Italien, Ghilarza (Sardinien, Provinz Oristano):
Kirche San Pietro di Zuri, 1291 fertig gestellt
Diese späteste aller romanischen Kirchen Sardiniens
ist in Zuri zu finden, einem Ortsteil Ghilarzas.
Als 1923 der Stausee Lago Omodeo am mittleren Tirso
der Vollendung entgegenging, musste die Ortschaft Zuri
dem zu dieser
Zeit größten künstlichen See Europas weichen.
Die aus rotem Trachyt errichtete Pfarrkirche zerlegte man
und setzte sie auf der Hochfläche
am Ortsrand des neuen Ortes Zuri wieder zusammen.
Aus der Gründungsinschrift von San Pietro geht hervor,
dass die von
einem "Anselmo di Como"
erbaute Kirche im Jahre 1291 fertig wurde.
Wie sich bei der Versetzung der Kirche herausstellte,
hatte er sie allerdings ohne Fundamente errichtet.
Das hatte zur Folge, dass die Apsis bereits im 14. Jhdt.
erneuert werden musste.
Ihre Dachhalbkugel wurde beibehalten,
während die Wände nach katalanischer Manier
in Form eines halben Hexagons ausgeführt wurden.
Die Entstehung San Pietros in spätromanischer/frühgotischer
Zeit
wird durch die Helligkeit des Innenraums, die weiten
Kleeblattfenster
und die Raumauffassung des gestreckten
einschiffigen
Baukörpers augenfällig.
Länge und Breite stehen im Verhältnis von etwa
4:1 (7,5 × 26,9 m),
bei romanischen Kirchen waren allerhöchstens Werte
von 3:1 üblich.
Im Jahre 1830 musste diese Südwand,
die sich nach außen geneigt hatte, übrigens neu gebaut werden.
Die knolligen, gotischen Kriechblumen
ähnelnden Akanthusblätter, ...
... die die Kapitelle und Gesimse wie hier am Südportal zieren,
bestätigen die zeitliche Einordnung.
Ansonsten war der Baumeister dem romanischen
Stil verhaftet:
Die hohen vollkommen romanischen Blendarkaden der Seitenwände
sind mit den pisanischen, „alla lombarda“ geformten Bögen
an der
Südwand von San Nicola in Ottana vergleichbar.
Einige der Kapitelle der Blendarkaden ...
... weisen auch figürlichen Reliefschmuck auf.
Anselmo di Como war eher Bildhauer als Baumeister,
denn in seinen
Skulpturen, die auch im Rahmen
der lombardischen Plastik des Festlandes
bedeutsam sind,
zeigte er größeres Können.
Seine lombardische Herkunft verrät die Westfassade,
deren glattes Oberteil,
früher mit einem Zwillingsfenster aufgelockert,
massig auf den drei Arkaden
lastet.
Diese sind, noch mehr als die Blendbögen der Seitenwände,
nach
lombardischer Art tief eingeschnitten
und für eine kräftige
Schattenwirkung strukturiert.
Dies zeigt besonders das Reliefband im
Bereich des Architravs,
das Petrus, Maria mit Kind,
die Apostel und eine kniende Klosterfrau
zeigt.
Die kugeligen Figuren mit ihren kräftigen Grundformen, ...
... auf denen
die Details nur als Ritzungen ausgeführt sind,
erinnern sehr an gnomenhafte Formen.
Von Anselmo stammt auch der sardische Rundtanz
(ballo sardo oder su ballu tundu)
am rechten hinteren Eckpfeiler.
(ballo sardo oder su ballu tundu)
am rechten hinteren Eckpfeiler.
Hier ist ein Mensch mit Hunden und Löwen zu sehen, ...
... hier nur ein Kopf mit schemenhaften Ritzungen.
Auffälligster Teil der Fassade
ist der angefügte Glockengiebel.
Dieser schließt etwas eigenwillig
ans Kirchenschiff an.
Auch dieser ist mit Reliefs verziert ...
... wie dieser Figur ganz oben,
die den Hl. Petrus mit seinem Schlüssel darstellt, ...
... sowie diesen alten Mann mit einem Hirsch darunter.
Die Nordseite von San Pietro di Zuri
ist wiederum nur mit Blendarkaden verziert.
Auch sie hat ein Portal, das eher schlicht ist.
Innen ist die Kirche mit Holz
auf Eisentraversen gedeckt.
Die Seitenwände sind schlicht und schmucklos ...
... und nur durch je zwei größere Fenster
pro Seite unterbrochen.
Die außen sechseckige Apsis ...
... ist innen wieder rund gestaltet.
Auffällig sind die beiden Fensterrosetten
links und rechts oberhalb des frühgotischen Mittelfensters.
Vom Baumeister aus Como stammt auch
die rechte Knotensäule mit
Blattkapitell
der gotischen Nische der Apsis,
die linke ist eine spätere
Nachempfindung.
Beide Seitenportale sind innen unauffällig.
Diese Taufschale hat einen hölzernen Aufsatz.
Sehenswert!
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