Freitag, 14. Mai 2021


Italien, Mailand (Milano, Lombardei):
Basilika Sant'Ambrogio, 4. Jhdt. bzw. 8. - 12. Jhdt. 



Diese frühchristliche Kirche wurde bereits
zwischen 379 und 386 vom Kirchenvater Ambrosius ...



... außerhalb der damaligen Stadtmauer und vor der
Porta Vercellina über einem heidnischen Friedhof
als "Basilica Martyrum" gegründet.



Man erreicht sie am besten vom Westen her
von der Piazza Sant'Ambrogio, ...



... wo man auch den großen Campanile gut sehen kann.



Diese Kirche hat als eine der letzten frühchristlichen Kirchen
noch ein großes Atrium, das erst im 9. Jhdt. angelegt wurde ...



... und das man durch dieses Rundbogenportal betritt, ...



... das über seinem Bogen Rundbogenfriese hat.



Dann bekommt man erstmals die charakteristische
Westfassade von Sant'Ambrogio zu Gesicht.



Über den drei Arkaden unten wölben sich weitere,
größer werdende im Obergeschoss auf der Benediktionsloggia,
darüber links und rechts zwei verschieden hohe Türme.




Hier die Vogelperspektive zwecks besserer Übersicht ...



... und der Grundriss der Kirche mit ihren beiden Türmen
und dem großen Atrium links, das fast genauso lang ist 
wie die Kirche (= 1 Quadriportico).



Solche Doppelturmfassaden tauchten kurz vorher
erstmals an Alt St.Peter in Rom sowie
der zweiten Kirche von Cluny in Burgund auf
und wurden damals oft kopiert.




 Der linke Turm, zwischen 1123 - 1128 begonnen, ...



... wird "Campanile dei Canonici"genannt ...



... und blieb lange Zeit unvollendet.



Noch heute kann man an seinem Mauerwerk
die Ergänzungen aus dem 19. Jhdt. erkennen.




Der rechte Turm wird auf um 840 datiert
und "Torre dei Monaci" genannt.



Er wurde gebaut, nachdem 784 nebenan
ein Benediktinerkloster gegründet worden war, ...



... für das die Kirche zu klein war,
sodass zahlreiche Umbauten erfolgten.



Hier die Loggia im Obergeschoss aus der Nähe,
von ihr wurde tatsächlich früher der Segen gespendet.



Erstaunliche Meisterwerke sind die alten Kapitelle ...



... mit ihren teils phantasievollen Skulpturen.



Die kämpfenden Tiere versinnbildlichen ...



... den Kampf des Guten gegen das Böse.



Manche der Kapitelle sind bereits erneuert ...



... oder gar Kopien der Originale,
wie wahrscheinlich diese hier.



Manche Kapitelle haben auch Pflanzenmotive ...



... oder christliche Symbole wie diese Lämmer.



Hier ein Greif - ein Motiv, das öfter auftaucht.



Auch die Kapitelle der Pfeiler der Vorhalle zur Kirche ...



... sind reich geschmückt mit Bestien, ...



... die gerade wilde Tiere reißen, doch auch die Bögen darüber ...



... sind mit Rankenmustern verziert und wiederum
darüber befinden sich Rundbogenfriese.



Die heutige Gestalt des Atriums ...




... stammt aus der Mitte des 12. Jhdts. ...




... und wurde 1174 erstmals als "neues" Atrium erwähnt.



Dann gilt es, die drei Rundbogenportale der Kirche ...



... zu bewundern und deren Türbalken,
der in diesem Falle eine Kopie ist.



Das zerbrochene Original ist hier daneben aufgestellt.



Unter einem schon stark verblassten
Kreuzigungsfresko sind weitere Spolien aufgestellt.



Auch hier sind die Kapitelle kunstvoll gestaltet ...



... und sehr aufwändig gearbeitet.



Hier das nördliche Seitenportal ...




... mit seinem Rundbogenfenster über der Türe ...



... sowie dem Türbalken mit einem Menschen
zwischen einem Bären und einem Löwen.



Links daneben diese Darstellung eines Bischofs,
wahrscheinlich des Hl. Ambrosius.



Rechts daneben ein Hochgrab aus hellem Marmor,
das auf vier schlanken Säulen steht.



Dann geht es weiter zum großen Hauptportal in der Mitte, ...



... das zu beiden Seiten wunderschöne, reich verzierte ...



... Kapitelle mit Pflanzen- und sakralen Tiermustern hat.



Die Säule rechts daneben "kriechen"
ein Bär und ein Stier entlang.



Unglaublich reichhaltig und aufwändig sind
der Türbalken und die Bögen über dem Hauptportal verziert.
 


Auch die beiden Flügel der Holztüre sind alt und wertvoll
und heute hinter Glas geschützt.



Innen war gerade ein Gottesdienst im Gange, ...



... Touristen waren trotzdem geduldet,
 doch man wollte nicht herumgehen und stören.



Hier stößt man auf zwei Säulen,
die angeblich 1007 von Erzbischof Arnolf
als Geschenk des byzantinischen Kaisers
Basileios II. aus Konstantinopel mitgebracht worden sind.




Die bronzene Schlange wurde damals als Abbild
der Ehernen Schlange des Mose angesehen,
war aber vermutlich eher ein antikes Attribut des Gottes Äskulap.



Neben den rotweißen Arkaden und Emporen ...



... fallen die roten Gewölbegurte auf.



