Freitag, 23. Oktober 2015



Frankreich, Charité-sur-Loire (Nièvre):
Basilika Notre-Dame-de-la-Charité, 
1059 -1107 erbaut.



Von der Loirebrücke ist er schon von Weitem zu sehen:



Der hohe Kirchturm der ehemaligen Abteikirche,
die seit der Französischen Revolution nur noch Pfarrkirche ist.



Bereits um 700 ist in diesem Ort, der früher "Seyr" hieß,
ein erstes Kloster gegründet worden, das aber bald zerstört wurde.

Erst im 11. Jhdt. wurde das Klosterleben wieder aktiviert:
Ein Mönch namens Gerardus wurde von Cluny geschickt,
um das Kloster wieder aufzubauen.
Am 9. März 1107 weihte Papst Paschalis II. 
die neuen Abteikirche "Sanctae Mariae de Caritate" schließlich ein.

Da die Barmherzigkeit (franz. "charité") der Mönche sprichwörtlich war,
wurde bald auch der Ort in "Charité-sur-Loire" umbenannt.



Von der damals errichteten Kirche sind an der Westseite
nur noch das gotisch umgebaute mittlere Portal 
sowie die beiden romanischen nördlichen Portale erhalten.
Die beiden südlichen wurden mehr oder weniger vermauert.



Das nördlichste Portal wurde erst 1924 wieder entdeckt
und hier an seiner Stelle belassen.



Es hat stark unter baulichen Eingriffen gelitten
und wird auch von - aktiven! - Schwalbennestern "verziert".

Es zeigt die Fürbitte Marias bei Christus im Himmel
und im Türsturz die Verkündigung Mariä, die Heimsuchung, 
die Geburt Christi und die Verkündigung an die Hirten.

Das zweite nördliche Portal wurde mittlerweile
aus Erhaltungsgründen ins südliche Querhaus eingebaut.



Der Südturm stürzte bereits 1204 ein
und wurde nicht mehr aufgebaut.

Als 1559 die Abteikirche abbrannte,
hat man auch deren Westteil nicht wieder aufgebaut,
sondern einfach die letzten sechs Joche abgetragen.



So betritt man heute,
wenn man durch das große Mittelportal von einst schreitet, ...



... statt der Kirche nur den Platz "Sainte-Croix",
der in erster Linie als Altstadt-Parkplatz fungiert.



Zwischen dem ursprünglichen Westportal 
(hier ganz links im Bild) ...



... und der heutigen Westfassade (rechts im Bild) ...



... befindet sich heute dieser Platz,
an dem man die ehemalige nördliche Langhauswand
als Vorderfront für Wohnhäuser verwendet hat.



Die heutige barocke Westfassade stammt aus 1695.



An diesem umgebauten Wohnhaus
ist oben noch das Dekor aus dem 12. Jhdt. ...



... vom dem nördlichen Seitenschiff vorhanden.



Auch vor dem Turm, 
der heute in Anlehnung an den Platz "Heiligkreuzturm" genannt wird 
und in dem wohl früher Kreuzreliquien aufgewahrt wurden,
sind oben noch romanische Blendarkaden vorhanden.



Hier die Ansicht vom Nordosten:
Der oktogonale Vierungsturm entsprach ursprünglich in der Höhe 
den Türmen der Westfassade und verfügte über drei Etagen.
Seit dem Brand von 1559 besitzt er nur noch eine.



Hier wurden im Zuge der Ausgrabungen zwischen 1975 und 2005
auch die Fundamente einer Marien- und Allerheiligenkapelle freigelegt
(s. Mauerreste im Vordergrund).

Wie lange dieses dem Hl. Laurent geweihte Gotteshaus bestand,
kann heute nicht mehr nachvollzogen werden.



Am Chor hat sich dieser kleine Profanbau "eingenistet".



 Notre-Dame entstand in zwei Bauphasen:
Zuerst Kirche mit sieben gestaffelten Apsiden im Chorbereich.



Ab der 2. Hälfte des 12. Jhdts. wurden die drei mittleren Apsiden
durch einen Umgangschor mit fünf Kranzkapellen ersetzt.

Das Langhaus wurde verlängert und aufgestockt
und mit einer Doppelturmfassade abgeschlossen.



Das Langhaus hat heute ...



... nur noch eine Länge von vier Jochen, ...



... wirkt aber wegen seines langen Chores immer noch riesig.



Der Chorbereich samt Vierung und Querhaus
ist seit dem 12. Jhdt. fast unverändert überkommen.



Nur die mittlere Kranzkapelle wurde 
durch eine größere gotische ersetzt.



Die beiden Apsiden an den Querhäusern
sowie die anderen vier Kranzkapellen sind 
in ihrem romanischen Zustand erhalten.



Hier der Chorumgang aus der Nähe ...



... sowie der Blick in den hohen Altarraum.



Die Säulen des Umgangs ...



... weisen reich gestaltete Kapitelle ...



... mit allerlei Ungetümern auf.



In den Kranzkapellen sind noch einige romanische Altäre 
von schlichter Gestalt erhalten.


 

In der mittleren, während der Gotik umgebauten Kapelle
werden heute noch Messen abgehalten.



Hier der Blick in die Vierungskuppel ...



... und in die beiden Querhäuser:
Links das südliche und rechts das nördliche.



Im südlichen Querhaus ist auch das besterhaltene Tympanon zu finden,
das sich ursprünglich in einem der fünf Westportale befand.

Es wurde sicherheitshalber hierher versetzt,
damit der weiche Kalkstein, aus dem es geschaffen wurde,
nicht weiter verwittern kann.

Es stellt die Transfiguration Christi
und im Türsturz Szenen aus Jesu Kindheit dar.



Das nördliche Seitenschiff ist interessanter Weise
mit einer einfachen Holzdecke flach eingedeckt worden.



Im Süden des Kirchenkomplexes ...



... ist nach wie vor ein Kreuzgang angeschlossen,
der aber mittlerweile stark modernisiert wurde.



Sehenswert ist auch die benachbarte,
sicher ebenfalls aus dem Mittelalter stammende Herberge,
in derem stadttorähnlichen Durchgang
zahlreiche Schwalbennester mitJungen besetzt waren
und von deren Schwalbeneltern eifrig beflogen wurden.





Eine der außergewöhnlichsten Kirchen (& -reste),

die ich je gesehen habe!









Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen