche San Martín, ... 


 

... deren Areal heute als Friedhof dient.



Noch in den 1950er Jahren sah San Martín so aus:



Obwohl auch sein Turm abhanden gekommen war,
so stand doch noch seine romanische Ostapsis.



Diese wurde von den Bürgern von Fuentidueña
aber 1957 nach New York an ein Museum verkauft.



Dort steht die Ostapsis von San Martín heute
als Anbau ans Museum "The Cloisters",
das sich im Fort Tryon Park befindet und
eine Filiale des Metropolitan Museum of Art ist.



Sie ist Teil des so genannten "Fuentidueña Rooms", 
des größten Saals im Museum.



Ihr Baustil ist typisch für die Romanik 
in der Provinz Segovia:



 Sie hat drei romanische Rundbogenfenster,
die mit Säulen verziert sind, 
sowie gestaltete Kapitelle.



Am Übergang vom geraden Chor zur halbrunden Apsis 
befinden sich skulptierte Figuren.



 In der Apsiskalotte ist Maria mit dem Jesuskind
in der Mandorla zu sehen, ...



... neben ihr zwei Engel sowie 
links ein älterer Mann und rechts zwei Jünglinge.



Diese Apsis wurde genauso in die USA verkauft
wie ein Teil des Kreuzgangs von Saint Michel de Cuxa,
das lange ebenfalls zu Spanien gehört hatte,
oder der Kreuzgang des Klosters Santa María 
aus dem nahen Sacramenia, der nach Florida ging. 



Heute hat man den Rest dieser Kirche ...

 

 ... im Osten wieder mit einer Mauer versehen, ...



 ... innerhalb der sich heute Gräber befinden.



 Doch das Areal um San Martín ...


 
... hat anscheinend immer schon als Grablege gedient, ...



 ... denn um seine Mauerreste herum hat man 
eine mittelalterliche Nekropole ausgegraben 
mit zahlreichen Felsmulden für Bestattungen.
 


 Denn früher war es üblich, 
die Leichen in Tücher gewickelt in Steinmulden zu legen 
und mit flachen Steinen zuzudecken.

 

 Somit hat dieser Kirchenrest, ...



 ... der laut diesem Grundriss sogar älter ist
als die Apsis und aus dem 10. Jhdt. stammte,
heute noch eine Funktion.









Mittwoch, 29. Januar 2020


Spanien, Fuentidueña (Segovia):
 Kirche San Miguel, 12. Jhdt.



Über den Häusern des Ortes Fuentidueña
thront diese romanische Kirche.

 

Man erreicht sie per Straße oder über diese Treppe, ...



... und bekommt dabei gleich ihre Ostseite zu sehen.



Diese hat einen kurzen Chor ...




... mit einem Blend-Biforium (s. vermauertes Fenster rechts), ...



... dessen Kapitell in der Mitte
mit diesen Greifen verziert ist
- allerdings schon restauriert.



An diesen schließt eine halbrunde Apsis an, ...



 
... die drei verzierte Rundbogenfenster hat.



Alle drei weisen Würfelfriese und Friese mit Schlingmustern auf ...



... und ihre Kapitelle sind skulptiert.




 Die Kapitelle des nördlichsten Apsisfensters
haben allerdings nur florale Motive.




Doch auch die vier Lisenen,
mit denen die Apsis strukturiert ist,
münden in Kapitelle mit Figuren wie diesen Nixen ...



... oder diese Personengruppe mit Esel,
wahrscheinlich Josef und Maria mit dem Jesukind.



Ein weiteres dieser Kapitelle zeigt diese Ungeheuer.



Auch die Konsolsteine unter dem Dach ...


... sind ziemlich lebendig gestaltet
und stellen Szenen und Figuren aus dem Alltag dar.



Das Biforium auf der Nordseite
des Chors ist ebenfalls zugemauert.



Es ist gut möglich, dass beide nie offen ...




... und nur als Verzierung gedacht waren.



Ein bemerkenswertes Unikum ist auf der Nordseite
des Kirchenschiffs unter dem Dach zu finden:



Ein Konsolstein, bei dem ein
Liebesakt ziemlich plastisch dargestellt ist.



Die weiteren Konsolsteine sind wesentlich züchtiger oder zeigen Tiere, ...



... Fabelwesen wie diesen Zentaur, dessen Bogen
abgebrochen ist oder eine Dame mit Kapuze rechts.



Dem nördlichen Kirchenschiff
wurde eine Sakristei vorgebaut, ...



... an der Nordwestecke
kommt der wuchtige Turm in Sicht.



Er ist auf quadratischem Grundriss errichtet
und hat nur auf drei Seiten Fensteröffnungen,
seine Westseite hat nur zwei Luken.



Im Kirchenschiff daneben befindet sich ...



... ein großes Westportal mit vier Säulen
und fünf Archivolten.


 

Das gesamte Portal ist von der Westfassade abgesetzt.



Sowohl seine Kapitelle als auch die Friese darüber ...



... sind mit Reliefs versehen, die allerdings schon etwas verwittert sind.



Die südliche Vorhalle hat an der Westseite
keine Öffnung, sondern nur eine Mauer.



Während die eine Seite der Vorhalle ...


 
... neben dem Portal vier Bögen hat, ...



... sind auf der anderen Seite nur noch zwei Bögen zu sehen, ...


 

... die anderen zwei sind einem Anbau zum Opfer gefallen.



Unter der Vorhalle gibt es ein weiteres Portal.



Es ist ähnlich gestaltet wie das Westportal ...




... und hat ebenso viele Archivolten und Säulen,
die alle frisch renoviert wirken.



Auch einige der vier Kapitelle sind restauriert, wie hier links gut zu sehen ist.



Auch die Ostseite der Vorhalle ist vermauert,
allerdings haben sich hier vorher ein großer und ein kleiner
Rundbogen als Zugang befunden,
die nachträglich verschlossen wurden.



Sowohl die Vorhalle als auch das Kirchenschiff dahinter ...



... haben ebenfalls äußerst bildhaft gestaltete Konsolsteine ...



... mit Figuren, Untieren und Fratzen.



Obwohl sich an der ganzen Kirche auf diese Art ...



 ... mehr als fünfzig Konsolsteine befinden müssen, ...



... scheint kein einziger davon doppelt zu sein.



Manche davon fallen aber besonders auf, ...



... sowie dieser "Zungenzeiger".



Hier der Grundriss vom einschiffigen San Miguel 
und seiner Vorhalle mit seinen späteren Zubauten in Grau.



Innen ist die Kirche steinsichtig gehalten,
an den Seitenwänden stehen Barockaltäre.



Die Fenster der Apsis sind offen und erhellen diese,
auch über dem Triumphbogen gibt es ein kleines Fenster.



Die gesamte Kirche ist von einer massiven Mauer
umgeben und gestützt.



Seit 1995 ist San Miguel "Bien de Interés Cultural", ...



... also spanisches Kulturgut.





Sehenswert!