Besonders interessant sind die Kapitelle, ...




... die wie schon außen im Atrium auch hier ...



... auf vielfältige und phantasievolle Weise ...



... gestaltet und dekoriert sind.



Neben Bestien und wilden Tieren ...



... sind hier auch christliche Symbole wie das Lamm ...




... und einige Adler zu sehen.



Auf manchen Pfeilern sind sogar
noch mittelalterliche Fresken erhalten.



Die beiden Seitenschiffe der Kirchehaben Emporen 
und sind fast so hochwie das Mittelschiff.



Über der Vierung im Chor ...



... erhebt sich die mehreckige Kuppel, ...



... die auf Konchen, also muschelartige Nischen, gestützt ist.



Zahlreiche Rundbogenfenster lassen hier Licht herein.



Darunter steht der romanische Altarbaldachin
(Zimborium) aus dem frühen 12. Jhdt.
auf vier frühchristlichen Porphyrsäulen.


 

Die Stuckreliefs in seinen Giebeln
zeigen die Schlüsselübergabe an Petrus und
den Missionsauftrag an Paulus an der Westseite, ...



... Ambrosius zwischen den Heiligen Gervasius
und Protasius an der Ostseite, ...



... den Hl. Benedikt auf der Süd- und vielleicht
die Hl. Scholastika auf der Nordseite.



Bischof Angilberto II. stiftete um 846
einen goldenen Altarvorsatz, den "Paliotto",
laut einer Inschrift das ein Werk eines gewissen Volvinius.



Dieser ist die weltweit einzige erhalten gebliebene
karolingische Altarverkleidung.




Das Mosaik in der Kalotte dahinter wurde im 11. oder 12. Jhdt.
aus Fragmenten des 8. bis 9. Jhdts. neu kombiniert
und immer wieder erheblich ergänzt und restauriert,
zuletzt nach den erheblichen Bombenschäden von 1943.



Die zentrale Christusdarstellung ist aber aus jüngerer Zeit.



Sie wird flankiert von den beiden Märtyrern
Gervasius und Protasius ...



... sowie den Erzengeln Michael und Gabriel.



Unweit davon befindet sich die Kanzel, ...



... die zwischen 1204 und 1212 warhscheinlich
aus ehemaligen Chorschranken
über einem um 390 geschaffenen
frühchristlichen Sarkophag neu errichtet wurde.



Dieser wohl zu Unrecht mit dem Namen
des römischen Heermeisters Stilicho ...


 

... in Verbindung gebrachte Steinsarg ...


 
... ist reich mit Reliefs geschmückt:


 

Diese zeigen Christus als Lehrer der Apostel, ...




... die Himmelfahrt des Elias, Moses mit den Gesetzestafeln,
Büstenmedaillos des ehemals beigesetzten Ehepaars
und die Anbetung der Hl. Drei Könige.



Das Lesepult aus vergoldetem Kupfer aus dem 11. Jhdt.
 symbolisiert die Evangelisten Mathäus (Mensch)
und Johannes (Adler).



Auch die Kapitelle der Säulen, die die Kanzel tragen,
sind mit allerlei Getier verziert, ...



... ebenso wie die Rückseite der Kanzel selbst, ...



... wo oben das Letzte Abendmahl abgebildet ist.



 Südlich des Chorraums befindet sich der Zugang ...



... zur Victorkapelle "S. Vittore in Ciel d’Oro",
was auf diese mit Gold verzierte Kuppel zurückgeht.



Diese frühchristliche Grabkapelle wurde ...



 ... im 15. Jhdt. mit der Kirche verbunden ...


 
... und ist reich mit Mosaiken aus der Erbauungszeit ausgestattet.



 Hier sind Heilige und Märtyrer zu sehen ...



... wie der Hl. Protasius ...

 

 ... und in der Mitte der Hl. Ambrosius,
der Kirchenvater Mailands und Gründer der Kirche.

 

Er ist mit so individuellen Zügen dargestellt,  ...



... dass diese Abbildung von ihm
für weitgehend authentisch gehalten wird.



 Darunter ein Altar mit frühchristlicher Steinplatte.



In der Kirche finden sich die 
sterblichen Überreste zahlreicher Heiliger:


 

Neben den bereits erwähnten Ambrosius, 
Gervasius, Protasius und Victor ...



... auch Marcellina, die Schwester des Ambrosius.



 Außerdem ist Kaiser Ludwig II. in der Kirche bestattet.



 Die Krypta wurde von den Benediktinern
bereits im 8. Jhdt. unter dem Chor errichtet.

 

Oben in der Kirche ist
dieses Rundbogenportal zu sehen, ...



... ein Südportal dient als zusätzlicher Eingang.



Von den Seitenschiffen gehen ...



... einige Kapellen ab.



Durch dieses barockisierte Portal ...



... gelangt man in den Hof im Norden der Kirche, ...



... dessen Arkaden im 15. Jhdt. errichtet wurden.



Hier befindet sich das Oratorio San Sigismondo, ...



... das auf das 11. Jhdt. zurückgeht.



 Hier seine Westseite mit der Vorhalle.



Zum Abschluss noch eine abendliche Aufnahme
dieser einzigartigen Kirche, die ihresgleichen sucht
und wohl noch am ehesten eine Vorstellung davon geben kann,
wie Alt-St. Peter in Rom einmal ausgesehen hat.





Sant'Ambrogio ist ein absolutes Muss

für jeden Romanik-Fan!











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