Dienstag, 17. November 2015


Frankreich, Vézelay (Yonne):
Basilika Sainte-Marie-Madeleine, 1120 - 1150 erbaut.



Schon von Weitem ist der Ort Vézelay mit seinem markanten Kirchenbau
auf dem Hügel im Nordwesten des Naturschutzgebietes Morvan zu erkennen.



Um 858, 859 wurde unten im Ort Saint-Père-sous-Vézelay
eine erste Benediktinerabtei gegründet,
die kurz darauf von Normannen zerstört wurde.



Daraufhin zogen sich die Mönche hier auf den Berg zurück,
der weitestgehend autofrei und nur zu Fuß erreichbar ist.



Sobald man die lange Hauptstraße durch Vézelay bergauf gegangen ist,
steht man vor einem der bedeutendsten romanischen Bauwerke!



Wärend die Kirche selbst von 1120 - 1140 entstand, ...



... wurde die Vorhalle erst 1145 - 1150 erbaut.

Die frühgotische Westfassade stammt gar erst aus 1260
ebenso wie der Südwestturm, der St. Michel genannt wird.

Der Nordturm wurde nicht weiter aufgebaut.



Hier das Tympanon am Außenportal.



 Doch viel berühmter ist das hier ...



... im Narthex (Vorhalle).



Es stellt die Aussendung des Heiligen Geistes
an die Apostel durch Christus dar, ...



... also das Pfingstereignis, und in den kastenartig gerahmten Feldern 
die Völker der Erde, zu denen das Evangelium kommen soll. 


 
Die Nebenportale zeigen Anfang und Ende des irdischen Lebens Jesu: 



Links die Verkündigung, Geburt und Anbetung der Heiligen Drei Könige, ...



... rechts die Emmaus-Erscheinung und die Himmelfahrt.



 Hier noch der Blick durch die Vorhalle zum Haupteingang im Westen.



Hier die Abgrenzung des Mittelschiffs zur Vorhalle,
leider war die Tür des Hauptportals nicht offen wie auf allen bekannten Fotos.



Und dann blickt man in eines der schönsten Kirchenschiffe, ...



... das es überhaupt gibt!



Fast ehrfürchtig schreitet man weiter vorwärts ...



... zum Chor mit Chorumgang, der nach einem Brand
von 1185 – 1215 bereits in frühgotischem Stil errichtet wurde.



Das Kirchenschiff ist über 62 m lang ...



... und beeindruckt u.a. durch den Farbwechsel der Steine bei seinen Rundbögen.



Auch das Querhaus zeigt  bereits ...



... teilweise frühgotische Spitzbögen.



Hier der Chor vom Osten aus gesehen mit seinem Chorumgang, ...



... der über vier rechteckige ...



... sowie über fünf halbrunde Chorkapellen verfügt.



Unter dem Chor befindet sich die Krypta,
die bereits von einer Vorgängerkirche aus karolingischen Zeiten,
also um das Jahr 800 n. Chr., stammen soll.



Sie ist 19 m lang und 9,20 m breit ...



 ... und besitzt ein Kreuzgratgewölbe, ...


 



... das auf zwölf Säulen unterschiedlicher Größe ruht. 


 

Die Krypta enthielt angeblich die Reliquien von Maria Magdalena,
doch hier sind anscheinend immer noch welche vorhanden.



Während die meisten Gewölbe ...



 ... nur weiß gefärbt sind, ...



... ist eines verziert ...



... mit Ziegelornamenten ...



... und einem gemalten Schlussstein.



Auch einige Seitenwände sind verziert.



Wieder oben im Langhaus ...



... ist man fast geblendet ...



... vom strahlenden Weiß und der Architektur dieser Bögen.



Die Rundbögen der Seitenschiffe hingegen
weisen kaum rötliche Steine auf.



Hier der Grundriss der Basilika, ...



... die in ihrem Inneren über insgesamt 118 gestaltete Kapitelle verfügt:

 24 im Narthex und 94 im Kirchenschiff,
die auch alle bestimmte Themen darstellen.



