Dienstag, 13. April 2021


Italien, Pavia (Pavia, Lombardei):
Basilika San Pietro in Ciel d'Oro, 
um 1090 erbaut




Im Norden der Altstadt von Pavia,
das über 200 Jahre lang die Hauptstadt
des Langobardenreichs (568 - 774) war, ...


 

 ... steht diese Kirche ziemlich verbaut
inmitten eines ehemaligen Klosterkomplexes,
den Liutprand, von 712 - 714 König
des Langobardenreiches, gegründet hatte.




Sie ist neben San Michele Maggiore und San Teodoro
die dritte der großen romanischen Basiliken in Pavia
und wurde angeblich bereits im 6. Jhdt. über dem Grab
des Märtyrers Severinus Boethius errichtet.




 Dementsprechend breit ist auch ihre Westfassade,
die wie bei San Teodoro fast komplett aus Ziegeln erbaut ist.



Auch sie hat nur ein großes Portal, ...



 ... das dafür aber reich verziert ist.



Darüber befinden sich Biforien, Rundbogen-
und Rundfenster, ein Kreuz sowie ...



... - wie beim Vorbild San Michele Maggiore -
eine Galerie mit Blendarkaden unter dem Giebel.  




Das Rundbogenportal ist aus weißem Marmor ...




 ... und hat einen Engel als Figur im Giebel.




 Das Bogenfeld darunter ist zwar nicht gestaltet, ...




 ... dafür aber die Bögen und deren Kapitelle.




 Hier tummeln sich Dämonen, Drachen und Schlangen, ...



 ... aber auch ein König und eine doppelschwänzige Nixe.




 Auf den Bögen darüber kriechen
weitere Bestien an Blattranken empor.


 

 Manche der Bögen sind aber nur einfach verziert.




Innen hatte das Hauptschiff im 12. Jhdt.
wahrscheinlich eine flache Holzdecke
mit vergoldeten Kassetten.



Jedenfalls wurde es 1478 neu eingewölbt.



San Pietro ist dreischiffig mit zwei Querhausarmen,
aber diese sind etwas niedriger als das Mittelschiff
und ragen seitlich nicht über die Seitenschiffe hinaus.



 Über der Vierung thront eine breite achteckige Kuppel.



Die Hauptapsis schließt direkt an die Vierung an,
ohne zwischengesetztes Chor-Joch.



 Damit ähnelt der Baukörper den
frühchristlichen Patriarchalbasiliken in Rom.



Am 8. Mai 1132 konnte Papst Innozenz II.
die fertig umgebaute Kirche weihen.


 

Ihre Zusatzbezeichnung "Ciel d’Oro"
wird auf eine vergoldete Decke bezogen, 
sei es auf die frühere Kassettendecke des Hauptschiffs, ...



... sei es auf die vergoldete Halbkuppel der Hauptapsis,
die Christus als Herrscher auf dem Thron darstellt.



Davor befindet sich das "Highlight" der Kirche, ...



... der Sarkophag des Kirchenvaters Augustinus, ...



... der von Gian Galeazzo Visconti
(1351–1402) finanziert wurde. 



Er steht als Altar in der Mitte der Hauptapsis ...




... und ist mit 95 Figuren und 50 Marmorreliefs verziert.




 Der Hl. Augustinus starb 430 in Hippo Regius,
das damals im Vandalenreich lag (heute in Algerien).



Ursprünglich wurden die Gebeine des Augustinus
von Sardinien nach Pavia gebracht,
um sie vor sarazenischen Seeräubern zu sichern.



Dann wurden sie zunächst in der unter
König Ansprand (* 660/661, † 712) 
errichteten Kirche Sant'Adriano untergebracht.



Erst Jahrhunderte später, zwischen 1169 und 1180, 
fanden sie Platz in einem Marmorschrein in San Pietro,
der im 14. Jhdt. dann neu errichtet wurde.




Hier die Skulptur des Hl. Augustinus im Schrein ...




... und zwei der fast 100 Figuren.



Die Marmorreliefs zeigen Szenen ...



... aus dem Leben des Kirchenvaters.



Hier wahrscheinlich seine Eingebung "von oben"
zu seinem berühmten Buch "Confessiones" ...



... und hier sein Begräbnis.



Unter der Vierung und dem Altarraum ...



... gibt es eine Krypta, deren beide Zugänge
Rundbogenportale mit reichen Verzierungen sind.



Ihre Archivolten sind mit Schlingmustern versehen.



Die Krypta ist jenen der beiden anderen ...

 


... romanischen Kirchen Pavias sehr ähnlich.


 

Aber nur hier steht der Sarkophag des Boethius, ...



... der als Heiliger verehrt wurde, ...



... nachdem der Ostgotenkönig Theoderich der Große ...



... ihn um 525 hatte hinrichten lassen.



1877 stürzten das Südschiff und die beiden westlichsten Joche
des Hauptschiffs der Kirche darüber ein.



Daraufhin wurden nicht nur die eingestürzten Teile
wieder aufgebaut, sondern auch die Krypta
und die Apsiden restauriert ...



... und der Stuck des 18. Jhdts. oben in der Kirche entfernt.


 

 Denn nach der Schließung der beiden tragenden Gemeinschaften,
des Kanonikerstiftes 1781 und des Klosters 1785,
hatte die Kirche begonnen zu verfallen.



Heute ist alles bestens restauriert
wie z.B. dieses Rundbogenportal.



Neben Fresken aus der Renaissance ...



... sind hier auch noch mittelalterliche Mosaiken
erhalten wie dieses, ...



... das den Hl. Michael, den Drachentöter, zeigt.



An der Rückseite von San Pietro in Ciel d'Oro
fällt ähnlich wie bei San Michele Maggiore ...




... das Licht durch die drei Biforien und die
nachträglich darüber eingebauten Monoforien ein.




Heute ist die Orgel der inneren Westfassade vorgebaut.




Bemerkenswert ist weiters die Decke der Sakristei, ...




... die mit lebhaften Farben bemalt ist,
aber aus späteren Zeiten stammt.




Die Seiten von San Pietro in Ciel d'Oro
sind leider schwer zu fotografieren,
da sie sich in versperrten Höfen befinden.




Auch die Kuppel ist von außen
schwer einsehbar, ...


 

... dabei ist sie ebenfalls - wie die Westfassade - 
mit einer blinden Zwerggalerie, 
z.T. aus weißen Marmorsteinen ausgestattet.



Hier ein Archivbild der Apsis
vor ihrer Renovierung.



2012 zelebrierte hier Papst Benedikt XIV.
den Festgottesdient anlässlich der 880 Jahr-Feier.





San Pietro in Ciel d'Oro

auf jeden Fall ansehen!











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