Deutschland, Minden (Nordrhein-Westfalen):
Dom St. Gorgonius und St. Petrus, 1071 - 1350 erbaut
In der südlichen Altstadt von Minden unweit der Weser
gründete Karl der Große 799 das Domstift zu Minden, ...
... dessen einfache Saalkirche nach einer Brandkatastrophe
952 in ottonischem Stil wieder aufgebaut wurde.
Als auch dieser Bau einem Brand zum Opfer fiel,
wurde der Dom ab 1071 unter Bischof Eilbert neu gebaut.
1152 wurde dessen Westwerk umgebaut, wobei der heutige
Westriegel nach dem Vorbild des Hildesheimer Doms entstand.
Um 1230 begann die spätromanische Erneuerung der Ostteile -
aus dieser
Bauphase stammen das Chorquadrat,
das Querhaus und das
Sakristei-Obergeschoss.
Dabei wurde auch die Außenkrypta abgebrochen
und durch einen Polygonchor ersetzt, der allerdings
ab 1341 wegen ungenügender Fundierung
wiederum komplett neu gebaut werden musste.
Schließlich wurde das Langhaus zwischen 1267 und 1290
zur frühgotischen, dreischiffigen Hallenkirche umgebaut.
Hier das nördliche Querhaus aus hellerem Stein, ...
... in dem diese große Fensterrosette auffällt sowie ...
... das Bischofsportal mit seinen Rundbögen.
In den Langhauswänden beweisen riesige Maßwerkfenster
die hohe Kunstfertigkeit der damaligen Baumeister.
Hier nun das Westwerk von seiner Nordseite, wo der ...
... mächtige Westriegel oben ein romanisches Biforium hat.
Auf der Westseite gibt es auf gleicher Höhe
fünf weitere Zwillingsfenster aus der Mitte des 12. Jhdts.
Davor befindet sich eine Torhalle, ein so genanntes Paradies.
Zwischen den beiden niedrigeren Flankentürmen
wurde das
höhere Glockenhaus aufgerichtet, ...
... das acht kleine Klangarkaden aufweist und ...
... später einen kupfernen Dachreiter aufgesetzt bekam.
Die Vorhalle erhielt um 1160/70 ein Obergeschoss.
Hier alle romanischen Rundbogenfenster der Westfassade
im Überblick - von der Achterarkade ganz oben ...
... über die Dreiergruppe an Biforien darunter bis hin ...
... zur Siebener-Arkadengruppe der Vorhalle mit
ihren schlanken Säulchen und gestalteten Kapitellen.
Am Westwerk fällt weiters der große, geschlossene
Rundbogen über dem Anbau der Vorhalle auf.
Das Paradies ragt deutlich aus dem Westriegel heraus.
Auf der Südseite des Langhauses dominiert
wieder die frühgotische Bauweise.
Man betritt den Dom durch die Vorhalle, deren
drei Bögen mit großen Glasfenstern verschlossen sind.
Hier ist dieses romanische Kapitell zu sehen,
das zu einem Weihwasserspender umgewandelt wurde.
Dann geht es die Treppe hinauf in die eigentliche Kirche.
Diese ist hell und geräumig - der gotische Stil dominiert.
Im Chorraum fallen die bunten Glasfenster auf, ...
... davor hängt seit 1992 eine Kopie des so genannten
"Mindener Kreuzes" aus dem 11. Jhdt.
Das Original befindet sich im Domschatzmuseum
gleich neben dem Dom - mehr dazu später.
Hier die Rosette des nördlichen Querhauses
von innen gesehen mit bunten Akzenten aus Glas.
Hinter dem modern gestalteten Volksaltar erstrahlt ...
... seit 2002 eine Kopie der "Goldenen Tafel" in hellem Glanz,
eines farbig gefassten und teils vergoldeten Flügelaltars,
der auf einer geschnitzten Predella (Sockel) ruht.
In der Mitte des Retabels ist eine Marienkrönung zu sehen,
die von einem Kranz musizierender Engel umrahmt wird.
Das Original steht in Berlin im Bode-Museum
und besteht aus einer Predella aus um 1220,
der um 1425 ein gotisches Retabel aufgesetzt wurde.
Weiters erwähnenswert ist dieser spätromanische Apostelfries
aus um 1250 im südlichen Querhaus, der Rest eines Lettners ist.
In der Mitte der vierzehn Figuren
thronen Jesus Christus
mit einer aufgeschlagenen Bibel und zu seiner Rechten
Maria mit einem Lilienstab.
Um sie herum sind elf Apostel gruppiert, anstelle
des zwölften Apostels hat der Künstler rechts außen
den
Dompatron Gorgonius dargestellt.
Auch fällt diese bereits gotische Malerei
am unteren südwestlichen Vierungspfeiler auf.
Auf der Westseite des Langhauses hängt an der Wand ...
... eine mächtige Orgel aus dem Jahr 1996.
Leider verdeckt diese die dreibogige romanische
Arkade des Westriegels zum Langhaus.
Hier ein Grundriss des Doms mit den
jeweiligen Entstehungszeiten der Gebäudeteile:
(chronologisch geordnet)
A - hellgrün: Paradies aus um 1071
B - hellgrün: Andachtskapelle auch aus um 1071
G - orange: Sakramentskapelle aus um 1071
D - hellblau: Querschiff aus um 1230
E - rosa: Chorquadrat aus um 1250
C - gelb: Langhaus aus um 1290
F - violett: Chorpolygon aus um 1350
Während der Dom nach seinen Umbauten
nahezu 600 Jahre unverändert blieb,
wurde er im Zweiten Weltkrieg am 6. Dez. 1944
durch einen Sprengkörper stark zerstört.
Ab 1950 baute der Mindener Dombauverein
den Dom wieder weitestgehend original auf.
Nett anzusehen ist auch dieses Modell
des historischen Stadtkerns von Minden, ...
... bei dem der Dom durch seine Größe heraussticht.
Unweit davon die alte Brücke über die Weser,
hinter der der Hl. Gorgonius als Schiffer dargestellt ist.
Zum Abschluss noch Aufnahmen des Mindener Kreuzes,
das um 1070 in der Helmarshausener Werkstatt entstand
und dessen Orginal im Domschatzmuseum zu sehen ist.
Sein Korpus ist in sechs Teilen gegossen und war
ursprünglich vergoldet, die Augäpfel sind aus Silber.
Das Lendentuch ist in Niello-Technik
gefertigt.
Obwohl erst ab 1950 wieder aufgebaut
ist der Mindener Dom sehenswert!
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