Donnerstag, 31. Oktober 2019


Spanien, Sotosalbos (Segovia):
Pfarrkirche San Miguel Arcángel, ab 1100 erbaut



Wenn man zuerst diesen wuchtigen,
fast klobigen Turm erblickt, ...

 

... sowie die eher kahle Nord- ...


 

... und Westseite dieser Pfarrkirche,
kann man kaum glauben, dass man es hier
mit einer der schönsten romanischen Kirchen 
der Provinz Segovia zu tun hat.



Doch dieses wieder aufgedeckte
Rundbogenfenster mit seinen
bunten Quadersteinen ist ein erster Hinweis.



Der nächste ist dieses wunderschöne Biforium
mit seinen Zacken rundherum, ...



... das sich an der Westseite befindet.



Geht man dann um die Ecke, taucht eine
der schönsten Südvorhallen von ganz Spanien auf.



Ihr asymmetrischer Aufbau mit drei Arkadenbögen
links des Portals und vier rechts davon  ...



... erzeugt eine gewisse Spannung.



Da alle Gebäudeteile unterschiedlich aussehen, 
nimmt man an, dass San Miguel 
in drei Bauphasen errichtet wurde:



In der ersten Bauphase um 1100 
entstand das Kirchenschiff in der Mitte, ...



... in der zweiten die Südvorhalle 
und weitere Anbauten auf der Nordseite um 1140 ...



... und zur dritten Bauphase um 1220 
gehört der Turm.



Hier ein Grundriss mit der Bauzeit
der jeweiligen Teile.



Man kann davon ausgehen, dass diese Pfarrkirche
früher auch - wie alle romanischen Kirchen - 
eine halbrunde Ostapsis hatte.



Diese ist aber heute 
durch einen eckigen Anbau ersetzt, 
der dieses kleine Fenster aufweist.



Das Hauptportal auf der Südseite ...



... zeigt ein mit Zackenmotiven 
dekoriertes Gewände sowie Archivolten.



Ein zweites, etwa gleich großes Portal 
auf der Ostseite ist ähnlich gestaltet, ...



... und nur wenig schmäler als das andere.



Beide Vorhallenportale verzichten auf Kapitelle 
 – die Zackenmotive gehen übergangslos 
vom Gewände in die Archivolten über.



Das in einer Flucht zum Portal der Vorhalle 
befindliche Eingangsportal zur Kirche
ist dagegen deutlich einfacher gestaltet, ...



... wenngleich es aus den umgebenden Wänden hervortritt 
und über ein einfaches Gewände mit eingestellten Säulen 
und aufruhenden Archivolten verfügt.



Die beiden Blendsäulen links und rechts ...



... haben dekorierte Kapitelle, darüber befindet sich
je ein Fries mit Blütenmuster.



Die auf schlanken Doppelsäulen ...



... aufsitzenden Kapitelle der Vorhalle ...



... präsentieren die zur damaligen Zeit ...



... häufig zu sehenden Mischwesen ...



... wie diese Greife ...



... oder bogenschießende Zentauren.
 


 Dieses hier zeigt Menschen und Schlangen.



Eines zeigt das biblische Thema ...



... der Anbetung der Könige, ist aber leicht beschädigt.



Darüber befindet sich ...



... die außergewöhnlich reiche, ...



... sich über zwei Ebenen - Konsolen und Bogenfelder - ...



... erstreckende Gestaltung des Konsolenfrieses ...
 

 

... unterhalb der Dachtraufe. 



Hier findet sich sowohl ein 
abwechslungsreiches figürliches Dekor ...


 

... in Form von Köpfen und kleinen Figuren ...



... als auch ein ganzes Spektrum an kleinen Rosetten, ...



... Flechtbändern und Fabeltieren wie Chimären. 


 

Ein derart reich und lebendig gestalteten Fries ...


 

... findet man nicht einmal ...


 
... bei den Kathedralbauten ...

 

... derselben Zeit in Salamanca oder Zamora.


 

Viele Köpfe und Gesichter ...



... sind derart lebendig gestaltet, ...



... dass es sich dabei wahrscheinlich ...



... um damalige lokale Honoratioren handelt,
die sich finanziell am Bau der Kirche beteiligten.



Auch die Konsolsteine am Kirchenschiff 
hinter der Säulenvorhalle ...
 


... sind zum Teil gestaltet ...



... und weisen darüber ein  ...



 ... mit Mustern verziertes Fries auf.



Der Turm überragt das Gebäude deutlich.



In seinem ungegliederten Untergeschoss
sind nur die Ecksteine
 aus exakt behauenen Steinen gefügt.



Das Mittelgeschoss zeigt auf jeder der vier Seiten 
doppelte Blendarkaden aus Haustein. 

Das Obergeschoss mit seinen Schallöffnungen 
ist wieder in ähnlicher Weise konstruiert 
wie die Turmbasis.



 Obwohl San Miguel innen weitgehend barockisiert ist, ...



... hat es an seinen Seiten Rundbögen und ist 
wieder mit romanisierenden Lustern ausgestattet. 


 
Im leicht eingezogenen flachen Chor finden sich 
noch Reste von mittelalterlichen Fresken.



Am besten erkennbar ist ein geflügelter Stier, 
der den Evangelisten Lukas symbolisiert, 
darüber thront Christus als Pantokrator in einer Mandorla.



Wieder unter der Vorhalle ...



 ... lohnt sich auch ein Blick ...



... auf die hübsche Gestaltung des Platzes ...



 ... um die Kirche herum.



Auch außerhalb der kleinen Kirchenmauer ...



... setzt sich die mittelalterliche Anmutung
der Häuser fort.





San Miguel unbedingt ansehen!