Sonntag, 5. August 2012



Frankreich, Montmajour (Provence):
Ehemalige Abtei St. Pierre, ab 11. Jhdt.



Wuchtig erhebt sich die ehemalige Abtei ...


 
... mit ihrem Turm "Tour de l'Abbé" oder "Pons de l'Orme" 
(der gute Turm hat nämlich zwei Namen)
auf dem höchsten Hügel des Sumpflandes ...



 ... ca. 4 km nordöstlich von Arles.


 

Die Abtei besteht eigentlich aus mehreren Teilen:

- einer Einsiedelei (11. Jhdt.) mit der Kapelle Saint-Pierre
(die leider weder erwähnt wird noch besichtigt werden kann
und auch hier am Plan nicht zu sehen ist)

- dem mittelalterlichen Kloster (12. Jhdt.) mit der Kirche Notre-Dame
(1140 - 1150, s. ganz vorne "aufgeschnitten")

 - dem Kreuzgang (s. Plan Mitte), 
dessen Kapitelle ins Musée de l’Arles Antique gebracht wurden

- dem Wachturm „Tour de l’Abbé“ (1369 - 1373)

- dem neuen, aber nie fertiggestellten Klosterbau aus dem 18. Jhdt.
(s. im Plan ganz rechts oben)

- und der Kapelle Sainte-Croix,
die ca. 200 m weiter östlich liegt
und daher auch nicht hier auf dem Plan aufscheint



 Montmajour entstand auf einer von Sumpf umgebenen Anhöhe, 
die von König Konrad III. dem Friedfertigen von Burgund (937 − 993) 
als öffentlicher Friedhof bestimmt worden war.



Das Kapitel der Kirche St. Trophime in Arles 
verkaufte das Gelände 949 an eine Adelige, 
die hier das Benediktinerkloster Saint-Pierre stiftete.

Nur etwas später entstand die Einsiedelei 
mit der Kapelle Sain-Pierre.



Die Kirche Notre-Dame entstand im 12. Jhdt. 
auf den Grundmauern einer Vorgängerin,
die zwischen 1016 und 1069 erbaut worden sein soll.

Aufgrund des 1030 erhaltenen Rechts,  
Ablass zu erteilen, den „Pardon de Montmajour“, 
wurde die kleine Abtei Saint-Pierre zu einer vielbesuchten Pilgerstätte, 
die die Einnahmen aus dem Ablass dazu nutzte, 
um die umliegenden Sümpfe trockenzulegen. 

Sie dehnte dann dank einem dichten Netz von bis zu 54 Prioreien 
rasch ihren Einfluss auf Arles und die gesamte Provence aus,
 im 11. Jhdt. wurde sie die Grablege der Grafen der Provence.



 Hier das romanische Portal von Notre-Dame,
das noch von außen ohne Eintrittsgeld zu bewundern ist. 



Diesen Blick auf die Kirche aus 1140 - 1150 
gibt es dann nur noch von innerhalb des ummauerten Geländes:

Der Kirchturm ist leider zerstört worden.



Hier die Ostapsis und darunter die Krypta. 



Nachdem man an der Kassa und den Geschenkartikeln vorbei ist,
betritt man die Anlage durch diesen monumentalen Zugang ...



... zur Krypta Saint-Benoît (St. Benedikt) 
unter der Kirche Notre-Dame.



Eine Rotunde kommt zum Vorschein, ...


... in deren Umgang sich gleich diese ...





... vier weiteren Apsiden befinden.



Hier der Blick auf den Innenraum der Rotunde ...



... mit seinem steinernen Altar in der Mitte.



Über eine große Treppe geht es dann hinauf 
in die ehemalige Kirche Notre-Dame.




Diese ist komplett steinsichtig
und verfügt über keinerlei Ausstattung mehr.




 Noch im 18. Jhdt. soll sie voll ausgestattet gewesen sein
mit marmornen Altären, hölzernem Chor und Kirchenbänken,
Gobelins, Bildern etc.



Dennoch entfaltet allein die Architektur ihre Wirkung
wie hier im südlichen Querhaus.



Hier die große Ostapsis von innen ...



... sowie eine der beiden kleineren Seitenapsiden.



An der Nordseite ...



... ist die gotische Seitenkapelle 
Notre-Dame-La-Blanche angebaut.




Hier befinden noch zwei weitere Nebenräume, ...



... deren ursprünglicher Zweck 
angesichts der Nüchternheit der nackten Steinmauern
nicht mehr erkennbar ist.



Von der Kirche geht es weiter in den schönen Kreuzgang, ...



... der an drei Seiten noch original aus dem 12. Jhdt. erhalten ist.

Der Westflügel fiel leider den Anbauten des 18. Jhdts zum Opfer,
die nie fertig gestellt wurden und hier im Hintergrund hoch aufragen.



An der Südseite sind die alten Konventsgebäude dahinter
auch nur noch teilweise erhalten.



Hier der Nordflügel ...