Die Befreiiung des Hl. Petrus.



Die Vision des Hl. Antonius.



Die Versuchung des Hl. Antonius.



Joseph und die Frau des Putiphar.



Die Exekution des Mörders des Königs Saul
in Anwesenheit von David.



Moses und der Tanz um das Goldene Kalb.



Der Kampf der Dämonen.



Daniel in der Löwengrube.



Die Enführung von Ganymed:

Zeus verwandelt sich in einen Adler,
um den jungen, schönen Schäfer zu entführen
und zu seinem Geliebten zu machen.

Dessen Hund versucht vergeblich, diesen festzuhalten.



Der Tod des bösen Reichen.



Die mystische Mühle (1120 - 1140 entstanden).



Dieses eher dunkle Kapitell betitelt sich mit "Der Ratschlag".



Direkt an die Kirche schloss früher im Süden der Kreuzgang an,
von dem nur noch dieser Flügelrest erhalten ist.



Dafür ist der Kapitelsaal noch vollständig ...



... mit seinen romanischen Rundbögen außen ...



... wie innen zu besichtigen.



Die im Vergleich dazu eher filigrane Einwölbung hingegen ...



... scheint erst später erfolgt zu sein.



Interessant ist auch, ...



... dass der Kreuzgang selbst nur ein halbes Gewölbe besitzt.



Die Länge des Kirchenschiffs mit seinen zehn Jochen ...



... ist auch von außen beeindruckend.



Hier ist die deutlich höhere Vorhalle im Westen gut zu erkennen:

Diese hat "nur" drei Joche,
von denen das letzte den Sockel für den Südturm bildet.



Hier noch ein Blick auf die Ostseite mit ihren zahlreichen Kapellen.



 Wenn man Vézelay verlässt, geht es wieder den Berg hinunter
und dieses wunderschöne Bild der Basilika winkt dann zum Abschied.





Unbedingt ansehen,

sobald sich nur irgendeine Möglichkeit dazu bietet!






Und für Interessierte hier noch ein kleiner Abriss 
aus der Geschichte der Abtei,
die auch mit durchaus berühmten Namen verbunden ist:


878 weiht Papst Johannes VIII. die erste karolingische Kirche,
deren Krypta noch heute existiert.
882 werden die Reliquien von Maria Magdalena nach Vézelay gebracht,
woraufhin die Wallfahrt dorthin los geht.

Um 910 wird die Abtei von Sarazenen nieder gebrannt.

Später gab es Konflikte mit den Grafen von Nevers.

Ab 1037 beginnt die Blüte der Abtei,
um die herum die Stadt heranwächst.

Am Ostersonntag, den 31. März 1146, ruft
Bernard von Clairvaux in Vézelay zum 2. Kreuzzug auf.

1165 brennt die Krypta.

1166 erklärt Thomas Becket dem versammelten Volk
seine Differenzen mit dem englischen König
und lässt einige bedeutenden Persönlichkeiten exkommunizieren,
darunter die Bischöfe von Norwich und Winchester.

Ab 1185 werden ein gotischer Chor und ein gotisches Querhaus
in Angriff genommen, ab 1190 ist alles fertig.

Am 2. Juli 1190 brechen von hier
die englische und die französische Armeen zum 3. Kreuzzug auf.

Der Niedergang der Abtei beginnt damit,
dass man im 13. Jhdt. die echten Reliquien von Maria Magdalena
in Saint-Maximin in der Provence findet.

1537 wird die Abtei säkularisiert, Kanoniker werden installiert.

1569 wird die Abtei während der Hugenottenkriege verwüstet.

Im 18. Jhdt. werden die Abteigebäude verkauft oder zum Teil zerstört.
1790 werden die Kanoniker vertrieben,
Sainte-Marie-Madeleine wird einfache Pfarrkirche.

1840 erklärt Prosper Mérimée die Kirchenruine
zum "Monument Historique" und verhindert so den kompletten
Verfall dieses einzigartigen romanischen Juwels.

Gleich daraufhin beginnt der Wiederaufbau,
der bis heute im Gange ist.






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