... mit der Kirche dahinter.



Der Brunnen im Hof ist noch erhalten.



Hinter dem Ostflügel ragt steil der "Tour de l'Abbé" auf.



Während der Westflügel schmucklos ausgefallen ist, ...



... weisen die drei anderen noch ihre Rundbögen auf, ...



... die jeweils durch Zwillingssäulen gestützt sind.



Deren originale Kapitelle ...



... sind heute leider nur noch 
im "Musée de l'Arles antique" zu bewundern.



Die interessanteren Reliefs befinden sich ohnehin
an den Außenwänden des Kreuzgangs
wie hier diese beiden Figuren links und rechts dieses Portals.



Besonders einfallsreich sind die Kapitelle ...



... der Kämpfer der Gewölberippen gestaltet.



Hier sogar ein menschenfressendes Ungeheuer und ein Bär.



Vom Kreuzgang aus ...


 ... gelangt man auch in Nebenräume ...



... wie das ehemalige Refektorium,
das heute für Ausstellungen genutzt wird.



Hier zwei weitere Räume, ...



... die ebenso kahl gehalten sind wie der Rest der Abtei.



Offensichtlich gab es früher eine Wendeltreppe hinauf
in die ehemaligen Konventsgebäude.



Der Blick auf das Refektorium und Dormitorium von außen ...



... so wie auf das umgebende Land, das früher ein Sumpf war,
heute aber dank der Trockenlegung durch die Mönche
als Acker- und Weideland genutzt werden kann.


Den markanten Turm der ehemaligen Abtei darf man besteigen.

Er wurde um 1373 auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofs 
auf Betreiben des Abt-Kardinals Pons de l'Orme erbaut,
daher auch sein zweiter Name "Pons de l'Orme".


Hier zwei der Innenräume des Turms in verschiedenen Geschoßen.



Von der Plattform ganz oben ...



... hat man eine herrliche Aussicht auf den Kreuzgang ...



... wie auf die unvollendeten Gebäude des 18. Jhdts.



Am Fuß des Turms sammelt sich das Regenwasser ...



... in den Mönchsgräbern, 
die früher in den Felsen gehauen worden sind.


 
 
Hinter dem Kreuzgang ragen im Westen ...


 

... die Gebäude aus dem 18. Jhdt. auf:

Der Neubau des Klosters, 
mit dem 1703 unter Leitung von Pierre Mignard begonnen wurde,
konnte nicht zu Ende gebracht werden.

Erst verhinderte ein Brand 1726 die Fertigstellung, 
dann die Halsbandaffäre des Kardinals und Erzbischofs von Straßburg Louis de Rohan, 
der gleichzeitig Titualarabt von Montmajour war.


 
Die neuen Gebäude sollten wohl durch diese Brücke ...



... mit den älteren Konventsgebäuden verbunden werden.

1786 ließ König Ludwig XVI. die Abtei schließen.
Mehrfache Verkäufe der Anlage führten zum Verfall, 
der erst aufgehalten werden konnte, 
nachdem der Maler Jean-Jacques Réattu (1760 – 1833)
den Wachturm erworben hatte.

1872 wurden die Abbrucharbeiten gestoppt
und wenig später begann man mit der Restaurierung.




Leider enthält einem die bezahlte Besichtigung der Abtei
zwei der schönsten romanischen Gustostückerln vor
(eines davon ist wohl hier am Plan rechts unten zu sehen):



An der Südwand außerhalb des Geländes
"klebt" noch der Rest der ehemaligen Einsiedelei
aus dem 11. Jhdt. mit seiner Kapelle Saint-Pierre.



Letztere ist heute durch massive Steinpfeiler gestützt
und sieht dadurch heute so aus.



Bewacht wird sie durch den Hl. Petrus mit seinem Schlüssel.



Das Schönste aber ist die Kapelle Saint-Pierre von innen,
wie sie zwischen 1030 und 1050 entstanden sein soll.



Die zweite romanische Kapelle 
ist zwar von der Abtei aus zu sehen, ...




... doch man muss dann schon genau wissen,
was man da vor sich hat.



Die kleine Kapelle Sainte-Croix stammt aus 1170 - 1180
und steht ca. 200 m weiter östlich.



Leider ist auch sie nicht im offiziellen Besichtungsprogramm enthalten.




Sehr wohl aber eingeschlossen ist diese herrliche Aussicht ...




... über das Umland, das auch diese weißen Camargue-Pferde zeigt, ...




... die hier aber sicher nicht frei herumlaufen,
sondern sich auf einer großen Weide befinden.




Vincent von Gogh hat im Sommer 1888 ein Gemälde gemalt,
das diese Landschaft mit den Ruinen der Abtei links im Hintergrund zeigt:

den "Sonnenuntergang bei Montmajour".






Die Abtei

sowie die beiden weiteren Kapellen 

(außerhalb des Abteigeländes suchen!)

sind auf jeden Fall sehenswert!










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